Zuvor haben wir gesehen, dass die Gold-ETFs – Finanzprodukte, die die Entwicklung des Goldkurses in einer bestimmten Währung nachbilden – drei wesentliche Vorteile bieten: Sie sich leicht zugänglich, normalerweise sehr liquide und kostengünstig.
Wie Sie wissen, existiert jedoch kein Finanzprodukt, welches frei von Nachteilen ist. Die ETFs stellen hier keine Ausnahme dar.
gold-ETFs: 6 Risiken, die sie mit physischem gold vermeiden können
Die Risiken sind zwar größtenteils theoretischer Natur, aber die wiederholten Skandale der letzten Jahre (Abwicklung von MF Global im Oktober 2011, der Skandal um PFGBest 2012…), die die betroffenen Edelmetallanleger hilflos zurückließen, zeigen doch, dass Partner für Finanzgeschäfte mit größter Sorgfalt ausgewählt werden sollten.
Die Gesellschaft Hinde Capital verwaltet insbesondere den Goldfonds Hinde Gold Fund. Sie hat einen Bericht veröffentlicht, der die verschiedenen Risiken im Zusammenhang mit den ETFs erklärt. Im Folgenden lesen Sie die Zusammenfassung, die ich in meinem Buch veröffentlicht habe:
eigentumsrisiko
Nicht alle Gold-ETFs bieten den Anteilsinhabern gleiche Bedingungen bezüglich der Eigentumsrechte am zugrundeliegenden Basiswert. Die Klauseln, mit denen der Emittent sich das Recht vorbehält, die Anteilseigner in bar auszuzahlen oder physische Bestände erst ab einer gewissen Menge auszuliefern, stellt gleichermaßen eine Einschränkung gegenüber einem veritablen Eigentumsrecht dar. Der Professor Antal E. Fekete erinnert außerdem daran, dass die „Versuchung des Verwalters, etwas zu entnehmen, selbst bei separierter und zugewiesener Lagerung“ wie ein Damoklesschwert über dem Kopf des Sparers hängt.
risiko des geteilten eigentums
Das Risiko des geteilten Eigentums ist eine Folge der Rechnungslegungsstandards der Gold-ETFs. Angesichts der Tatsache, dass die Depotstelle von sammelverwahrtem Gold berechtigt ist, dieses zu verleihen, sehen es die Analysten von Hinde Capital als „sehr wahrscheinlich“ an, dass die Konten für sammelverwahrtes Gold, aber auch die Konten mit eindeutig zugeordneten, physischen Barren Gegenstand einer doppelten Buchführung sind und das Gold daher mehrere Eigentümer mit Besitzansprüchen hat. Niemand weiß genau, wie viel Papiergold ohne physische Deckung herausgegeben wurde. 2009 haben die Analysten von GATA geschätzt, dass jeder Barren „mindestens 20-mal“ verkauft wurde. Ende 2010 stimmten mehrere Experten annähernd darin überein, dass das Verhältnis von Papiergold und tatsächlich verfügbarem, physischem Edelmetall sogar bei etwa 100:1 liegt.
Zwischenhändler- oder Drittparteirisiko
Die Funktionsweise der Gold-ETFs impliziert eine ganze Reihe von beteiligten Zwischenhändlern und Drittparteien, unter anderem die Emittenten, Händler und Depotbanken. Die Analysten von Hinde Capital gehen davon aus, dass „ein Insolvenzverwalter im Falle der Zahlungsunfähigkeit des Emittenten versuchen könnte, den Zugang zu den Goldkonten einzufrieren, einschließlich der Konten mit zugewiesenen Goldbeständen.“
Verfügbarkeitsrisiko
Falls die Anleger das Vertrauen in die Fähigkeit der Depotstellen zur Erfüllung ihrer Verpflichtungen verlieren oder ein Szenario mit erhöhtem systemischen Risiko eintritt, werden zahlreiche Anteilseigner der ETFs die Auslieferung ihrer Barren verlangen (soweit das gemäß der jeweiligen Vertragsbestimmungen möglich ist), um den tatsächlichen Besitz ihrer Metalle sicherzustellen. Sollten die Barren dann mehrere Eigentümer haben, können einige ETF-Investoren nicht schnell genug (oder gar nicht) beliefert werden, da die Depotstelle die Barren, die sie an andere Institutionen verliehen hat, zunächst wiederbeschaffen muss. (Gold in Sammelverwahrung kann an andere Banken verliehen werden, die es womöglich nutzen, um die Bestände aufzustocken, die den eigenen ETFs zugrunde liegen. Das öffnet der Errichtung eines Ponzi-Systems Tür und Tor.) Eine Situation mit hohem systemischem Risiko wäre aber genau der Moment, in dem jeder Anleger unverzüglich vom physischen Besitz seines Metalls profitieren möchte. Das gleiche gilt für den Fall einer Hyperinflation, bei der eine Auszahlung in Barmitteln für die Investoren nicht mehr von Interesse wäre.
Der Run auf die Gold-ETFs würde dem Spiel „Reise nach Jerusalem“ gleichen. Der Unterschied besteht jedoch darin, dass wohl mehr Personen ohne Platz übrigblieben als bei dem Kinderspiel, bei dem jeweils nur ein Teilnehmer stehen bleibt. Niemand weiß genau, wie viele Personen auf jeden Stuhl Anspruch erheben würden, aber massive Lieferanfragen würden bedeuten, die Welt der Versprechen hinter sich zu lassen und in die reale Welt zurückzukehren. Das bedeutet: Substitution von Fremdkapital durch Eigenkapital, also deleveraging. Der Einstieg in den Markt mag sehr einfach sein, aber der Ausstieg könnte sich im Kontext einer starken Konkurrenz um die Lieferung des physischen Metalls als ruinös erweisen.
Risiko infolge von Interessenkonflikten
Die Tatsache, dass JP Morgan Chase und die HSBC zum einen als Depotstellen für den Gold-ETF GLD und den Silber-ETF SLV fungieren und zum anderen die größten Short-Positionen an den Edelmetallmärkten halten, trägt zu einer Atmosphäre des allgemeinen Misstrauens bei. Zahlreiche Analysten fürchten, dass diese beiden Banken die bei ihnen eingelagerten Edelmetallbestände nutzen, um auf sinkende Gold- und Silberkurse zu wetten.
In Anbetracht dieses offenkundigen Interessenkonflikts scheinen physische Gold- und Silberprodukte weitaus sicherer zu sein, wenn sie bei spezialisierten Unternehmen gelagert werden, als wenn sie von Institutionen verwahrt werden, deren Kerngeschäft im Verleihen von Geld besteht.
änderungsrisiko
Papiergold wird in erster Linie in US-Dollar gehandelt. Anleger mit einer anderen Referenzwährung sind daher einem Wechselkursrisiko zwischen ihrer jeweiligen Währung und dem Dollar ausgesetzt, da die Schwankungen auch die Wertentwicklung ihrer ETF-Anteile beeinflussen.
Bestimmte ETFs sind jedoch in verschiedenen Währungen verfügbar und haben eine integrierte Währungsabsicherung. Sie ermöglichen reine Spekulationen auf den Goldkurs in US-Dollar, ohne mögliche Währungsverluste.
zusammenfassung
Mit dem Kauf von „Papiergold“ gibt man im Normal der Flexibilität den Vorzug gegenüber der Sicherheit, die der direkte Besitz von physischem Gold bietet.
Letztlich können Gold-ETFs nicht auf die gleiche Stufe mit physischem Gold gestellt werden, welches nach wie vor das einzige Asset im gesamtem Goldsektor ist, welches wirklich echten Vermögensschutz bietet. Im nächsten Artikel werden wir uns anschauen, welche Performance Ihre Klienten von dieser Anlageklasse erwarten können.
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