Historisch betrachtet war ein Goldzertifikat eine Eigentumsurkunde, die gegen eine bestimmte Menge an physischem Gold eingetauscht werden konnte. In den Vereinigten Staaten waren die Banknoten beispielsweise zwischen 1863 und 1933 mit Gold gedeckt.
Heute ist ein „Goldzertifikat“ dagegen ein Finanzprodukt, das vor allem Banken ihren Kunden anbieten, wenn diese in Gold investieren wollen.
Durch die Bankenregulierung sind Banken verpflichtet, einen Teil ihrer Vermögenswerte in einer Form vorzuhalten, die es ihnen ermöglicht, in Krisenzeiten schnell Liquidität zu beschaffen. Gold als äußerst liquides Asset erfüllt diese Anforderungen perfekt. Wenn Sie Geld auf ein Bankkonto einzahlen, werden Sie zum Kreditgeber der Bank, die Ihnen anschließend Geld schuldet. Das gleiche geschieht, wenn Sie ein Goldzertifikat erwerben: Die Bank schuldet Ihnen Gold, aber das Gold gehört Ihnen nicht.
Für die Bank ist der Verkauf von Goldzertifikaten eine Win-Win-Situation: Sie verdient eine Provision mit dem Verkauf und fügt ihren Reserven gleichzeitig Gold hinzu. Damit kann sie nun erneut ihre spekulativen Positionen am Markt erhöhen.
Vielleicht haben Sie angenommen, dass Ihr Gold in einer Bank sicher sei. Das ist jedoch nicht der Fall. Ihre Bank wird Ihr Gold als Sicherheit für Spekulationen nutzen. Und falls die Bank pleitegehen sollte, könnten Sie alles verlieren.
Ein solches Investment bringt weitere Probleme mit sich. Das „100% Goldzertifikat“ der BNP Paribas legt z. B. explizit fest, dass die Bank Sie nach 10-tägiger vorheriger Ankündigung entschädigen kann. Anders gesagt: Wenn die Bank Ihr Gold benötigt, kann sie Ihre Bestände verkaufen, ohne Sie vorher um Erlaubnis bitten zu müssen.
Darüber hinaus handelt es sich bei den physischen Beständen, mit denen die Goldzertifikate gedeckt werden, normalerweise um Gold in Sammelverwahrung. Das bedeutet, dass Sie nur gewisse Anteile an größeren Goldbarren besitzen, Ihnen aber keine Goldprodukte eindeutig zugeordnet sind, deren Herausgabe Sie verlangen könnten.
Bevor Sie Gold von Ihrer Bank oder einer anderen Finanzinstitution kaufen, stellen Sie sicher, dass Sie eine personalisierte Besitzurkunde erhalten. Dieses Dokument sollte neben Ihrem Namen auch die Seriennummern der betreffenden Barren enthalten. Das ist die einzige Garantie, dass zwischen Ihnen und Ihrem Gold kein Zwischenhändler steht, und dass Sie eindeutig zugewiesene Edelmetallprodukte besitzen.