2024 liegt nun hinter uns, doch das gerade angebrochene Jahr verspricht noch größere Umwälzungen. Wir leben in einer intensiven, historischen Zeit. In diesem besonderen Moment, in dem sich die Trennung zweier Welten vollzieht, werden die kommenden Jahrzehnte bereits heute geschrieben. 2025 wird daher von der beschleunigten Entwicklung aller heutigen Phänomene geprägt sein (Intensivierung der geopolitischen Konflikte, verstärkte Fragmentierung zwischen den Ländern des Nordens und des Südens, Anstieg der weltweiten Verschuldung usw.), aber auch von neuen Revolutionen (in den Bereichen Technologie, Industrie, Medizin usw.). In dieser neuen Weltordnung, in der Stärke Macht bedeutet, muss man auf alle Eventualitäten vorbereitet sein.

2024: Ein Jahr voller Umbrüche

Das vergangene Jahr war von großen politischen Ereignissen geprägt. Mehr als die Hälfte aller Weltbürger wurde zu den Wahlurnen gerufen. Bei vielen Wahlen stand das Ergebnis jedoch schon im Voraus fest: In Russland, Indien und der Türkei kehrten die Präsidenten souverän auf ihre Sitze zurück.

Ihre Ernennung verspricht eine Beschleunigung der sich heute abzeichnenden Entwicklung hin zu einer multipolaren Welt, die von starker politischer Führung und dem Primat nationaler Interessen geprägt ist. Die größte Unbekannte war dagegen die Präsidentschaftswahl in den USA, die sich als Abstimmung des Widerstands erwies. Die Wahl Trumps markiert nämlich nicht einen Bruch mit der vergangenen Welt, sondern im Gegenteil den Willen, sie zu erhalten. Der neue Präsident will die Vereinigten Staaten noch für wenigstens eine weitere Amtszeit, wenn nicht länger, als tonangebende internationale Macht etablieren. Dies soll durch die kompromisslose Verteidigung des Dollars, wie Trump in seinen jüngsten Aussagen bestätigt hat, aber auch durch eine stark protektionistische Wirtschaftspolitik (Erhöhung der Zölle, massive Deregulierung, Steuersenkungen usw.) und durch einen gestärkten militärisch-industriellen Komplex erreicht werden. Wenn alle anderen Faktoren unverändert bleiben, sind während Trumps Amtszeit sowohl einschneidende politische Maßnahmen als auch die Einmischung in ausländische und internationale Angelegenheiten zu erwarten. Innerhalb weniger Wochen hat der neue US-Präsident damit gedroht, die NATO zu verlassen, den Golf von Mexiko in „Golf von Amerika“ umzubenennen, alle Länder, die sich der amerikanischen Vorherrschaft widersetzen, mit Zöllen zu belegen, die Unabhängigkeit der Zentralbank zu beenden...

Andere Ereignisse haben manche unvorbereitet getroffen. In Europa hat der Aufstieg der sogenannten „radikalen“ Parteien uns daran erinnert, dass das idealistische europäische Projekt – verkörpert durch die Globalisierung – mit den Veränderungen der heutigen Zeit kollidiert. Die Polarisierung des Parlaments zwischen Euroskeptikern und Pro-Europäern hat zugenommen, und diese Trendwende hat gerade erst begonnen. Auch in Frankreich wurden die Parlamentswahlen durch die Auflösung der Nationalversammlung vorverlegt, was zusätzlich zur wirtschaftlichen Unsicherheit eine tiefe politische Krise auslöste, während die Zinskosten für Frankreichs Schulden an den Märkten immer weiter stiegen.

Auch die geopolitischen Konflikte eskalierten. Der Krieg in der Ukraine spitzt sich durch eine Großoffensive der russischen Streitkräfte weiter zu. In der sudanesischen Region Darfur weiten sich die kämpferischen Auseinandersetzungen aus, während in der Sahelzone bewaffnete Gruppen zahlreiche Länder wie Mali, Burkina Faso und Niger mit Angriffen traktieren... Der Nahe Osten ist indes zu einer tektonischen Platte geworden und erlebt heute eine historische Neuaufteilung, die sich noch in den Anfängen befindet. Der Sturz von Baschar Al Assad mischt die Karten in der Region neu und lässt zunehmende Spannungen zwischen den großen Weltmächten vorausahnen.

2025: Erwarten uns große Veränderungen?

In einem Artikel aus dem letzten Jahr hatten wir für 2024 verschiedene Entwicklungen vorausgesagt. Einzig eine globale Finanzkrise, die sowohl von Staaten als auch von systemrelevanten Unternehmen ausgelöst werden könnte, ist nicht eingetreten. Ein solches Ereignis von globalem Ausmaß bleibt in zeitlicher Hinsicht unvorhersehbar – es ist ein schwarzer Schwan, um es mit den Worten von Nassim Nicholas Taleb zu sagen. Die Zeit lässt die Dinge reifen. Dennoch bleibt das Risiko nicht nur weit größer als 2008 (insbesondere in Bezug auf die private und öffentliche Verschuldung), sondern es zeigt sich derzeit auch in anderen, von uns vorhergesagten Ereignissen. Insbesondere hat sich die wirtschaftliche Lage in den Industrieländern insgesamt weiter verschlechtert. Sowohl auf dem europäischen Kontinent als auch in den USA musste eine Rekordzahl von Unternehmen Konkurs anmelden. Auch bei den Verbrauchern stiegen die Zahlungsausfälle an und die wachsende Ungleichheit spiegelt die zunehmende Verarmung breiter Bevölkerungsschichten wider. Viele europäische Länder wie Deutschland, Österreich, Irland, Finnland usw. erlebten eine Rezession. Auf der anderen Seite muss auch China eine deutliche Abkühlung seiner Konjunktur verkraften und das Wachstumsziel von 5 % bleibt reine Utopie. Aufgrund seines Einflusses auf den weltweiten Außenhandel verheißt dies nichts Gutes für das internationale Wachstum.

Darüber hinaus hat der Goldpreis im letzten Jahr wie erwartet eine spektakuläre Hausse erlebt, aus so unterschiedlichen Gründen wie der weltweiten Unsicherheit, den geopolitischen Spannungen und dem Wunsch nach Souveränität, der überall auf der Welt zum Ausdruck kommt. Die Rückkehr zu einer weniger restriktiven Geldpolitik mit mehreren aufeinanderfolgenden Zinssenkungen, insbesondere in den USA, hatte ebenfalls einen positiven Einfluss auf Gold (obwohl dessen Kurs mittlerweile nicht mehr mit der Entwicklung der US-Anleiherenditen korreliert). Gold beendete das Jahr schließlich mit Höchstkursen, die nun für alle als neue Realität erscheinen. Zudem nimmt auch die Nachfrage nach physischem Gold stetig zu: Das erste Quartal wies die besten Ergebnisse seit 2016 auf, während im zweiten und dritten Quartal eine noch nie dagewesene Nachfrage verzeichnet wurde.

Für das Jahr 2025 sind verschiedene Entwicklungen zu erwarten:

  • Das Aufkommen neuer Konflikte: Eine Eskalation zwischen Israel und dem Iran im Nahen Osten, ein Konflikt um Taiwan mit Beteiligung Chinas, eine nordkoreanische Aggression gegen Südkorea oder eine militärische Zuspitzung der Lage im Südchinesischen Meer zwischen Japan und China im Streit um Seltene Erden sind nicht auszuschließen. In diese Konflikte wären die gleichen Großmächte verwickelt, die sich gleichzeitig auch einen Handelskrieg liefern, was die globalen Lieferketten erneut stören könnte...
  • Die erneut ansteigende Inflationsrate wird bei mehr als 2 % liegen und in den meisten fortgeschrittenen Volkswirtschaften 3 % erreichen oder sogar überschreiten. Die Gründe dafür sind vielfältig: Geopolitische Konflikte werden in verschiedenen Bereichen (Industrie, Lebensmittel, Gesundheitswesen...) zu Engpässen führen, die weltweiten Ausgaben für Militär und Sozialleistungen werden weiterhin stark ansteigen, protektionistische Maßnahmen werden zu gezielten Preiserhöhungen führen, und die Inflation wird weiterhin ihre Rolle bei der Verringerung der Schuldenlast spielen. In diesem Zusammenhang ist es übrigens sehr wahrscheinlich, dass sich die großen Zentralbanken der Welt unisono ein neues Ziel für Preisstabilität mit einer Inflationsrate von 3 % setzen werden.
  • Gold wird mindestens sein derzeitiges Preisniveau halten oder weiter steigen und sich bis zum Jahresende auf 3000 $ pro Unze zubewegen. Insbesondere werden die Zentralbanken ihre Goldreserven aufstocken, um ihre bisherige Strategie fortzusetzen und sich gegen Wechselkursrisiken und den anhaltenden Währungskrieg abzusichern. China wird in diesem Zusammenhang zunehmend aggressiver vorgehen, da seine Unfähigkeit, die Binnennachfrage anzukurbeln, und die anhaltende Wirtschaftsflaute das Land dazu zwingen, den Blick über seine Grenzen hinaus zu richten.
  • Die Entwicklung der US-Wirtschaft wird die Erwartungen übertreffen (in Bezug auf Wachstum, Beschäftigung), und der Dollar wird mindestens in der ersten Jahreshälfte weiter steigen. Die Politik der Trump-Regierung ermöglicht es den USA, auf aggressive Weise ihre letzten Karten auszuspielen: Sowohl durch hohe Investitionen in den Privatsektor und sukzessive Steuersenkungen als auch durch die Unterstützung des Finanzsektors mit zahlreichen Antitrust- und Deregulierungsgesetzen.
  • Der Euro wird weiter an Wert verlieren und in der Nähe der Parität zur US-Währung bleiben: Die EZB wird die Zinssätze niedriger halten als die Federal Reserve in den USA, um die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Staaten – nicht nur der südlichen Länder, sondern mittlerweile aller Mitgliedstaaten – zu stärken und die Belastung durch die öffentliche Verschuldung in der Eurozone abzumildern. Gleichzeitig bereiten sich die europäischen Länder darauf vor, im Jahr 2025 in neue Schulden in Rekordhöhe aufzunehmen…

Das vor uns liegende Jahr wird daher von starken Kontrasten geprägt sein. Auf der einen Seite werden wir revolutionäre Innovationen in den Bereichen Technologie, Lebensmittel, Gesundheit, Biochemie etc. sehen, aber auf der anderen Seite werden wir den Ausbruch neuer Konflikte erleben, die uns den Eindruck vermitteln, dass die Geschichte rückwärts läuft, und dass die menschliche Barbarei trotz der Existenz von Demokratien niemals ein Ende nimmt. Die Weltwirtschaft wird auf diesem sehr schmalen Pfad trotz hoher Investitionen und einer höheren Inflation als in den vergangenen Jahrzehnten nur langsam vorankommen. In der aktuellen Situation ist die Notwendigkeit einer großen Weltwirtschaftskonferenz nach dem Vorbild von Bretton Woods im Jahr 1944 oder dem Abkommen von Genua im Jahr 1922 offensichtlicher denn je, um das internationale Finanzsystem neu zu gestalten und die Beziehungen zwischen den Großmächten zu befrieden.

Es bleibt abzuwarten, ob diese Konferenz vor oder nach neuen tragischen Ereignissen stattfinden wird...

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