Sogenannte Privy Marks sind vor allem für Numismatiker (Münzsammler oder Personen, die sich mit Geld und Tauschmitteln beschäftigen) von besonderem Interesse, aber falls Ihre Edelmetallbestände Münzen umfassen, lohnt es sich auch für Sie, weiterzulesen.
Zunächst ist es wichtig, das Münzzeichen zu verstehen. Dabei handelt es sich um die individuelle Gravierung der Prägestätte auf der Münze, die anzeigt, wo die Münze hergestellt wurde. Meist ist das ein einfacher Buchstabe: In den USA steht beispielsweise D für Denver, P für Philadelphia, S für San Francisco und W für West Point Mint. Allerdings tragen nicht alle Münzen ein solches Münzzeichen – die meisten Münzen der Philadelphia Mint weisen z. B. keines auf.
Ein Privy Mark ist dagegen mehr als eine bloße Herkunftsbeschreibung und betont stattessen die Einzigartigkeit der Münze und ihrer Herstellungsweise. Das bedeutet, dass dieselbe Prägeanstalt Münzen mit verschiedenen, speziellen Privy Marks produzieren kann. In den Vereinigten Staaten ist diese Praxis nicht weit verbreitet, aber in vielen anderen Ländern (insbesondere in Kanada und Australien) stellt sie eine Möglichkeit dar, das Design zu verbessern und den Vermarktungswert und das Sammelinteresse zu steigern – und damit auch den monetären Wert.
Wenn ein Privy Mark verwendet wird, verzichtet man typischerweise auf den einzelnen Buchstaben des Münzzeichens, zugunsten eines interessanteren und bedeutungsvolleren Symbols wie z. B. eines Tiers. Die Royal Canadian Mint ist in dieser Technik besonders versiert. Sehen wir uns dies am Beispiel der Anlagemünze Silver Maple Leaf einmal genauer an.
Zum 100. Jahrestag des Ersten Weltkriegs prägte die Royal Canadian Mint im Rahmen ihres Gedenkens ein Privy Mark in Form eines Mark-V-Panzers auf das Silver Maple Leaf. Dabei handelte es sich um den ersten schweren Panzer Großbritanniens, der von nur einer Person gelenkt werden konnte, wodurch die übrige Besatzung frei wurde, um Schusswaffen abzufeuern. Heute existieren noch elf Mark-V-Panzer, darunter auch Nummer 9591, welche von Kompanie A des 301. US-Panzerbatallions beim Angriff auf die Siegfriedstellung am 27. September 1918 eingesetzt und dabei von einer Granate getroffen wurde. Der Panzer wurde zur Reparatur in die USA geschickt, wo er nun in der Sammlung des National Armor and Cavalry Museum in Fort Benning, Georgia, zu sehen ist.
Das Privy Mark einer einzelnen Silbermünze erzählt diese gesamte Geschichte. Vielleicht können Sie nun etwas besser verstehen, welchen Wert ein solches Zeichen für einen Sammler oder jemanden mit persönlichem oder historischem Interesse haben kann. Ein Münzhändler berechnet vielleicht nur den Standardpreis, entsprechend des Edelmetallgehalts der Münze. Bei einer Auktion steigen die Gebote aber wahrscheinlich in Abhängigkeit von der Größe der Auflage und den Empfindungen, die der oben beschriebene geschichtliche Hintergrund hervorruft.
Ist ein Privy Mark das zusätzliche Aufgeld wert, das mit ihm einhergeht? Das müssen Sie selbst entscheiden. Sicher ist, dass Privy Marks der Münze einen gewissen Symbolismus verleihen, der auch auf die Einzigartigkeit einer bestimmten Auflage hinweisen kann.