Die Herabstufung der Bonität Frankreichs durch Fitch am vergangenen Freitag war vorhersehbar. Nun bleibt abzuwarten, ob Moody's und Standard & Poor's am 24. Oktober bzw. 28. November nachziehen, was recht wahrscheinlich ist. Seit dem Verlust des „Triple A” im Jahr 2013 wurde das Kreditrating des Landes wiederholt nach unten korrigiert. Die aktuelle Verschlechterung ist jedoch besonders besorgniserregend: Die Herabstufung von AA auf A platziert Frankreich in einer niedrigeren Kategorie – von „Premium” auf „Durchschnitt”, könnte man sagen – während viele internationale Investoren gesetzlich verpflichtet sind, ihre Mittel nur in Wertpapiere mit AA- oder AAA-Rating zu investieren. Ein wichtiger Punkt, wenn 54 % der Schulden von Ausländern gekauft werden. Frankreich läuft Gefahr, einen Teil der Stammkäufer seiner Anleihen zu verlieren, was automatisch zu einem Anstieg der Zinssätze führen wird.
Der neue Premierminister Sébastien Lecornu wird versuchen, einen Haushalt mit mehr Erfolg als seine Vorgänger zu verabschieden. Die Bühne ist bereitet, die Show kann beginnen. Er revidiert bereits die – ohnehin bescheidenen – Ziele von François Bayrou nach unten und senkt die Einsparungen von 44 Milliarden Euro auf etwa 30 Milliarden, von denen wiederum fast die Hälfte durch die steigenden Zinskosten aufgezehrt wird. Mit anderen Worten: letztlich nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Das Haushaltsdefizit dürfte bei etwa 5 % des BIP bleiben, der schlechteste Wert in der Eurozone, während das politische Leben durch drei unversöhnliche Blöcke gelähmt bleibt... Das lässt die Märkte zusammenzucken.
Welche Aussichten sind zu erwarten?
Erstens bietet der Euro Schutz, aber er ist ein vergiftetes Geschenk, das es ermöglicht, notwendige Strukturreformen aufzuschieben. Hätten wir noch den Franken, wären wir zweifellos bereits bankrott! Wir sind der blinde Passagier einer Währung, die von der Seriosität der mittel- und nordeuropäischen Länder profitiert.
Der Euro hält sich umso besser, je stärker der Dollar fällt – seit dem 1. Januar um mehr als 10 % gegenüber dem Euro. Diese Unterstützung verschwindet jedoch, wenn die Anleger beginnen, sich zu viele Sorgen um Frankreich zu machen: Sie werden sich von französischen Staatsanleihen abwenden und die Zinsen werden in die Höhe schnellen, so wie das 2010 bei Griechenland der Fall war.
Zweitens ist Frankreich „too big to fail”, zu groß, um bankrott zu gehen, da dies zum Zusammenbruch der gesamten Eurozone führen würde. Wäre ein Rettungsplan wie der für Griechenland im Jahr 2010 denkbar? Unmöglich: Die griechischen Schulden beliefen sich auf 350 Milliarden Euro, die Frankreichs sind zehnmal so hoch. Nein, es wäre die EZB, die zur Hilfe gerufen würde, um diese Anleihen zu kaufen, die niemand mehr will – indem sie Geld druckt – was automatisch die Inflation ankurbeln würde. Und zweifellos würde sie, zusammen mit dem IWF, im Gegenzug einen drastischen Plan zur Senkung der öffentlichen Ausgaben verlangen. Eine bittere Medizin, wie Griechenland damals zu seinem Leidwesen erfahren musste. Und eine gute Möglichkeit für die Regierung, sich ihrer Verantwortung zu entziehen. Soziale Unruhen garantiert!
Drittens läuft es am US-Anleihemarkt nicht gut: Das Haushaltsdefizit ist außer Kontrolle geraten, die Zinssätze steigen rasant und die Gefahr einer Krise ist, wie wir gesehen haben, sehr real. Zur Erinnerung: Die US-Schulden belaufen sich auf 37 Billionen Dollar, das Zehnfache der Schulden Frankreichs. Sollte es zu einem Crash kommen, sind die Folgen einer solchen Katastrophe schwer abzuschätzen: Der Euro könnte als Rettungsanker dienen und Frankreich vorübergehend vor dem Schlimmsten bewahren... oder aber alles bräche zusammen und wir könnten den Amerikanern die Schuld geben! In Wirklichkeit wankt der gesamte globale Anleihemarkt, selbst in Japan. Sogar in Deutschland, das ein AAA-Rating hat, steigen die Zinsen. Der Beweis: Der Goldpreis klettert unaufhörlich.
Kurz gesagt, Frankreich ist blockiert, es hat sein Schicksal nicht mehr allein selbst in der Hand. Wir können nur noch auf das Glück zählen... und auf Gold.
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