Die Inflation... diese versteckte Steuer begleitet uns noch immer. Seit 2022 und der wirtschaftlichen Erholung nach der Coronakrise stellt der Preisanstieg eine starke Belastung für die Kaufkraft der privaten Haushalte dar. Nach den Zinserhöhungen scheint sich die Teuerung endlich zu verlangsamen, aber es bestehen weiterhin zahlreiche Unwägbarkeiten. Können wir auf eine Rückkehr zur Normalität hoffen, oder müssen wir mit einer neuen wirtschaftlichen Realität rechnen, die von einer hohen Inflation geprägt ist?

In den westlichen Ländern bleibt die Inflation insgesamt hoch: In den USA wird für Ende 2024 nun ein Preisanstieg von 2,5 % erwartet, im Vereinigten Königreich liegt er bei 2,6 % (aufgrund steigender Energiepreise), nachdem er zwischenzeitlich auf unter 2 % gefallen war, während er die Zielmarke von 2 % in Europa ebenfalls wieder überschritten hat. Die meisten Analysen gehen jedoch von einer längerfristigen Erhöhung aus. Die Inflation dürfte 2025 in all diesen Industrienationen über 2 % liegen und bis 2027 nicht mehr unter die Zielmarke zurückfallen. In Großbritannien beispielsweise erwartet das Office for Budget Responsibility (OBR) eine durchschnittliche Rate von 2,5 % im Jahr 2024, 2,6 % im Jahr 2025 und dann einen allmählichen Rückgang auf 2,0 % bis zum Jahr 2029.

Diese Annahmen sind realistisch, und zwar aus verschiedenen Gründen. Die Verschiebung des globalen Gleichgewichts und die Rückkehr des Protektionismus verschärfen zahlreiche Problematiken, die allesamt der Inflation Vorschub leisten. Ein Handelskrieg zwischen den USA und China könnte beispielsweise die globalen Lieferketten lahmlegen, die sich derzeit in einem Umstrukturierungsprozess befinden. Die von Trump geplante protektionistische Zollpolitik wird sich aufgrund des Einflusses der USA weltweit auf das Preisniveau auswirken. Auch Steuersenkungen und strengere Einwanderungsgesetze, sowohl in den Vereinigten Staaten als auch anderswo, werden den Aufwärtsdruck auf die Preise erhöhen.

Die Staaten sehen sich darüber hinaus mit komplexen Haushaltsfragen konfrontiert, die zu Beginn des Jahres 2025 kaum gelöst wurden. Zwischen hohen Ausgaben und Steuererhöhungen zieht sich die Schlinge langsam zu. Doch genauso wie zusätzliche Ausgaben die Gewinne und damit die Preise erhöhen können, würden höhere Steuern von den Unternehmen auf die Kosten ihrer Produkte umgelegt, es sei denn, sie gingen mit einem geringeren Lohnwachstum einher (angesichts der bereits bestehenden Ungleichheit, der gestiegenen Lohnforderungen und der anhaltenden sozialen Spannungen in einer Zeit, die zur Gefahr für die Demokratie werden könnte, ist diese Annahme unwahrscheinlich). Zudem hat die weltweite Verschuldung heute ein historisches Rekordniveau erreicht und die Inflation ermöglicht es, diesen Teufelskreis in Schach zu halten. Trotz ihrer Machtlosigkeit gegenüber diesen Entwicklungen ist es im Interesse der Staaten, die Inflationsraten auf einem gewissen Niveau zu halten, um ihr Schuldenwachstum zu bremsen. Die Monetisierung der Staatsschulden, die bis zum Ausbruch der nächsten großen Finanzkrise zweifellos fortgesetzt wird, wird ebenfalls weiterhin eine latente Inflation nähren.

In einer von Wettbewerb geprägten Welt sorgen der Währungskrieg und der Wille des neuen US-Präsidenten, den Dollar auf seinem Königsthron zu verteidigen, für zusätzlichen Druck auf das Preisniveau. Vor allem in Europa verstärkt die Abwertung des Euro gegenüber den großen Weltwährungen die Inflation. Der Euro büßt seit einigen Monaten deutlich an Wert ein, was zwar einerseits der Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen zugutekommt, andererseits aber die Lage der privaten Haushalte weiter verkompliziert. Wenn die Inflation in den fortgeschritteneren Volkswirtschaften wieder zulegt, wird daher vor allem die Eurozone betroffen sein, und das trotz der Zinserhöhung durch die EZB. In den USA wird dieser Trend langsamer voranschreiten, da die neue US-Regierung mit massiven Investitionen, aber auch drastischen Ausgabenkürzungen in ihre Amtszeit starten wird (Elon Musks Ministerium für „Regierungseffizienz“ hat angekündigt fast 2 Billionen US-Dollar einsparen zu wollen). Außerdem hat der Präsident der US-Notenbank Jerome Powell darauf hingewiesen, dass die Fed nun eine neue Phase ihrer Geldpolitik einleitet, in der die Zinsen viel langsamer sinken werden. Die Auswirkungen auf die Inflation sind daher geringer.

Wenn man jedoch einen längerfristigen Horizont von mindestens drei bis fünf Jahren betrachtet, deuten alle Signale darauf hin, dass wir uns in einem Umfeld anhaltend hoher Inflationsraten auf globaler Ebene bewegen werden. Während sich die neue Welt immer deutlicher abzeichnet, tauchen aus dem Hell-Dunkel wieder Risiken aller Art auf, die die Preise noch weiter in die Höhe treiben werden. Die aktuellen geopolitischen Konflikte, sei es der Krieg in der Ukraine oder der israelisch-palästinensische Konflikt, bringen die größten Mächte der Welt in Konfrontationsstellung und bergen die Gefahr eines neuen Weltkriegs. Angesichts dessen erhöhen die Länder weltweit ihre Militäretats und nähren mit diesen Ausgaben eine inflationsfördernde Kriegswirtschaft. Andere, derzeit „eingefrorene“ Konflikte, wie der in Taiwan, bekräftigen diese Hypothese. Es spielen jedoch nicht nur territoriale Auseinandersetzungen eine Rolle, sondern auch andere Streitpunkte, z. B. die Konkurrenz um seltene Erden und weitere Ressourcen, die für die künftigen Wachstumsbranchen (künstliche Intelligenz, Verteidigung usw.) von entscheidender Bedeutung sind. Auch die Nahrungsmittelsicherheit und die Gefahr von Engpässen stellen einige Länder heute vor große Herausforderungen, die die Preise in die Höhe treiben werden. Wenngleich es offensichtlich scheint, dass die Biotechnologie und die Herstellung synthetischer Lebensmittel diese Lücke füllen können, wird ihr Beitrag nicht ausreichen. Künstliches kann Echtes niemals folgenlos ersetzen. Die Wandlung hin zu einer künstlicheren Welt, die Risiken vorbeugen soll, erfordert gleichzeitig eine äußerst kostspielige Neuorganisation. Insbesondere in Energiefragen setzt der Übergang zu einer emissionsarmen Wirtschaft massive Investitionen in erneuerbare Energien voraus, die sich wahrscheinlich in den Endpreisen niederschlagen werden.

Auch auf sozialer und gesellschaftlicher Ebene stehen uns große Veränderungen bevor. Die Alterung der Weltbevölkerung beispielsweise führt bereits jetzt zu höheren Sozialausgaben (Renten, Gesundheitsfürsorge usw.), die wiederum den allgemeinen Anstieg des Preisniveaus fördern. Ausgaben, die nicht die Produktivkräfte auffüllen, sondern lediglich Konsumbedürfnisse befriedigen, erweisen sich in erster Linie als inflationsfördernd. Dies war insbesondere während der Gesundheitskrise zu beobachten, als die Staaten und Zentralbanken die Weltwirtschaft mit Liquidität überschwemmten, damit die Wirtschaftstätigkeit weitergehen konnte und die Haushalte weiter konsumieren konnten. Als Beispiel für einen gesellschaftlichen Wandel wird die sich immer schneller vollziehende Verstädterung (1980 lebten 30 % der Weltbevölkerung in Städten, heute sind es fast 60 %) – ob durch gewollte oder ungewollte Migration bedingt – auch die Preise für Wohnraum in bestimmten Gebieten und für grundlegende Dienstleistungen in ganzen Regionen in die Höhe treiben. Mit anderen Worten: In einer risikoreichen und sich ständig wandelnden Welt ist eine anhaltende Inflation ein klassisches Phänomen, das von jedem Einzelnen berücksichtigt werden muss.

In diesem Zusammenhang spielt Gold eine zentrale Rolle. Die Inflation, also der Wertverlust des Geldes, und die Zinssenkungen begünstigen einen stetigen Anstieg des Goldpreises. Wirtschaftliche und geopolitische Unsicherheiten steigern die Attraktivität des gelben Metalls, da Gold von Herausforderungen und Risiken lebt. Es wird auch weiterhin – wie sich heute bereits zeigt – vom Einfluss der Zentralbanken der neuen Weltmächte wie China und Indien profitieren, die ihre Goldreserven aufstocken, um ihre Abhängigkeit vom Dollar zu verringern und größere monetäre und finanzielle Souveränität zu erlangen. Dieses Zusammenspiel verschiedener Faktoren wird dafür sorgen, dass sich der aktuelle Trend fortsetzt und wir auch in den kommenden Jahren eine dauerhafte Hausse des Goldpreises erleben.

Die Zentralbanken (die der Ursprung der Preisschwankungen sind) sehen sich gezwungen, alle oder zumindest einen Teil dieser neuen Entwicklungen zu berücksichtigen. Sie versuchen dies, indem sie aktuelle und zukünftige Risiken (menschliche, klimatische, soziale...) in ihre Prognosen einbeziehen. Diese Analysen bleiben jedoch begrenzt, da sie die Komplexität und Unvorhersehbarkeit dieser Herausforderungen nicht erfassen können. Beispielsweise bleibt im Zusammenhang mit dem Nahostkonflikt (der durch die Lage in Syrien verschärft wird) ein neuer Ölpreisschock eine nicht auszuschließende Möglichkeit. Ein solches Ereignis hätte weitaus größere globale Auswirkungen als in den 1970er Jahren, da die Finanzialisierung und damit die Interdependenz der Weltwirtschaft damals deutlich geringer ausgeprägt war als heute. Traditionelle Wirtschaftsmodelle, die auf mathematischen Gleichungen und Korrelationen beruhen, können das Ausmaß solcher Umbrüche nicht vorhersagen. Diese historischen Ereignisse, die auf einer langen Vorgeschichte basieren, entstehen nicht linear, sondern gründen auf exponentiellen Dynamiken, die sich den Vorhersageinstrumenten entziehen. Vor diesem Hintergrund werden sich die Zentralbanken folglich als machtlos erweisen. Sehr hohe Leitzinsen würden einen Ausweg bieten, doch die Folgen für die Wirtschaft und das Finanzsystem wären katastrophal. Hohe Inflationsraten sind daher die neue Realität, und es ist davon auszugehen, dass sie für lange Jahre auf einem erhöhten Niveau bleiben.

Die vollständige oder teilweise Vervielfältigung ist gestattet, sofern sie alle Text-Hyperlinks und einen Link zur ursprünglichen Quelle enthält.

Die in diesem Artikel bereitgestellten Informationen dienen rein informativen Zwecken und stellen keine Anlageberatung und keine Kauf- oder Verkaufsempfehlung dar.