Es ist allgemein bekannt, dass Donald Trump einen groß angelegten Handelskrieg gegen die ganze Welt begonnen hat. Doch wer weiß schon, dass die Zentralbanken rekordverdächtige Mengen an Gold kaufen? Vielen ist bekannt, dass die USA Einfuhren aus Europa ab dem 1. August mit Zöllen von 30 % belegen. Aber wer weiß schon, dass China seine Goldkäufe fortsetzt, mit größtmöglicher Diskretion? Diese Entwicklungen sind eng miteinander verbunden, werden aber dennoch nicht auf die gleiche Weise behandelt.
Gold stößt bei Fachleuten auf wachsendes Interesse, ist aber in der breiten Öffentlichkeit immer noch wenig populär. Die Folge: Nur 1 % des weltweiten Vermögens ist in Gold investiert. Die geringe Popularität des gelben Metalls ist auf verschiedene Faktoren zurückzuführen. Erstens ist Gold kein Tauschmittel mehr. Seine historische Rolle als Währung verlor es 1971, als das Ende des Bretton-Woods-Abkommens im weiteren Sinne auch das Ende des Goldstandards bedeutete. Kein Staat hat daher Interesse daran, dass seine Bürger Gold anhäufen: Dies würde das Vertrauen in die Währung verringern, die gesetzliches Zahlungsmittel ist. Zweitens entzieht sich Gold naturgemäß jeglicher staatlicher Kontrolle. Anleger können das gelbe Metall von privaten Anbietern kaufen und unter Wahrung größtmöglicher Diskretion besitzen. Die Kontrollbestrebungen des Staates, der von Natur aus die Ausgaben seiner Bürger überwachen muss, werden auf diese Weise durchkreuzt. Wenn die öffentlichen Finanzen wie heute eine Zeit der Krise erleben, ist es offensichtlich, dass jede Investition in Staatsschulden wesentlich profitabler wäre als in persönliche Vermögenswerte wie Gold, die vom Staat nicht kontrolliert werden können. Aus diesem Grund strebt Trump in den USA ein Gesetz über Stablecoins an, den sogenannten Genius Act, demzufolge jeder in diese Kryptowährungen investierte Dollar mit US-Schuldtiteln unterlegt werden soll (Gold wiederum hat nach wie vor eine zu große historische Macht, um das gleiche Schicksal zu erleiden).
Voreingenommenheit und geringe Kompetenz in Finanzfragen sind weitere Erklärungsansätze. Gold ist ein Vermögenswert, der auf eine fast 5000-jährige Geschichte zurückblicken kann. Das Edelmetall hat Jahrhunderte und Zivilisationen überdauert, wurde auf vielfältige Weise als Tauschmittel eingesetzt und blieb zentraler Ankerpunkt aller Währungssysteme. Doch nur sehr wenige haben heute noch Kenntnis davon. Genauso wie der Ethnozentrismus uns daran erinnert, dass wir alles durch die Augen unserer eigenen Kultur beurteilen, vergessen wir gerne, dass das, was heute existiert, nicht immer so war und auch nicht von ewiger Dauer ist. Wir vergessen, dass Papier- oder Digitalgeld nach historischen Maßstäben erst seit Kurzem existiert und dass es sich dabei lediglich um ein Werkzeug handelt, dass die Währung unterstützen soll. Für diese war Gold jedoch Jahrtausende lang der entscheidende Maßstab. Wir vergessen auch, um Voltaire zu zitieren, dass jedes Fiatgeld einen inneren Wert von null hat, während der Wert von Gold von seinem tatsächlichen Gewicht abhängt. Diese Erklärung ist wenig bekannt, da die finanzielle Bildung und Kultur in den meisten Ländern (vor allem in Frankreich) begrenzt ist.
Selbst diejenigen, die sich der historischen Bedeutung von Gold bewusst sind, missachten seinen Wert manchmal aus kulturellen oder finanziellen Gründen. Zwischen den verschiedenen Kontinenten bestehen zudem ausgeprägte Unterschiede: In Europa ist Gold nur sehr wenig vertreten, während es in Asien vor allem aus kulturellen Gründen ein begehrter Vermögenswert ist. Darüber hinaus ist zu beachten, dass die Trends, die wir heute beobachten, insbesondere die massiven Goldkäufe der Zentralbanken des sogenannten „globalen Südens“ (oder Ostens), lediglich die bestehenden geopolitischen Machtverhältnisse widerspiegeln. Da sich das Zentrum der Weltwirtschaft von den westlichen Ländern zu den BRICS-Staaten verlagert, die mittlerweile 30 % des weltweiten BIP erwirtschaften (und damit mehr als die G7-Staaten), horten die Länder der multipolaren Allianz mehr Gold. Angesichts der aktuellen Ereignisse ist es nur logisch, dass das gelbe Metall in diesen Staaten derzeit beliebter ist als in den westlichen Ländern. Außerdem wird Gold oft mit einem veralteten Image in Verbindung gebracht. Viele Menschen interessieren sich stärker für neue Aktiva aus der Technologiebranche oder Kryptowährungen, die sie als zukunftsträchtige Werte erachten. Gold wurde angesichts der neuen Geldformen lange Zeit als „barbarisches Relikt“ betrachtet, um Keynes‘ Formulierung zu verwenden. Für manche, darunter viele Wirtschaftswissenschaftler, wäre ein Gold-basiertes Währungssystem ein Rückschritt, das in einer Welt, in der Fortschritt ein Selbstzweck ist, keinen Platz hat. Trotz dieser Situation erlebt Gold jedoch einen Aufschwung und gewinnt wieder an Bedeutung, als ob eine Rückkehr zur Realität erforderlich wäre. Im heutigen Zeitalter der Polykrisen kann es als Anlage für Privatpersonen und als Währungsreserve für Zentralbanken große Erfolge feiern.
Schließlich wird Gold manchmal aus finanziellen Gründen übergangen, da es von Natur aus ein Vermögenswert ohne Rendite ist. Diese Sichtweise negiert jedoch die Tatsache, dass Gold seit der Jahrhundertwende mit einem jährlichen Kursgewinn von durchschnittlich 8 % die Anlage mit der besten Performance ist. Aktuell eilt es von einem Allzeithoch zum nächsten, die nur die Vorboten dessen sind, was in den kommenden Jahren angesichts der anhaltenden Inflation, der globalen Entdollarisierung und der sich ausweitenden Krisen geschehen könnte. Außerdem verursacht Gold im Gegensatz zu anderen Vermögenswerten keine wiederkehrenden Provisionen oder Gebühren, was das Desinteresse der Banken erklären könnte. Auch wird es im Gegensatz zu Sparbüchern oder Aktien fast nie als Sparoption beworben.
Aus verschiedenen Gründen, seien sie sozialer, kultureller, politischer oder finanzieller Natur, wird Gold in der Öffentlichkeit noch immer kaum thematisiert. Dies könnte sich jedoch ändern. Die Hauptnachfrage nach dem gelben Metall kommt heute von Institutionen, den Zentralbanken, und deren Käufe stärken wiederum das Vertrauen der Anleger. Dieses Interesse führt dazu, dass Gold auch in den westlichen Ländern zunehmend populärer wird. Die niedrigen Zinssätze der letzten Jahre und die sinkenden Sparbuchrenditen in Verbindung mit der anhaltenden Inflation haben ebenfalls dazu geführt, dass sich die Menschen zunehmend für alternative Vermögenswerte interessieren. Als sicherer Hafen und dank des starken Wertzuwachses steht Gold hier an erster Stelle. Zwar hat sich dieser Trend mit dem jüngsten Zinsanstieg und der Spekulationsblase bei den US-Technologiewerten abgeschwächt, doch auf lange Sicht wird das gelbe Metall immer beliebter, da Gold ein zeitloser Vermögenswert bleibt.
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