„Barbarisches Relikt“ – so bezeichnete Keynes Gold. Das beweist, dass er nicht viel vom Konzept des Wertes verstand, was im Übrigen auch aus seinem Gesamtwerk nur allzu deutlich hervorgeht.

Auf die grob vereinfachende Frage, die mir oft gestellt wird – Warum besitzt Gold einen Wert, wenn es zu nichts Nutze ist? – antworte ich immer, dass es einen Wert hat, weil alle denken, dass es einen hat. Das ist alles.

Diejenigen, die wie die Keynesianer Gold aus dem Geldsystem „entfernen“ wollen, setzen eine derart katastrophale Politik um, wenn sie erst einmal an der Macht sind, dass der Goldpreis jedes Mal förmlich explodiert… Sobald Sie einen Zentralbanker vom Überfluss der Ersparnisse reden hören, welcher eine Fortsetzung der negativen Realzinsen notwendig mache, um die „Euthanasie des Rentiers“ vorantreiben zu können, wissen Sie also, dass Sie es mit einem Keynesianer zu tun haben, und dass es an der Zeit ist Gold zu kaufen – selbst wenn das gelbe Metall in Ihnen keine Leidenschaft hervorruft. So ist das bei mir.

Keynes mochte Gold nicht, aber Gold liebt die Keynesianer.

Das zeigt uns die erste Grafik:

 

Goldkurs und negative Realzinsen der 3-monatigen US-Staatsanleihen

Goldpreis je Unze in New York

Rot hinterlegte Abschnitte: negative Realzinsen

 

 

 

Erste Bemerkung: Wenn die Keynesianer an der Macht sind, werden die Realzinsen negativ, die Grafik ist rot eingefärbt und man muss Gold besitzen.

Wenn die Realzinsen wieder in den positiven Bereich steigen (die Keynesianer verlieren ihre Macht), können Sie Ihr Gold verkaufen.

Meiner Einschätzung nach werden Sie es noch eine ganze Weile behalten…

Der wichtigste Vorzug von Gold ist, dass es Sie vor keynesianischen Zentralbankern schützt, die glauben, dass der Staat Ihr Geld besser zu verwalten wüsste. Das ist kein unbedeutender Punkt!

Aber das ist noch nicht alles.

Gold ist, wie ich in diesen Artikeln mehrfach erklärt habe, ein antifragiler Vermögenswert.

Dies führt mich zu Nassim Taleb, der das naturgegebene Talent hat, Dinge zu erkennen, die alle anderen bis dahin nicht gesehen haben.

Beginnen wir mit einem fragilen Asset wie beispielsweise den Aktien.

Dieses Asset hat einen Preis, der sich praktisch jede Sekunde ändert, aber meistens sind die Schwankungen relativ gering.

Wenn die Amplitude der Schwankungen im Laufe der Zeit zunimmt, wird der Kurs dieses Assets fallen und ich betrachte es als fragil.

Das Ärgerliche daran ist, dass sich während eines großen Markteinbruchs alle Aktienkurse zu bewegen beginnen und gleichzeitig fallen. Man handelt sich eine schallende Ohrfeige ein, denn eine Streuung zwischen verschiedenen Aktien nützt in diesem Moment gar nichts mehr.

In einem alten Börsenwitz heißt es: Das Einzige, was während eines großen Crashs steigt, ist die Korrelation zwischen den Kursbewegungen der Aktien.

In dieser Situation benötigt man antifragile Aktiva, d. h. Vermögenswerte, deren Kurs mit zunehmender Volatilität steigt, statt zu fallen.

Eines dieser Assets ist Gold, wie unsere zweite Grafik belegt. Ein anderer antifragiler Vermögenswert sind heutzutage die 10-jährigen chinesischen Staatsanleihen, und vielleicht auch noch die 10-jährigen US-Anleihen.

Wenn an den Börsen Unruhe herrscht (blau hinterlegte Abschnitte, in denen der Volatilitätsindex VIX bei über 27 liegt), straucheln die Aktien, während Gold tendenziell steigt. Das können wir zum Beispiel für den Zeitraum von 2000 bis März 2003 feststellen:

 

Fragilität und Antifragilität von Januar 2000 bis März 2003

Blau hinterlegte Abschnitte: Phasen mit erhöhter Volatilität an den Aktienmärkten

Goldkurs indexiert bei 100, ab Januar 2000

Globaler Aktienindex MSCI 

 

 

Eine Goldinvestition hätte Ihr Portfolio zu dieser Zeit auf wunderbare Weise diversifiziert, sofern der Goldanteil rund 25 % betrug und Sie Ihr Portfolio am Ende jedes Quartals ausbalancierten.

Das führt mich zur dritten Frage: Warum ist der Goldkurs bisher nicht gestiegen? Darauf gibt es mehrere Antworten.

  • Erstens ist Gold eine Versicherung gegen eine Finanzkatastrophe.

Nun erklären uns die Zentralbanken aber pausenlos, dass sie alles tun werden, um eine solche Katastrophe zu vermeiden, indem sie so viel Geld drucken werden, wie nötig ist.

Der Goldpreis steigt also nicht, weil die Zentralbanken jede Baisse an den Märkten verhindern – bis zu dem Tag, an dem sie das nicht mehr können, weil die Inflationsraten explodieren.

An diesem Tag wird es schwierig sein, das Aufwärtspotenzial von Gold bewerten.

  • Zweitens sind die chinesische Notenbank und die Führung des Landes überzeugt, dass die geldpolitischen Experimente in Europa und den USA nicht gut enden werden, und dass die einzige Lösung eine Rückkehr zu einer Form des Goldstandards sein wird.

In diesem Szenario benötigt China so viel Gold wie möglich, um die Glaubwürdigkeit seiner Währung zu untermauern.

Das Land hat daher großes Interesse daran, dass der Goldpreis nicht sofort und nicht zu schnell steigt, um seine Käufe in Ruhe fortsetzen zu können.

  • Drittens fürchten die Fed und die EZB eine plötzliche Aufwärtsbewegung des Goldkurses, denn dies wäre ein Zeichen, dass die Märkte den Glauben an die Notenbanken verloren haben.

Aus diesem Grund müssen die beiden großen Zentralbanken Gold auf brutale Weise abverkaufen, und zwar Samstag- oder Sonntagnacht, wenn das Handelsvolumen verschwindend gering ist und jede Verkaufsorder einen deutlichen Kursrückgang auslöst.

Fassen wir zusammen: Eine explosive Goldhausse ist in nicht allzu ferner Zukunft praktisch garantiert, ABER kurzfristig käme eine solche Aufwärtsbewegung niemandem gelegen.

Folglich passiert vorerst nichts. Man muss sich jedoch ganz deutlich bewusst machen, dass diejenigen, die Gold zum Schutz vor einer Baisse des Dollars oder des Euros kaufen wollen, zweifellos den Startschuss geben werden, wenn die Aktienkurse zu fallen beginnen. Die chinesische oder die russische Zentralbank werden anschließend nach Belieben auf das Gaspedal treten können, um die Fed und die EZB zu destabilisieren.

Sobald die Märkte zu fallen beginnen, geht die Verantwortung auf China und Russland über. Insbesondere, wenn die Energiepreise weiter steigen, denn eine solche Teuerung wird einen Einbruch der Aktienmärkte in Europa und den USA – und damit einen Anstieg des Goldpreises – unvermeidlich machen.

Für alle, die können, ist jetzt die Zeit gekommen, die Goldinvestitionen im Portfolio aufzustocken, welches bereits eine starke Position in chinesischen Anleihen und einen angemessenen Goldanteil beinhalten sollte.

Es ist mit Sicherheit keine schlechte Idee, einen kleinen Teil der chinesischen Anleihen zu verkaufen, um dafür Gold nachzukaufen, solange sichergestellt ist, dass die Aktienanteil nicht mehr als 50 % des Portfolios ausmacht. Ist das der Fall, sollte diese Position verringert werden.


Originalquelle: Institut Des Libertés