Da die weltweite Nachfrage nach Gold ein neues Rekordniveau erreicht, gewinnt Recycling als umweltfreundliche und strategische Alternative zum Bergbau zunehmend an Bedeutung. Im Jahr 2024 überschritt die jährliche Goldnachfrage die Marke von 4.974 Tonnen, angetrieben von Investitionen, Schmuck und umfassenden Käufen der Zentralbanken. Die Minenproduktion konnte jedoch nur 3.661 Tonnen des gelben Metalls liefern, trotz eines leichten Anstiegs im Vergleich zum Vorjahr. Daher wurde das Angebot erneut durch Recycling ergänzt, dank dessen 1.370 Tonnen Gold erneut an den Markt gebracht werden konnten.
Gold ist kein Rohstoff wie jeder andere: Es wird nicht verbraucht. Sobald es abgebaut ist, wird es Teil des weltweiten Bestandes von schätzungsweise mehr als 201.000 Tonnen, der langsam, aber kontinuierlich wächst. Dieser Bestand in Form von Barren, Münzen, Schmuck oder Industriegold stellt eine ständige Reserve dar, die jederzeit wieder an Markt kommen kann, insbesondere in recycelter Form.
Anders als bei Öl oder Kupfer hängt die Knappheit von Gold also nicht mit seinem Verschwinden, sondern mit seinem Besitz zusammen. Es sind die Entscheidungen der Inhaber – Privatpersonen, Investoren, Zentralbanken – die das kurzfristig verfügbare Angebot und damit den Preis beeinflussen.
2024 machte wiedergewonnenes Gold fast 28 % des gesamten Angebots aus. Das Recycling speist sich hauptsächlich aus zwei Quellen:
Im ersten Fall werden die Objekte (die häufig aus einer 14- oder 18-karätigen Goldlegierung bestehen) bei über 1000 °C geschmolzen, um das reine Gold zu gewinnen. Dieses wird dann zu Barren oder Schmuck verarbeitet oder in der Industrie wiederverwendet. Die Branche ist in vielen Ländern gut etabliert und erlebte nach der Krise 2008 mit dem Aufkommen von Goldankaufsgeschäften einen starken Boom. Allerdings hat dieses Wachstum auch zu Missbrauch geführt, da einige skrupellose Akteure nicht davor zurückschrecken, den Wert des angekauften Goldes zu niedrig anzusetzen.
Der zweite Fall, d. h. das Recycling von Elektronikschrott, entwickelt sich zunehmen zu einer strategischen Herausforderung. Eine Tonne alter Computer kann bis zu 230 Gramm Gold enthalten, hauptsächlich in Konnektoren und Leiterplatten. Obwohl die Rückgewinnung dieses Goldes komplex und teuer ist, bietet sie einen vielversprechenden Weg, um unsere Abhängigkeit vom Bergbau zu verringern.
Die Minenproduktion von Gold geht mit großen Umweltherausforderungen einher. So erfordert die Gewinnung von 100 Gramm Gold etwa:
und verursacht einen CO₂-Fußabdruck von etwa 1 Tonne.
Darüber hinaus werden in vielen Teilen der Welt beim handwerklichen oder illegalen Abbau immer noch extrem umweltschädliche Techniken eingesetzt. Die Verwendung von Quecksilber, insbesondere im Amazonasgebiet oder in Westafrika, führt zu einer dauerhaften Verseuchung von Böden und Wasserläufen und hat schwerwiegende Folgen für die lokale Bevölkerung.
Angesichts dieser Auswirkungen scheint Recycling die beste Lösung zu sein. Es ermöglicht, die Minenförderung zu begrenzen, die damit verbundene Umweltverschmutzung zu verringern und gleichzeitig die steigende Nachfrage zu befriedigen, ohne die natürlichen Ressourcen zu gefährden.
Bei der Wiedergewinnung von Gold werden zwar große Fortschritte erzielt, doch auf globaler Ebene ist das Recycling noch nicht ausreichend strukturiert. Die Sammel-, Aufbereitungs- und Verwertungswege sind je nach Region sehr uneinheitlich. In den Industrieländern ist die Infrastruktur zwar vorhanden, aber das Angebot an gebrauchtem Schmuck ist begrenzt. In den Schwellenländern ist das potenzielle Volumen groß, aber die Wege zur Wiederverwertung des Goldes sind manchmal informell oder sogar illegal.
Perspektiven für die künftige Entwicklung des Sektors ergeben sich insbesondere aus:
Das Recycling von Gold ist mehr als eine bloße Ergänzung zum Bergbau: Es wird zu einem strategischen Faktor, der an der Schnittstelle zwischen wirtschaftlichen, ökologischen und geopolitischen Herausforderungen angesiedelt ist. In Zeiten zunehmender Ressourcenknappheit und eines wachsenden Umweltbewusstseins muss die Wiederverwendung von bereits gefördertem Gold zur Selbstverständlichkeit werden.