In einem Artikel vom Januar prognostizierte ich, dass der Dollar seinen Höhenflug noch mindestens bis Mitte des Jahres fortsetzen würde, bevor es zu einem Rückgang käme. Trumps aggressive Wirtschaftspolitik müsse den Dollar zwangsläufig auf höhere Niveaus treiben, da sie Investitionen in den USA attraktiver machen würde. Diese Analyse wurde jedoch mit einer ungewöhnlichen Entwicklung konfrontiert: dem Ende der Attraktivität des Dollars in Krisenzeiten. Diese Veränderung zeigt, dass sich die internationale Währungsordnung im Wandel befindet, und könnte die finale Krise der US-Währung einläuten.

Aufgrund von Trumps Handelskrieg ist es für ausländische Unternehmen von Interesse, sich in den USA niederzulassen. Auf diese Weise können sie nicht nur die Zölle umgehen, sondern auch von den Subventionen profitieren, die Biden eingeführt hat und die weiterhin in Kraft sind. Mehrere multinationale Unternehmen, darunter L'Oréal, Volkswagen und LVMH, haben dies bereits in Aussicht gestellt.

Durch Standortverlagerungen in die USA wird neues ausländisches Kapital angezogen, und die globale Unsicherheit führt zu einem noch größeren Kapitalzufluss. Investoren, die sich finanziell absichern wollen, wenden sich Dollar-basierten Vermögenswerten zu, die als die sichersten der Welt gelten. Dies sollte logischerweise zu einer Stärkung der US-Währung führen.

Doch seit einigen Wochen fällt der Dollar. Sein Kurs ist sogar so stark gesunken wie seit vier Jahren nicht mehr. Die US-Märkte leiden unter einem gleichzeitigen Ausverkauf von Aktien und Anleihen, was die amerikanische Währung unter Abwärtsdruck setzt. Die Technologieaktien, die sich eigentlich im Aufwind befanden, mussten erhebliche Verluste verbuchen.

Auf den ersten Blick könnte man die Entwicklung des Dollars auf vorübergehende Faktoren zurückführen. Seien es die Drohungen gegen Länder, die sich vom US-Finanzsystem lösen wollen (mit Zöllen in Höhe von 100 %), Trumps wiederholte Angriffe auf die Unabhängigkeit der Fed, die Gefahr der Einmischung in fremde Länder... Andererseits überrascht der Attraktivitätsverlust des Dollars, da der vom US-Präsidenten geführte Handelskrieg den Greenback eigentlich nach oben treiben sollte. Zölle stützen normalerweise die Währung des Landes, das die Abgaben einführt. Indem die Nachfrage nach Importen verringert wird, schränken die USA den Handel mit Dollars gegen ausländische Währungen ein, was wiederum deren Nachfrage verringert und den relativen Wert des Dollars erhöht. Damit die US-Währung wie in der Vergangenheit stark ansteigt, müssen die Zölle jedoch eine gewisse Zeit lang in Kraft bleiben. Doch Trump hat seine Aussagen vor kurzem bereits zurückgenommen.

Auch die internationalen Anleger zweifeln an der Stärke der US-Wirtschaft.  Die Inflation hält an und könnte bis zum Jahresende bei rund 3% verharren, sodass die Fed in der Falle sitzt. Zudem unterscheiden sich die Haushaltspläne der USA derzeit stark von denen anderer Länder. Während Trump unterm Strich nur begrenzte Unterstützung verspricht, sind China und Europa dabei, ihre Staatsausgaben zu erhöhen, wenngleich sie mit sehr unterschiedlichen Krisen konfrontiert sind.

Das Land steh vor großen Herausforderungen. All diese Entwicklungen kommen zu den autoritären Maßnahmen hinzu, die die USA seit Jahrzehnten praktizieren. Nach der Extraterritorialität des US-Rechts, den einseitigen Sanktionen gegen willkürlich geächtete Länder – darunter seit 2014 der Iran – und dem Einfrieren russischer Vermögenswerte im Jahr 2022 gießt die aggressive Haltung der Trump-Regierung noch mehr Öl ins Feuer. Währungen basieren auf Vertrauen, und wenn dieses Vertrauen schwindet, kann auch die monetäre Hegemonie ins Wanken geraten. Dies zeigt sich bereits heute am weltweiten Trend zur Entdollarisierung oder an der jüngsten Erklärung Deutschlands, das Staatsgold aus den USA abziehen und zurück ins Inland holen zu wollen.

Zerstörung trägt immer auch den Keim für einen Neuanfang in sich. In dem Maße, wie die Welt zunehmend multipolar wird, entstehen auch immer mehr neue Initiativen im Finanzbereich. Sei es die Schaffung grenzüberschreitender Programme (mit großen Kapazitäten, z. B. in China, Russland...), die Nutzung anderer Währungen für internationale Transaktionen (Rupien, Yuan...), durch Gas abgesicherte Verträge, der Handel mit Rohöl in anderen Währungen als dem Dollar und schließlich die gemeinsame Schaffung digitaler Zentralbankwährungen. Was den letzten Punkt betrifft, so hat sich die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich übrigens aus dem Projekt der digitalen Zentralbankwährung mBridge zurückgezogen, die sie selbst nach der Gesundheitskrise ins Leben gerufen hatte – zugunsten Chinas und anderer Nationen (Thailand, Saudi-Arabien, VAE...). Wenn eine solche Währung in großem Maßstab zum Einsatz käme, wäre das eine ernsthafte Bedrohung für das US-Finanzsystem.

Über allen Währungsangelegenheiten schwebt indes eine große Ungewissheit: die Frage, welchen Platz Gold im internationalen Finanzsystem der Zukunft einnehmen wird. Wie bereits in früheren Artikeln erläutert, bauen die Zentralbanken ihre Goldreserven heute in Rekordtempo aus, da die multiplen Krisen und die wachsende Bedeutung von Souveränität ein verstärktes Interesse an unabhängigen Vermögenswerten generieren. Gold spielt als langfristiger Wertspeicher eine Rolle, deren Tragweite heute noch niemand ermessen kann.

Zwar ist der Dollar nach wie vor die wichtigste Währung der Welt. Mehr als die Hälfte des Handels und fast 70 % aller Finanztransaktionen werden in Dollar abgewickelt. Zudem beträgt der Anteil der amerikanischen Währung an den weltweiten Devisenreserven rund 58%, obwohl das Bruttoinlandsprodukt der USA nur etwa ein Viertel des Welteinkommens ausmacht. Doch diese Hegemonie beginnt zu bröckeln. Auch als Militärmacht sehen sich die Vereinigten Staaten mittlerweile mit der Stärke der chinesisch-russischen Achse konfrontiert, die in beispiellosem Umfang in den Technologiesektor investiert. Die monetäre und militärische Vorherrschaft, die eng miteinander verknüpft sind, ist jedoch die Voraussetzung dafür, dass ein Land seinen Status als führende Weltmacht halten kann. Auf diese Weise beherrschte auch Italien im Spätmittelalter die Welt, die Niederlande während der Renaissance, England ab dem 19. Jahrhundert…

In jedem Fall wird Trump versuchen, den Dollar zu retten. Dies kann durch aggressive Zinssenkungen geschehen, wie sie der US-Präsident von der Fed fordert, und durch die gleichzeitige Bereitstellung liquider Mittel im Ausland. Eine solche Politik würde die weltweite Nachfrage nach der amerikanischen Währung steigern und den Kurs stützen, gleichzeitig aber das Risiko bergen, dass die Inflation im Inland wieder anzieht. 

Die USA arbeiten daher an verschiedenen Lösungen: die Aufnahme von Bitcoin in ihre Währungsreserven (für den Fall, dass die Kryptowährung im internationalen Finanzsystem an Bedeutung gewinnt) oder die Entwicklung von weltweit verfügbaren Stablecoins, die an den Dollar gekoppelt sind (für Transaktionen ohne regulatorische Einschränkungen der USA und um ausländische Investoren anzuziehen). Darüber hinaus hält das Land weiterhin die größten offiziellen Goldreserven der Welt.

Diese Währungsstrategie, verbunden mit dem Willen zur Reindustrialisierung der USA, scheint Widerstand angesichts der großen historischen Entwicklungen zu verkörpern. Trump will die amerikanische Hegemonie bewahren, koste es, was es wolle. Doch der aktuelle Kursverfall des Dollars in Krisenzeiten zeigt, dass sich seine Entwicklung mittlerweile jedem politischen Willen entzieht.

Die Geschichte wiederholt sich. Ende des 19. Jahrhunderts überholten die amerikanischen Industriefabriken die britischen Fabriken dank ungleicher Zölle. In den letzten zwanzig Jahren hat sich China allmählich als neue Industriemacht etabliert und ist zur Werkbank der Welt geworden. Das bedeutet jedoch nicht zwangsläufig, dass China als führende Weltmacht den Ton angeben wird, denn sein politisches Modell hindert das Land daran. Das Fehlen von Demokratie zwingt es zu Kapitalkontrollen über seine Währung und das Land bleibt trotz seiner Integration in die Marktwirtschaft von der Welt abgeschottet. Nichtsdestotrotz zeigt die aktuelle Krise des Dollars, dass sich der Niedergang der USA beschleunigt...

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