Am Londoner Metallmarkt LME schreiben die Kurse historische Höchststände.
Warum ist das so?
Kupfer, Zinn, Zink, Stahl, Aluminium, Kohle
Eine Energiekrise?
In Europa explodieren die Erdgaspreise, während man darauf wartet, dass sich ein paar Technokraten dazu herablassen, die Konformität der Pipeline Nord-Stream 2 zu bestätigen, die eine Linderung dieser im Kern politischen Krise durch russische Gaslieferungen ermöglichen würde.
China fördert jährlich 3902 Mio. t Kohle, was dem Achtfachen der US-Produktion entspricht. Der Verbrauch liegt bei 4000 t pro Jahr und die noch im Boden befindlichen Kohlereserven reichen für weitere 37 Jahre. Die Stromerzeugung in China hängt zu 72,6 % von der Kohle ab, was die erschreckende Luftverschmutzung des Landes erklärt.
Trotz dieser enormen Reserven und seiner inländischen Minenproduktion erlebt China aufgrund einer Kohleknappheit aktuell eine Energiekrise großen Ausmaßes. Der Preis des Rohstoffs, der am Terminmarkt (Januar-Kontrakt in Zhengzhou) seit zwei Jahren zwischen 600 und 1000 Yuan je Tonne schwankte, ist im September förmlich explodiert und notierte am 15. Oktober bei 2226 Yuan je Tonne. Diese Hysterie schlägt sich auch auf den Kohlepreis am Londoner Markt nieder.
Indien, der zweitgrößte Kohleproduzent weltweit, leidet gleichzeitig unter einer ähnlichen Krise und muss die Stromabgabe drosseln. Am 15. Oktober hatten die 135 Kohlekraftwerke des Landes nur Brennstoff für acht Tage. Bei der Hälfte von ihnen reichten die Reserven lediglich, um den Betrieb noch zwei Tage lang aufrechtzuerhalten.
In China wie auch in Indien gibt es einen starken politischen Willen, der wahrscheinlich darauf abzielt die Klimaschutzverträge zu erfüllen, dessen erste Wirkung jedoch ein plötzliches Ausbremsen der Wirtschaft ist. In China haben die Behörden beispielsweise die Stromversorgung der energieintensivsten Industriezweige reglementiert. Unter diesen befinden sich selbstverständlich auch die Metallindustrie, die Erzaufbereitung und die Schmelzöfen. Zu den offensichtlichsten Folgen dieser Entscheidung der chinesischen Verwaltungsbehörden zählt eine Magnesiumknappheit – dabei ist Magnesium das acht-häufigste Element in der Erdkruste und macht 13 % der Gesamtmasse unseres Planeten aus. Aufgrund seiner günstigen Arbeitskosten produziert China 80 % des globalen Magnesiumangebots. Aber da die Verarbeitungsprozesse äußerst energieintensiv sind, wurden die Unternehmen des Sektors drastisch eingeschränkt. Magnesiumbleche, die den Anforderungen der Automobilindustrie genügen, werden daher ab Beginn des nächsten Jahres zur Mangelware. Das wird die Autoherstellung verlangsamen, wenn nicht zum Stillstand bringen. Und das gilt nicht nur für China.
Da China die „Fabrik der Welt“ ist, sollten Sie sich auf eine zunehmende Knappheit bei praktisch allem einstellen.
Und die Edelmetalle?
Erinnern Sie sich daran, dass Silber zu 70 % aus der Aufbereitung von kupfer-, zinn- oder zinkhaltigen Erzen stammt.
Wenn die Preise dieser Metalle sprunghaft steigen, müsste der Silberpreis in Kürze das Gleiche tun. Diese Hausse wird jedoch mit Blick auf die Einführung das Basel-III-Regelwerk zu Jahresende in London größtenteils durch die Liquidierung von Derivaten zurückgehalten (bei Gold ist das noch deutlicher).
Was die untenstehende Grafik nicht zeigt, sind die großen Probleme, die es aktuell bei den Kupferbeständen gibt. Zwischen dem Papierpreis, d. h. dem Kurs der Futures, und den Lieferanfragen tut sich ein Graben auf. Die Industrieunternehmen müssen einen Aufschlag bezahlen, um eine Kupferlieferung zu erhalten. Das ist ein historischer Moment:
Das Gleiche geschieht auch am Silbermarkt. Auf Silbermünzen fällt derzeit ein hohes Aufgeld an und bei den Online-Einzelhändlern sind die Preise der Münzen oft weit entfernt vom aktuellen Kurs am Terminmarkt, vor allem in den USA und in Kanada.
Im September ist außerdem Indien an den Silbermarkt zurückgekehrt. Das Land hat zwischen 1999 und 2010 im Durchschnitt 2667 Tonnen Silber pro Jahr importiert. Zwischen 2011 und 2017 waren es im Schnitt sogar 5375 Tonnen jährlich. Zwischen September 2020 und August 2021 waren die Silbereinfuhren Indiens jedoch seltsamerweise äußerst gering.
Im September 2021 ist Indien nun mit Silberimporten in Höhe von 665 Tonnen an den Markt zurückgekehrt.
Das Land kauft sein Silber hauptsächlich auf den nicht-westlichen Märkten. Doch wie wir seit April 2020 wissen, war die COMEX gezwungen auf der ganzen Welt (Korea, Kasachstan, Usbekistan, Russland…) nach dem weißen Metall zu suchen, um es ausliefern zu können. Die Rückkehr der indischen Nachfrage wird die Bestände dieser Lieferanten austrocknen und die Versorgungsengpässe der westlichen Märkte damit auf indirekte Weise verschärfen.
Wenn die chinesische Energiekrise die Unternehmen trifft, welche die Kupfererze aufbereiten, wird sie damit unweigerlich auch die Silberlieferungen teilweise einschränken. China wird folglich auf die Märkte des Westens ausweichen.
Im Chart hat der Silberkurs seinen Aufwärtstrend Mitte September wieder aufgenommen. Er wird schon bald wieder die obere Zone des seit Juli 2020 bestehenden Trendkanals erreichen, d. h. einen Bereich zwischen 27 $ und 32 $.
Wenn man die Kursentwicklung der anderen Metalle betrachtet, wird zudem klar, dass Chartanalysen nicht in der Lage sind, die explosiven Kursanstiege vorherzusagen, die sich in Zeiten der Knappheit ereignen. Schon gar nicht, wenn ein großer „Short-Squeeze“ in Vorbereitung ist, so wie am Silbermarkt. Das Verhältnis von physischem Silber zu Papiersilber liegt noch immer bei etwa 1:500 und die Trader mit Short-Positionen werden ihre leerverkauften Kontrakte dringend eindecken müssen.
Noch vor Ende Dezember könnten wir beim Silberpreis eine schöne Überraschung überleben.
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