Zu Beginn des Jahres 2019 waren die Prognosen – wie nach jedem annus horribilis – vorsichtig wenn nicht offen pessimistisch. Es gab ausreichend Grund dazu, denn das Bild setzte sich zusammen aus einer wiederaufflammenden Volatilität an den Finanzmärkten (mit Kursverlusten von bis zu -20% beim S&P 500 im letzten Quartal 2018), zunehmenden Spannungen im internationalen Handel (insbesondere zwischen den USA und China), der Unsicherheit im Zusammenhang mit dem Brexit und einer allgemeinen Abkühlung der Weltwirtschaft.

 

Umfrage von Charlie Bilello am 3. Januar 2019

 

2019 hat jedoch gezeigt, dass die Akteure ungeachtet der Zutaten dieses beunruhigenden Cocktails für den Moment weiterhin ihr gesamtes Vertrauen in die Zentralbanken setzen, seitdem diese alle Bestrebungen hin zu einer „Normalisierung“ aufgegeben haben.

Dieses bestimmende Thema des Jahres 2018 wurde nun zurück in die Schubladen der großen geldpolitischen Planer verbannt und 2019 kann als Jahr in Erinnerung bleiben, in dem alle zu Gewinnern wurden.

2019: alles im grünen bereich

Praktisch alle großen Anlageklassen konnten einen Wertzuwachs verzeichnen.

 

 

Aktien, Anleihen, Immobilien, Gold und Minengesellschaften: Für die 100 größten amerikanischen ETFs war 2019 alles im grünen Bereich – ein fast gegenteiliges Ergebnis verglichen mit 2018.

 

 

Ganz gleich in welchem Land: Wenn Sie am 1. Januar 2019 Aktien gekauft und diese am 31. Dezember wieder verkauft haben, konnten Sie bis auf wenige Ausnahmen einen Gewinn einfahren.

 

Griechenland (+50%) und Russland (+49%) führten die länderbezogenen Aktien-ETFs 2019 an.

 

 

Wenn Sie nicht gerade in Erdgas investiert waren, konnten Sie praktisch nicht verlieren.

 

 

Eine überdurchschnittliche performance

Besondere Erwähnung verdient der S&P 500, der sein zweitbestes Ergebnis in den letzten 20 Jahren verzeichnete…

 

Der S&P 500 beendet das Jahr mit einem Plus von 31,5%. Innerhalb der letzten 20 Jahre wurde nur 2013 ein besseres Gesamtergebnis erzielt (+32,4).

 

 

 …wobei er zudem eine Serie von 35 Rekordhochs hinlegte. Die Zahl der Allzeithochs innerhalb dieses Jahrzehnts erhöht sich damit auf 242.

 

 

An den US-Aktienmärkten waren nur die 1990-er Jahre von einem noch zügelloseren Wachstum gekennzeichnet. Die insgesamt 310 Rekordhochs des S&P 500 reihten sich damals wie Perlen aneinander, bevor der Börsencrash von 2001-2002 die Dinge wieder einigermaßen geraderückte.

Wie bereits in den 1990-er Jahren wurde die spektakuläre Entwicklung der US-Aktien auch 2019 wieder vom Technologiesektor

 

 

Beachten Sie dabei, dass alle Sektoren des S&P 500 ein Plus im zweistelligen Bereich verzeichneten. Dies ist innerhalb der letzten 20 Jahre auch 2003, 2009 und 2013 vorgekommen, aber 2019 „haben alle Anlageklassen Erträge gebracht, die über dem Mittelwert [der letzten zehn Jahre] liegen, was zuvor noch nie geschehen ist“, wie Jeffrey Kleintop von Charles Schwab & Co. erklärt.

 

 

Beim Nasdaq (+39%) hatte man ein solches Jahr seit 2009 nicht mehr erlebt und konnte gleichzeitig das elfte Jahr in Folge mit positiver Kursentwicklung verbuchen – ein neuer Rekord.

 

 

Das Wachstum dieses Sektors, dessen Bewertung sich zunehmend auf die GAFAM-Aktien wurde vor allem von Apple getragen, dessen Kurs 2019 um 84% (!) nach oben kletterte.

 

 

2019 war zudem das beste Jahr seit 1997 für ein offensives Portfolio mit einer 60/40-Gewichtung (60% US-Aktien und 40% US-Anleihen):

 

 

Kurz gesagt lautete die Parole 2019: „Feiert, als wäre 1999: Der Anteil der börsennotierten US-Unternehmen, die rote Zahlen schreiben, liegt bei fast 40%, der höchste Wert seit den späten 1990-er Jahren außerhalb von Post-Rezessionsphasen. Die Aktie von Tesla hat sich innerhalb von drei Monaten verdoppelt und General Electric hat 44% zugelegt. Diese zwei Unternehmen sind die beiden höchstbewerteten Gesellschaften, die Verluste schreiben.“

 

 

Auch die Rohstoffe feierten mit: Palladium verzeichnete eine Kursexplosion von 59% in US-Dollar, Rohöl legte 34% zu und Gold  konnte im Jahresverlauf 19% nach oben klettern.

 

 

Letztlich war die Performance nur im Sektor der Kryptowährungen zweigeteilt zwischen Tops und Flops. Bitcoin hat seinen Wert in diesem Zeitraum dennoch fast verdoppelt.

 

 

+ 20% in Eur: Gold rastet nicht

Wie Sie wissen präsentiere ich Ihnen viele Statistiken in US-Dollar, da sie in dieser Währung am leichtesten verfügbar sind. Am interessantesten ist für uns dennoch die Entwicklung in Euro. 

Berücksichtigen wir zunächst, dass die Gemeinschaftswährung 2019 gegenüber dem US-Dollar 2,16% nachgegeben hat, während das britische Pfund fast 4% gutmachen konnte – was zumindest diejenigen beruhigen sollte, die angesichts des Brexits in Sorge um die britische Wirtschaft sind.

 

 

Wenn Sie einen Teil Ihrer Ersparnisse in Form von physischem Gold halten, konnten Sie diese Verluste glücklicherweise ausgleichen, da das gelbe Metall in Euro 2019 mehr als 20% zulegte. Nach einem Start bei 1125 € kletterte der Kurs bis Jahresende auf 1358 €. Am 6. Januar 2020 konnte Gold sein Hoch vom letzten Dezember nun vorübergehend übertreffen.

 

 

was ist 2020 zu erwarten?

Nach der Überraschung von 2019 sind die Prognostiker für 2020 nun optimistisch, wenn nicht schlichtweg euphorisch. Die letzten warnenden Stimmen berichten ironisch über die Aktienmärkte, die scheinbar unaufhaltsam steigen.

 

31. Dezember: „Da die Wirtschaft mittlerweile völlig krisensicher ist, aktualisieren wir unsere Preisvorhersagen für das kommende Jahrzehnt.“

 

Da wir wissen, dass die Fundamentaldaten in etwa gleichgeblieben sind, seit Jerome Powell das Thema der geldpolitischen Normalisierung im Dezember 2018 wieder zu den Aktien legte…

 

9. Januar 2020: „Wir beobachten die größte künstliche Anhebung des Kursniveaus in der Geschichte der Märkte mit: 1. Den Liquiditätsspritzen der Fed; 2. Trump; 3. Den Aktienrückkäufen; 4. Der passiven Anlageverwaltung und den ETFs. Immer mehr Geld jagt einem immer geringeren Aktienangebot hinterher und entkoppelt sich zunehmend von der wirtschaftlichen Basis.“

 

 

…ist die zentrale Frage für 2020, ob die Märkte den stabilisierenden Kräften von Robert Kaplan (dem Präsident der Fed in Dallas) und dessen Kameraden weiterhin Vertrauen schenken, oder ob sie zu der Überzeugung gelangen, dass die Party eindeutig schon viel zu lange dauert.

 

Die "Enthüllung" von Robert Kaplan am 9. Januar 2020: „Ich denke, dass das Bilanzwachstum (der Fed) Einfluss auf die Finanzmärkte und die Bewertung von Risikoaktiva hat… Man muss sich bewusst sein, dass es die Entstehung weiterer Übertreibungen und Ungleichgewichte begünstigen könnte, wenn wir zusätzlichen Treibstoff liefern.

 

 

Das war ein vorsichtiges Eingeständnis, dass das Handeln der Zentralbanken bereits zur Entstehung einiger leichter „Übertreibungen und Ungleichgewichte“ an den Märkten geführt hat, oder?

Wie dem auch sei: Für Ronald Stoeferle hat die Entwicklung des Goldkurses 2019 den Beginn eines neuen Bullenmarktes bestätigt und gezeigt, dass die „Party für Gold gerade erst losgeht“.

 

 

Ob Sie bei dieser "Party" dabei sind oder nicht – ich werde Sie weiter auf dem Laufenden halten!

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