Stehen wir kurz vor einer Explosion des Anleihenmarktes, die ihren Ursprung im Ende der Umtauschbarkeit von US-Dollar in Gold hat, das Richard Nixon am 15. August 1971 verkündete? Nach dieser Entscheidung und der durch den ersten Ölpreisschock ausgelösten Explosion der Haushaltsdefizite begannen die Staaten, bei spezialisierten Rating-Agenturen um die Bewertung ihrer Kreditwürdigkeit zu bitten. Alle erhielten zunächst die höchste Bewertung, das berühmte AAA, da die Vorstellung, dass ein Land bankrottgehen könnte, damals undenkbar erschien. Seitdem wurden die meisten Länder herabgestuft – auch die USA – während die Staatsschulden schwindelerregende Höhen erreichten. Aber was soll's, ein Staat muss seine Kredite ja nicht zurückzahlen!
Doch genau dieser Markt könnte nun kollabieren. Selbst wenn man die globale Leitwährung herausgibt – sowohl für Reserven als auch für Transaktionen – keine glaubwürdige Alternative in Sicht ist und man zudem die größte Wirtschaftsmacht der Welt ist, kommt irgendwann der Zeitpunkt, an dem die weltweiten Ersparnisse nicht mehr ausreichen, um die Schulden zu finanzieren. Die Zinssätze für langfristige US-Anleihen (10, 20, 30 Jahre) steigen gefährlich an und erreichen oder überschreiten die 5-%-Marke, während die Inflation offiziell besiegt ist. In der vergangenen Woche stieß die Auktion 20-jähriger US-Treasuries auf eine schwache Nachfrage, die weit hinter den Erwartungen zurückblieb, und löste allgemeine Nervosität an den Zinsmärkten aus. Auch in Japan, dessen staatliche Schulden 260 % des BIP entsprechen, führen die kletternden Zinsen zu Problemen.
2025 könnte das Jahr der Krise werden: Die Vereinigten Staaten müssen Schulden in Höhe von 9 Billionen US-Dollar refinanzieren – ein Viertel ihrer insgesamt ausstehenden Schulden – und gleichzeitig ein jährliches Haushaltsdefizit von 1,9 Billionen US-Dollar finanzieren. Eine wahre Schuldenwand, die auf das Land zukommt. Und dann sind da noch Japan, Frankreich (größter Kreditnehmer der Eurozone) etc. Wird diesem Finanzierungsbedarf eine ausreichende Nachfrage gegenüberstehen? Das ist keineswegs garantiert, denn die steigenden Zinsen für amerikanische und japanische Staatsanleihen scheinen genau auf das Gegenteil hinzudeuten.
Es braucht gar nicht zu einem Zahlungsausfall oder einer Zinsexplosion zu kommen – selbst ein einfacher Verlust der Glaubwürdigkeit hätte gravierende Folgen für den US-Schuldenmarkt. Denn es handelt sich hier nicht um einen Vermögenswert unter vielen, sondern um den Referenzwert schlechthin. Wie Laurent Maurel auf GoldBroker.com erklärt, sind die US-Anleihen das Fundament, auf dem die Finanzwelt ruht:
- Die US-Treasuries dienen als Sicherheit, da sie sehr liquide und risikolos sind. Sie sind die Referenzgröße unter den finanziellen Sicherheiten. Wenn sie volatil werden, beginnt alles, was auf ihnen aufbaut, zu wackeln...
- Beim traditionellen Portfoliomanagement wird ständig zwischen Aktien und Anleihen entschieden, wobei sich die Kurse dieser Aktiva normalerweise in entgegengesetzte Richtungen bewegen. Verlieren die Anleihen jedoch ihre stabilisierende Funktion, steht das gesamte Modell in Frage und Unsicherheit macht sich breit. Die Lösung besteht in einer Hinwendung zu Gold – ein Trend, der bereits zu beobachten ist, wie ich in einem früheren Artikel erklärte.
- Die langfristigen Verbindlichkeiten der Rentenfonds beruhen auf relativ stabilen und vorhersehbaren Renditen. Aber: „Wenn die Zinsen schnell steigen, sinkt nicht nur der Wert der Anleihen im Portfolio, sondern es wird auch teurer, die zukünftigen Verbindlichkeiten zu erfüllen. Dies kann zu gefährlichen Ungleichgewichten führen“.
- Mehr als 60 Länder weltweit haben ihre Währungen mehr oder weniger an den US-Dollar gekoppelt, angefangen bei China (das die Wettbewerbsfähigkeit seiner Exporte sichern will), den Öl produzierenden Ländern im Nahen Osten (weil sie ihr Öl in Dollar verkaufen), der Karibik (ihre Haupteinnahmequelle ist der amerikanische Tourismus), Hongkong und Singapur (Drehscheiben des internationalen Handels), Kanada (mit der Wirtschaft seines Nachbarlandes verbunden) usw. Diese Parität wird mit Hilfe von US-Staatsanleihen aufrechterhalten, die als Sicherheit und zur Justierung der Kurse dienen. Wenn sie zu volatil werden, muss die Zentralbank des Landes auf ihre Devisenreserven zurückgreifen, wobei die Gefahr besteht, dass diese schnell aufgebraucht werden und eine Finanz- und Wirtschaftskrise auslösen (Asienkrise 1997). [Nebenbemerkung: Wir befinden uns eigentlich immer noch in einem Regime fester Wechselkurse, wenngleich diese flexibler sind als vor 1971. Der Dollar bleibt die Referenzgröße, und sogar die EZB berücksichtigt dies, wenn sie ihren Leitzins ändert].
Kurzum, eine große Unsicherheit in Verbindung mit den US-Treasuries würde sich sofort auf eine Vielzahl von Finanzprodukten, Portfolios und Rentenfonds auswirken und über die Wechselkurse auf Dutzende von Ländern weltweit übertragen. A Perfect Storm! Die Fed könnte die Krise hinauszögern, indem sie die Notenpresse anwirft, allerdings mit dem Risiko, dass die Inflation wieder anzieht. Die kommenden Monate werden entscheidend sein, und angesichts dieses Risikos ist physisches Gold – ebenso wie Bitcoin, für diejenigen, die sich von seiner Volatilität nicht abschrecken lassen – bei weitem nicht zu teuer.
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