Seit 13 Jahren schon stellt Ronald Stöferle, mittlerweile begleitet von Mark Valek, seinem Partner bei der Incrementum AG, eine neue Ausgabe seines weltweit renommierten Berichts In Gold We Trust vor. Diese Veröffentlichung, die üblicherweise Ende Mai oder Anfang Juni erscheint, wird im Herbst aktualisiert, was dem Leser hilft, seine Ungeduld bis zum nächsten Frühling etwas zu zügeln. Das Chartbook des letzten Berichts wurde am 24. Oktober veröffentlicht und dient Ronald Stöferle bei seiner Konferenztour, die er am 11. November beim Precious Metals Summit in Zürich begann, als Unterstützung.

Gold IM LAUFE DER ZEIT 

In seiner Eröffnungsansprache mit dem Titel „Gold, der siebte Sinn der Finanzmärkte“, geht Ronald Stöferle von zwei Annahmen aus:

  • "Niemand stellt die Tragfähigkeit unseres Währungssystems in Frage".
  • Niemand stellt die Stabilität von Gold über lange historische Zeiträume in Frage.

 

Beide Aussagen erscheinen mir stichhaltig. Dennoch eine Präzisierung: Wenn man von Gold spricht, muss man meiner Meinung nach immer zwischen zwei Dingen unterscheiden:

Mit Blick auf die Geschichte ist es unbestreitbar, dass Gold in der überwiegenden Mehrheit aller Währungssysteme, die auf der Welt je Gestalt angenommen haben, immer eine Rolle gespielt hat. Und das mit gutem Grund, wie ich in meinem 2013 erschienenen Buch über den Goldmarkt darlegte: „Weil sein Wert universell anerkannt wird, es äußerst selten und teuer in der Produktion ist (enorme Explorations-, Förder- und Verarbeitungskosten), und weil es sich außerordentlicher Beliebtheit erfreut, ist Gold ein Edelmetall. An diesen Eigenschaften können die Zentralbanken nichts ändern, da Gold – im Gegensatz zu Banknoten – nicht gedruckt wird. Der heutige Stand der Wissenschaft macht es (noch?) nicht möglich, das Metall künstlich und gewinnbringend herzustellen. Da sein intrinsischer Wert nicht gemindert werden kann, profitiert Gold von einem Mindestwert, unter den sein Kurs nicht sinken kann.“

Auf der anderen Seite kann man nicht oft genug wiederholen, dass Gold, bezogen auf den Maßstab eines menschlichen Lebens, nicht dazu dient, es an die Nachfahren zu vererben. Das Anhäufen von Gold sollte kein Selbstzweck sein. Ziel des Sparers, der Gold erwirbt, sollte vielmehr der Schutz des eigenen Vermögens im Falle eines Unglücks sein. Goldmünzen und -barren sollten verkauft werden, wenn der Moment gekommen ist, statt sie über Generationen weiterzugeben. Andere Anlagearten, insbesondere Aktien, zeigen langfristig tatsächlich eine bessere Wertentwicklung als Gold.

kann uns gold vor finanziellen tsunamis bewahren?

Ist jetzt noch der richtige Zeitpunkt, um eine Position an den Aktienmärkten zu eröffnen? Ronald Stöferle glaubt das nicht und fragt sich vielmehr, mit welcher Wahrscheinlichkeit bereits ein Finanztsunami auf uns zurollt. Dabei macht er einen Umweg… über das Tierreich.

Auf seiner letzten Konferenz hat der Österreicher auf die These Bezug genommen, dass bestimmte Tiere die Fähigkeit haben, Änderungen im Magnetfeld der Erde wahrzunehmen und aufgrund dessen Erdbeben vorhersagen können. Sie verfügen sozusagen über einen siebten Sinn, der den Menschen fehlt. Beim Herannahen eines Tsunami wären diese Tiere dann auch die ersten, die die Küste verlassen würden, um Zuflucht in größerer Höhe zu suchen.

Die 2002 ins Leben gerufene Icarus-Initiative, ein internationales Projekt unter Leitung des May-Planck-Instituts für Ornithologie in Starnberg, hat es sich zum Ziel gesetzt, den Wandermustern kleiner Flugtiere mit Hilfe von Satellitenbildern und auf den Tieren befindlichen Mikrochips, die GPS-Daten senden, zu folgen. Empfänger und Computer wurden im August 2018 auf der ISS installiert und 2019 in Betrieb genommen. Auch wenn das nicht ihr erstes Forschungsziel ist, sollen mit Hilfe der Initiative unter anderem auch Belege für eine mögliche Verbindung zwischen ungewöhnlichen Tierbewegungen und kurz bevorstehenden Erdbeben gesammelt werden. Es muss wohl nicht extra erwähnt werden, dass dies weitreichende Implikationen für den Versicherungs- und Rückversicherungssektor haben kann.

 

 

An dieser Stelle zieht Ronald Stöferle nun den Bogen zu seiner These: Ähnlich wie einige Tiere scheint Gold in der Lage zu sein, uns Signale bezüglich der Gesundheit der Wirtschaft und des Finanzsystems zu senden.

Erstes Signal: Bestätigung des globalen Haussemarktes nach dem Ausbruch im sommer

Zunächst hat der Goldkurs in Euro am 25. und 26. August 2019 sein historisches Allzeithoch von 1380,92 € vom 4. Oktober 2012 überschritten. Während ich diese Zeilen schreibe, notiert das gelbe Metall bei 1324 €.

 

Goldkurs in Euro von 1999 bis September 2019

 

Nach Einschätzung von Ronald Stöferle hat der Goldpreis in Dollar in diesem Sommer einen weiteren Hinweis darauf gegeben, dass sich das Edelmetall „am Beginn eines neuen Bullenmarktes“ befindet, welcher Ende 2015 begonnen habe.

 

Goldkurs in Dollar (in blau) und „Weltgoldpreis“ (in gelb) von 1999 bis September 2019

 

Damit sich diese Hypothese bewahrheitet, müsste der Kurs weiter klettern und zunehmend höhere Hochs verzeichnen, bis er schließlich den historischen Spitzenwert von etwas mehr als 1900 $ vom September 2011 überschreitet. Während ich dies schreibe, steht er bei 1456 $.

Seien Sie sich bewusst, dass die Welt die Augen wie immer auf den Goldkurs in US-Dollar gerichtet hält. Jedoch hat das gelbe Metall seine historischen Höchststände in zahlreichen anderen Währungen bereits übertroffen. Der „Weltgoldpreis“, d. h. der Preis einer Unze gemessen an einem Währungskorb, hat ebenfalls einen neuen Rekordwert erreicht, wie Sie im obenstehenden Chart sehen können!

Hier die Performance von Gold in verschiedenen Währungen bis zum 23. Oktober 2019:

 

 

Wie Sie sehen können, hat der Goldpreis seit dem 1. Januar 2019 in diesem Jahr ein Plus von 21,7% in Euro, 16,4% in Dollar und 17,8% im Durchschnitt der aufgeführten Währungen verbucht. Die durchschnittliche Jahresperformance seit 2001 beläuft sich auf 9,6% in Euro, 10,4% in Dollar und 10% für alle Währungen im Schnitt.

Sendet das „barbarische Relikt“ uns etwa ein Signal? Ich werde Ihnen schon sehr bald mehr berichten können…

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