Das klassische Aussehen eines langfristigen Goldcharts ist bekannt; hier beispielsweise der Chart auf Goldbroker.com:

Langfristiger Goldpreischart

 

Der Nachteil dieser Darstellung besteht darin, dass sie die Kursentwicklung in Zeiten niedrigerer Preise förmlich niederwalzt: Die jüngste steile Rally ebnet alles ein, was zuvor geschehen ist.

Um die Zyklen des Goldpreises besser zu verstehen, bietet es sich an, einen logarithmischen Chart zu verwenden. Eine logarithmische Skala ermöglicht es, Werte sehr unterschiedlicher Größenordnungen in einem einzigen Diagramm darzustellen – so wie das bei Gold der Fall ist. Auf der Y-Achse ist zu sehen, dass die Abstände zwischen 30, 300, 3.000 und 30.000 identisch sind, obwohl sich der Wert jeweils verzehnfacht. Der Vorteil besteht darin, dass die Zyklen der 1970er Jahre deutlich sichtbar werden.

Seltsamerweise fiel es mir schwer, einen solchen Chart für Gold zu finden, obwohl sie für Bitcoin häufig verwendet werden. Es stimmt, dass Bitcoin aufgrund des Halvings einen ausgeprägten Vierjahreszyklus aufweist. Aber auch für Gold ist diese Darstellungsweise sehr nützlich:

 

Langfristiger, logarithmischer Goldpreischart

 

Auch wenn man vom jüngsten Aufwärtstrend des Goldpreises zu Recht beeindruckt sein kann, der den Kurs seit Jahresbeginn zuerst über die 3.000- und dann die 4.000-Dollar-Marke pro Unze steigen ließ, ist dies letztlich nicht viel im Vergleich zu den 1970er Jahren, in denen es zu weitaus stärkeren Bewegungen kam: Der Kurs erhöhte sich in jenem Jahrzehnt fast auf das 20-fache und kletterte von 35 Dollar pro Unze auf über 600 Dollar. Der Anstieg in diesem Jahr ist der stärkste seit 2000, aber im Vergleich zu den beiden Haussewellen nach 1971 und 1977 fällt er kaum ins Gewicht. Das bedeutet, dass Gold „noch Luft nach oben hat”.

Auch die Korrektur von 1980 zeigt sich in ihrer ganzen Brutalität: Der Vorsitzende der Fed, Paul Volcker, erhöhte den Leitzins damals auf 20 %, um die Inflation zu bekämpfen. Die Strategie ging auf, und Gold geriet ins Hintertreffen. In den 1980er und 1990er Jahren war das Wirtschaftswachstum stark und die Haushaltsdefizite gering: Gold stagnierte bei etwa 300 Dollar pro Unze. Doch zu Beginn der 2000er Jahre begannen die Zentralbanken, die Währung zu manipulieren: Die Fed senkte nach dem Platzen der Technologieblase im Jahr 2000 und den Anschlägen vom 11. September 2001 radikal ihren Leitzins; die EZB folgte dem Beispiel. Es folgten die Subprime-Krise, die Griechenlandkrise und dann die Coronakrise... In diesem Umfeld legte Gold zu und schützte seine Besitzer vor Inflation, sei es bei Konsumgütern oder Vermögenswerten wie Immobilien.

Die Griechenlandkrise ließ eine Implosion der Eurozone befürchten, zu der es jedoch letztendlich nicht kam. Ab 2012 geriet Gold erneut ins Hintertreffen, knüpfte jedoch ab 2019 wieder an seinen Aufwärtstrend an. Dies wird auch im logarithmischen Chart deutlich: Gold steigt fast kontinuierlich, außer wenn ein erwartetes Szenario nicht eintritt (wie die Inflation der 1970er Jahre oder die Angst vor dem Zusammenbruch des Euro) oder wenn die Wirtschaft relativ gesund ist, wie in den 1980er und 1990er Jahren – eine Situation, die sich angesichts der aktuellen Verschuldung kaum wiederholen dürfte.

Seitdem es „frei” ist, legt Gold mit wenigen Ausnahmen kontinuierlich zu. Genau das zeigt der logarithmische Chart, und das ist besonders ermutigend für die Zukunft.

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