Der weltweit größte private Besitzer von physischem Gold ist das Unternehmen Tether mit 80 Tonnen im Wert von rund 8 Milliarden Dollar. Aus welchem Grund hat der Stablecoin so viel Gold gekauft?

Zunächst rufen wir uns in Erinnerung, was ein Stablecoin ist: Es handelt sich um eine Kryptowährung, die an einen bestimmten Vermögenswert gebunden ist, meist eine Währung, allen voran der US-Dollar – 1 Tether (USDT) = 1 Dollar.

Der USDT wurde ursprünglich für Trader entwickelt, die mit verschiedenen Kryptowährungen spekulieren, aber auch nachts oder am Wochenende ihre Positionen glattstellen oder einen Teil ihres Vermögens sichern möchten, indem sie ihr Portfolio ganz oder teilweise in Dollar umschichten. Der Verkauf von Kryptowährungen gegen echte Dollar ist jedoch zeitaufwändig, mit hohen Kosten verbunden – da die Bank involviert werden muss – und führt meist dazu, dass die Kapitalerträge versteuert werden müssen. Bleibt man jedoch auf der Handelsplattform und wandelt die Kryptowährungen in Stablecoins um, ist dies unmittelbar und kostengünstig möglich. Daher rührt der Erfolg von Tether, dem Erfinder des Konzepts im Jahr 2017.

Stablecoins haben mittlerweile die Welt des reinen Online-Tradings verlassen und sind auch im „echten Leben” im Umlauf. Der CEO von Tether, Paolo Ardoino, gibt an, dass heute bereits 400 Millionen Menschen – Privatpersonen, Händler, Unternehmen – täglich USDT verwenden, eine Zahl, die seiner Meinung nach bald auf eine Milliarde anwachsen könnte. Die Verwendung im Alltag findet vor allem in Schwellenländern statt, in denen die Währungen instabil sind und die Bevölkerung mit Inflation, Devisenkontrollen und einem maroden Bankensystem zu kämpfen hat.

Um sicherzustellen, dass 1 USDT tatsächlich 1 Dollar entspricht, ist jeder ausgegebene Token mit einem echten Dollar auf einem Konto hinterlegt. Jedes Mal, wenn die Anzahl der USDT steigt, kauft Tether Dollar, um die Parität und damit das Vertrauen aufrechtzuerhalten. Und das bleibt nicht ohne Folgen: Die Kapitalisierung des USDT liegt mittlerweile bei 175 Milliarden Dollar. Damit ist Tether die drittgrößte Kryptowährung hinter Bitcoin und Ether. Der USDC, der zweitgrößte Stablecoin, kommt auf 73 Milliarden Dollar, und der USDE, der drittgrößte, auf etwa 14 Milliarden Dollar. Insgesamt haben Stablecoins also mehr als 250 Milliarden Dollar gekauft, hauptsächlich in Form von kurzfristigen US-Staatsanleihen, die sehr liquide und leicht zu handeln sind.

Paolo Ardoino ist sich jedoch des Wertverlusts des Dollars, der hohen Staatsverschuldung, des wachsenden Haushaltsdefizits, einer wahrscheinlichen Rückkehr zum Gelddrucken und der möglichen Inflation bewusst. Wenngeich sein Geschäft darin besteht, einen Dollar-Stablecoin anzubieten, muss er auch die langfristige Rentabilität seines Unternehmens im Blick behalten. Zumal Tether viel Geld verdient: Die 175 Milliarden Dollar an US-Staatsanleihen bringen Zinsen ein, und das Unternehmen hat für 2024 einen Gewinn von 13 Milliarden Dollar bekanntgegeben... bei nur etwa hundert Mitarbeitern. Aus diesem Grund investiert Tether 9 Milliarden Dollar in Bitcoin, aber auch 8 Milliarden Dollar in physisches Gold, das in der Schweiz gelagert wird.

Als Beweis für das echte Interesse des Unternehmens an Gold, das über eine einfache Geldanlage hinausgeht, plant Tether nun, in die gesamte Lieferkette zu investieren: Bergbau, Royalties (Zahlungen im Austausch für Abbaurechte) und Handel. Im Juni dieses Jahres erwarb das Unternehmen einen Anteil von 21,9 % an Elemental Altus, einer kanadischen Gesellschaft, die sich auf Bergbau-Royalties spezialisiert hat. Weitere Transaktionen dieser Art werden erwartet.

Darüber hinaus gibt Tether auch einen goldgedeckten Stablecoin namens XAUT heraus, dessen Marktkapitalisierung 1,4 Milliarden Dollar erreicht – deutlich weniger als die Goldreserven des Unternehmens. Ein weiterer Beweis dafür, dass es Gold als echte Vermögensreserve betrachtet.

Wie Paolo Ardoino sagt: „Gold ist der Bitcoin der Natur”, womit er die übliche Bezeichnung von Bitcoin als „digitales Gold” umkehrt. Auf der Bitcoin-Konferenz 2025 in Las Vegas stellte er Gold als natürlichen Spiegel von Bitcoin dar und erinnerte daran, dass beide den Status der Seltenheit und Unabhängigkeit von Staaten teilen. Es gibt keinen Widerspruch zwischen Gold und Bitcoin: Sie sind unterschiedlich, stehen aber beide im Gegensatz zu Papierwährungen, deren Wert sinkt – und in den kommenden Monaten und Jahren offenbar noch schneller sinken wird.

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