Mit dem Wandel der Ideologien wurden in den letzten zwei Jahrzehnten auch die Reserven der Zentralbanken grundlegend umstrukturiert. Die Entdollarisierung etabliert sich Schritt für Schritt als Maßstab für den Niedergang der USA, während unabhängige Vermögenswerte immer mehr an Bedeutung gewinnen und den Übergang in eine neue Welt symbolisieren. Die Attraktivität von Gold nimmt weiter zu (das Edelmetall ist nach wie vor der zweitwichtigste Vermögenswert in den Reserven der Währungsinstitutionen), und auch der Bitcoin stößt nunmehr auf wachsendes Interesse. Nachdem er lange Zeit als rein spekulatives Asset angesehen und allein von Privatanlegern genutzt wurde, wird er heute von Staaten weltweit evaluiert. Doch wenngleich sein Stellenwert im internationalen Finanzsystem wachsen sollte, wird er nicht mit Gold gleichziehen können.

Trumps Amtsantritt elektrisiert die Finanzwelt. Innerhalb weniger Wochen hat der US-Präsident zahlreiche Erklärungen abgegeben, die darauf abzielen, die USA zur weltweit führenden Macht in Sachen Kryptowährungen zu machen. Er zieht sogar die Schaffung einer nationalen Bitcoin-Reserve in Betracht, die fast 5% der gesamten staatlichen Devisenreserven ausmachen würde. Ein Präsidialerlass wurde unterzeichnet, um diese Möglichkeit zum „Schutz vor Inflation“ zu prüfen. Abgesehen von der offiziellen Begründung bleibt diese Maßnahme implizit durch das Bestreben motiviert, die USA zu einem führenden Land in diesem Sektor zu machen. Ziel ist es, darauf vorbereitet zu sein, notfalls einen Wandel initiieren zu können, der die amerikanische Dominanz in Finanzangelegenheiten auch ohne den Dollar verteidigt. Die Idee, einen Teil der nationalen Reserven mit einem digitalen Vermögenswert zu unterlegen, der die Rolle einer dezentralisierten und mengenmäßig begrenzten Währung übernehmen kann, ist in der Tat eine Strategie zur Aufrechterhaltung des Status quo. Dies würde den USA, die bereits die größten Goldbestände der Welt besitzen, weiterhin eine dominante Position in Bezug auf strategische Währungsreserven sichern – und damit auch finanziellen Einfluss auf die anderen Weltmächte, insbesondere falls eine Konferenz zur Neugestaltung des internationalen Währungssystems nach dem Vorbild von Bretton Woods 1944 zustande käme.

Parallel zum Hype um Gold hat die Idee, Bitcoin als Reserve zu verwenden, in den letzten Wochen einen überwältigenden Zuspruch erlebt. Das Interesse an der bedeutendsten Kryptowährung der Welt, die oft als „digitales Gold“ bezeichnet wird, hat sich nach Trumps Aussagen verstärkt. Wenn die größte Weltmacht den Takt angibt, folgen andere Länder aus Furcht, sonst ins Hintertreffen zu geraten, eilig nach... Die Tschechische Republik erwägt beispielsweise ebenfalls, die Kryptowährung in ihre Reserven aufzunehmen (trotz des Widerstands der EZB) und könnte bis zu 5 % ihrer Mittel, d. h. rund 7 Milliarden Dollar, dafür bereitstellen. Die Schweiz hat ihrerseits bereits ein Gesetz angepasst, um die Aufnahme von Bitcoin in die Reserven der Schweizerischen Nationalbank zu ermöglichen, ganz im Sinne der Tradition der finanziellen Unabhängigkeit des Landes (die Schweiz ist nicht nur einer der weltweit führenden Standorte für die Lagerung von Gold und Silber, sondern bleibt auch der siebtgrößte staatliche Goldbesitzer der Welt). Noch überraschender ist, dass auch Deutschland diese Option auslotet. Der ehemalige Finanzminister schlug kürzlich vor, dass die Bundesbank und die EZB Bitcoin in Betracht ziehen sollten, um ihre Abhängigkeit vom Dollar zu verringern (wenngleich Berlin traditionell für seine pro-atlantische Ausrichtung bekannt ist).

Diese Anziehungskraft geht auch und vor allem von den aufstrebenden Mächten aus, die ihre Abhängigkeit vom Dollar massiv reduzieren und Gold im Überfluss kaufen. Nach dem Vorbild und in Einklang mit Trumps Strategie schlägt der polnische Präsidentschaftskandidat Sławomir Mentzen unter anderem die Schaffung einer strategischen Bitcoin-Reserve vor. Darüber hinaus war Polen 2024 offiziell das Land mit den umfangreichsten Goldkäufen: Es stockte seine Reserven um knapp 90 Tonnen auf. Auch Russland beteiligt sich an diesem Spiel: Es nutzt Bitcoin bereits für bestimmte internationale Transaktionen und viele große russische Unternehmen greifen für ihren Handel ebenfalls auf die Kryptowährung zurück. Gleichzeitig hat das Land im letzten Jahr kontinuierlich Gold zugekauft und ist nach wie vor der fünftgrößte Goldbesitzer der Welt. In China schließlich prüft Hongkong die Aufnahme von Bitcoin in seine Finanzreserven mit demselben Ziel, während sich das Land gleichzeitig als Marktführer bei Gold und Silber etabliert. China, der größte wirtschaftliche Rivale der USA, reduziert sein Engagement in US-Anleihen zudem weiter. Seine Bestände an Treasuries haben aktuell den niedrigsten Stand seit 2009 erreicht.

Diese tiefgreifenden Veränderungen bleiben nicht ohne Folgen. In Europa geben sie Anlass zu großer Besorgnis, und zwar nicht bei den Regierungen, sondern bei den EU-Institutionen. Die Europäische Union befürchtet, in der Welt von morgen an den Rand gedrängt zu werden, und sucht nach neuen Lösungen. Die EZB, die finanzielle Vertreterin des Alten Kontinents, beobachtet mit Sorge, dass die Bürger der Eurozone sich von den traditionellen Institutionen abwenden und stattdessen Gold und Kryptowährungen kaufen. Als logische Folge würde dies die Gewinne der europäischen Bankinstitute und damit die möglichen Investitionen verringern, während es gleichzeitig immer mehr politische Initiativen in diesem Bereich gibt (insbesondere mit Blick auf die Kapitalmarktunion). Darüber hinaus ist die Europäische Zentralbank der Ansicht, dass dieser Trend lediglich Spekulationen anheizt, ohne die Stabilität des Euro zu unterstützen. Sie weist in diesem Zusammenhang auf den Mangel an Liquidität, die geringe Sicherheit und die Nutzung von Bitcoin für illegale Aktivitäten hin. Um dem entgegenzuwirken, verfolgt sie daher mehrere Projekte: Zum einen versucht sie, eine mit dem Target-System verbundene Abwicklungsplattform für Transaktionen mit Zentralbankgeld zu entwickeln, die Zahlungen mit Zentralbankgeld erleichtern würde. Auf der anderen Seite möchte sie ein Blockchain-basiertes Zahlungssystem schaffen, um die Voraussetzungen für einen digitalen Euro zu schaffen – ein Projekt, an dem sie seit mehreren Jahren arbeitet. Diese Währung würde wie eine Online-Wallet funktionieren, das von der jeweiligen nationalen Zentralbank garantiert wird und sogar für Menschen ohne Bankkonto zugänglich ist, wenn auch nur in begrenzter Höhe und ohne Vergütung. Während Trump der US-Notenbank die Ausgabe einer digitalen Währung per Erlass verbietet und die Schwellenländer in historischem Umfang Gold kaufen, um sich auf das internationale Finanzsystem von morgen vorzubereiten, schlägt die EZB also die entgegengesetzte Richtung ein...

Angesichts des wachsenden Interesses der fortgeschrittenen Volkswirtschaften am Bitcoin wird sich die Debatte über seine Rolle im internationalen Finanzsystem ausweiten. Einst als rein spekulativer Vermögenswert angesehen, wird er heute von Zentralbanken und Institutionen aller Art mit wachsamem Auge beobachtet. Durch diese Anerkennung könnte er zusätzliches Kapital anziehen, was wiederum internationale Investoren dazu veranlassen würde, sich ebenfalls zu positionieren. Diese Dynamik würde seinen Wert steigen lassen, den Ländern zugutekommen, die sich für die Integration des Bitcoins entschieden haben, und andere Nationen dazu animieren, ähnliche Strategien zu verfolgen.

Die Attraktivität von Bitcoin korreliert mit der derzeit sehr starken Nachfrage nach Gold. Beide Aktiva weisen Eigenschaften auf, die heute am meisten gefragt sind: Während die fortschreitende Deglobalisierung die Dezentralisierung vorantreibt, schafft die Identitätskrise, die die Globalisierung mit sich gebracht hat, ein starkes Bedürfnis nach Freiheit, sowohl auf individueller als auch auf nationaler Ebene. Bitcoin verkörpert diese beiden Werte ebenso wie Gold. Es ist daher nicht verwunderlich, dass bei steigender Nachfrage nach Gold auch die Nachfrage nach anderen unabhängigen Vermögenswerten wie Bitcoin steigt.

Dieser Zusammenhang wird jedoch weder kurz- noch langfristig dazu führen, dass der Bitcoin Gold verdrängt. Gold ist nach wie vor das Metall, das seit Jahrtausenden für Handelsgeschäfte verwendet wird, und tatsächlich die Rolle einer Währung übernehmen kann. Außerdem leidet es nicht unter der gleichen Volatilität wie der Bitcoin und die Kryptowährungen im Allgemeinen. Nach den starken Kursgewinnen im Zuge von Trumps Amtsantritt ist der Markt nun seit über einem Monat leicht rückläufig, da sich die Lage allmählich beruhigt. Zu guter Letzt ist hervorzuheben, dass der Bitcoin nicht physisch unterlegt ist und dadurch im Gegensatz zu Gold klaren zeitlichen Einschränkungen unterliegt. Der Bitcoin kann weiterhin als Mittel zum Ausbau finanzieller Souveränität dienen, aber er wird sicherlich niemals die Bedeutung von Gold in Frage stellen.

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