In den USA ist die Inflationsrate in diesem Monat leicht gesunken. Nach Einschätzung der meisten Investoren haben wir die Spitzenwerte hinter uns. Bei einer Teuerungsrate von weiterhin 8,5 % jährlich beginnen einige Beobachter sogar bereits, Zinssenkungen gegen Jahresende zu prognostizieren, denn die Inflation könnte im Vergleich zur bevorstehenden Rezession an Dringlichkeit verlieren.

Wenn man die Daten im Detail betrachtet, wird klar, dass der Rückgang hauptsächlich dem seit mehreren Wochen sinkenden Benzinpreis geschuldet ist. Die Lebensmittelpreise steigen dagegen weiterhin, wobei insbesondere Eier innerhalb von nur einem Monat 4,9 % teurer geworden sind. Medizinische Produkte haben sich um 2,2 % erhöht. Auch die Strompreise steigen stark, was kein gutes Zeichen für ein potenziell deutliches Absinken des Verbraucherpreisindex in den kommenden Monaten ist. Der Rückgang der Benzinpreise und die übliche Berechnung der Wohnkosten haben den Preisanstieg bei Alltagsgütern ausgeglichen. Das reicht schon, damit der Markt den Sieg ausruft: In den Vereinigten Staaten wurde der Inflation Einhalt geboten!

Das unmittelbare Problem, dem sich die Fed nun annehmen muss, ist also der Konjunkturabschwung. Die guten Arbeitslosenzahlen der letzten Monate täuschen darüber hinweg, dass die Zahl der offenen Stellenangebote in den letzten drei Monaten auf beunruhigende Weise eingebrochen ist:

 

 

Zudem befindet sich der Preis für Neubauimmobilien seit dem kürzlichen Hoch nun im freien Fall.

Die Geschwindigkeit des Rückgangs ist mit der Immobilienkrise von 2007-2008 vergleichbar, die die Große Finanzkrise auslöste.

 

 

Es ist davon auszugehen, dass die Fed diese Indikatoren im Blick hat und sich deswegen weniger auf die Inflation konzentriert. Das hoffen zumindest die Märkte…

In Europa ist die Lage eine ganz andere. Hier ist die Inflation noch lange nicht vom Tisch.

Zu Beginn des Monats August beobachten wir auf dem gesamten Kontinent einen Höhenflug der Strompreise, wobei die Terminkurse täglich neue Rekorde erreichen:

 

 

 

Die Inflation aufgrund dieser steigenden Strompreise wird erst noch kommen. Die EZB hat noch viel Arbeit vor sich, um die Preisexplosion zu zähmen, die Europa in den kommenden Monaten mit einer ernsten Stagflation bedroht.

Die Inflationszahlen aus den USA haben den Dollar nach unten absacken lassen, was seinen seit Jahresbeginn intakten Aufwärtstrend unterbricht. Wir beobachten zu Beginn dieser Woche einen Einbruch der US-Währung, der in den kommenden Handelstagen noch bestätigt werden muss.

 

 

Der Goldkurs bekommt dadurch Rückenwind und setzt seine Erholungsbewegung fort. Das gelbe Metall nähert sich seinem Widerstand bei 1.800 $:

 

 

Die wiederholten Skandale an den Terminmärkten haben den Goldsektor in dieser Woche weiterhin beschäftigt.

Letzte Woche bin ich in meinem exklusiven monatlichen Marktbericht für die Kunden von GoldBroker.com auf das Thema eingegangen. Hier ein Auszug:

„Die Edelmetallmärkte wurden im Juli von aufsehenerregenden Enthüllungen im Prozess gegen ehemalige Trader von JP Morgan erschüttert, die angeklagt sind, den Goldkurs zehn Jahre lang durch Spoofing mit Futures (Terminkontrakten) manipuliert zu haben. Die Trading-Abteilung der Bank hielt massive Positionen und stornierte ihre Orders im letzten Moment, um den Markt zu kontrollieren.

Um die Spoofing-Operationen auszuführen, klickte Gregg Smith, einer der angeklagten Trader und zuvor bei Bear Stearns tätig, derart schnell und oft mit seiner PC-Maus, dass seine Kollegen ihm empfahlen, Eis auf seine Finger zu legen, um die Beschwerden zu lindern.

Christian Trunz, ein anderer Trader, der sich schuldig bekannt und zur Zusammenarbeit mit der Justiz bereiterklärt hat, gab an, dass die illegalen Marktoperationen Teil einer reibungslos funktionierenden Strategie des Trading Desks waren, die vom ganzen Team umgesetzt wurde. Er erklärte, dass er von seinem Vorgesetzten darin geschult wurde, dem Compliance Manager gegenüber zu lügen, um die Manipulation zu verschleiern. Der gleiche Vorgesetzte hatte ihm auch geraten, auf „nicht schuldig“ zu plädieren und zu bekräftigen, dass alle platzierten Orders zur Ausführung bestimmt waren. Bereits die zweite Lüge, diesmal gegenüber den Aufsichtsbehörden.

Die Enthüllungen schlagen an einem Markt, an dem ausgerechnet die Bank JP Morgan zu den maßgeblichen Akteuren zählt, ein wie eine Bombe. Im Jahr 2010, zum Zeitpunkt des Tatbestandes, wurde das Clearing (die Verrechnung) von mehr als der Hälfte der Goldterminkontrakte von der amerikanischen Bank durchgeführt. JP Morgan ist zudem in den Vorständen der Teilnehmervereinigungen von Märkten wie der LBMA in London stark vertreten, wo weltweit die meisten Transaktionen des Goldmarktes abgewickelt werden.

Trotz dieser schwerwiegenden Enthüllungen deutet nichts darauf hin, dass sich an der Stellung der US-Bank an den Edelmetallmärkten auf kurze Sicht etwas ändern wird.

Dass ein so einflussreiches Unternehmen der Manipulation des Goldpreises über einen so langen Zeitraum hinweg angeklagt wird, ohne von den Transaktionen ausgeschlossen zu werden oder die von ihm besetzten hochrangigen Posten zu verlieren, stellt ein ernstes Problem für die Gesamtstruktur der Edelmetallmärkte dar.“

In dieser Woche haben wir erfahren, dass nach JP Morgan noch ein weiterer Teilnehmer der Terminmärkte angeklagt ist. Es handelt sich um David Shak, einen international bekannten Pokerspieler. Wie die Trader von JP Morgan hat auch er Spoofing angewendet, um den Markt zu manipulieren. So konnte er künstliche Positionen aufbauen, die einem signifikanten Anteil aller offenen Positionen entsprachen, ohne dass eine Aufsichtsbehörde dieses finanzielle Fehlverhalten überwacht hätte. Der Terminmarkt ist zu einem echten Casino geworden (welches logischerweise Pokerspieler anzieht!) Zur Erinnerung: Dieser Markt sollte es den Minengesellschaften ursprünglich ermöglichen, ihre Produktion im Voraus zu verkaufen, um sich gegen Preisschwankungen abzusichern.

Vor diesem Hintergrund ist es nur logisch, dass neue Initiativen entstehen, die sich die Etablierung konkurrierender Marktplätze zum Ziel gesetzt haben, welche besser auf Angebot und Nachfrage reagieren. Nach Russland und Indien sollten in Asien bald noch weitere Projekte umgesetzt werden. Die Preisfindung könnte sich am Goldmarkt in den kommenden Jahren grundlegend ändern. Angesichts der neuen Ungleichgewichte infolge der sich verschiebenden geopolitischen Situation und der Schwierigkeiten im Zusammenhang mit der Versorgungslage rückt die Bedeutung physischen Goldes wieder stärker in den Blickpunkt.

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