Erinnern Sie sich an die Zyklen in der Bergbauindustrie.
Aus vielerlei Gründen tendiert der Preis eines geförderten Erzes dazu, zu sinken, insbesondere aufgrund des Wettbewerbs. Zudem nimmt im Laufe des Betriebs einer Mine in der Regel der Metallgehalt des Erzes ab, was die Rentabilität der Mine verringert, bis das Unternehmen letztlich beschließt, die Mine stillzulegen. Es gibt also Zeiten, in denen der Abbau eines bestimmten Metalls nicht mehr gewinnbringend ist, was zu einem starken Rückgang der Produktion und schließlich nach und nach zu einer Verknappung führt.
Um die sinkende Kaufkraft der Fiatwährungen zu verschleiern, wurden die Edelmetallpreise lange Zeit kontrolliert, zunächst von spezialisierten Behörden, später von Zentralbankverbänden wie dem Londoner Goldpool bis 1967. Danach setzte ein Bankenkartell die Manipulation der Gold- und Silberpreise mit verschiedenen Mitteln fort. Ein wichtiges Instrument waren die Futures am Terminmarkt der COMEX, die es den Tradern ermöglichten, mit riesigen Mengen an Metallen zu handeln, ohne jemals deren Lieferung zu verlangen.
Im Jahr 2004 führte dieses Kartell die ETFs (Exchange Traded Funds) ein, die es jedermann ermöglichten, mit einem einfachen Klick Anteile zu erwerben, was dem Anleger den trügerischen Eindruck vermittelte, Gold oder Silber kaufen zu können, ohne sich um Lagerung oder Versicherung kümmern zu müssen. Doch das war nur eine Illusion. In Wirklichkeit wurde das Kapital der Investoren nicht unbedingt für den Erwerb von physischem Metall verwendet; es konnte sogar – je nach den Interessen des Kartells – mobilisiert werden, um gegen steigende Gold- oder Silberpreise zu wetten. Diese Art von Finanzprodukten wird weltweit als „Papiergold“ oder „Papiersilber“ bezeichnet.
Diese Ersatzprodukte haben eine so weite Verbreitung gefunden, dass nach Angaben von US Debt Clock auf jede Unze physischen Goldes mittlerweile etwa 134 Unzen Papiergold und auf jede Unze physischen Silbers etwa 364 Unzen Papiersilber kommen.
Der chinesische Markt
Im Jahr 2002 gründete China die Shanghai Gold Exchange, die 2014 für internationale Teilnehmer geöffnet wurde. Es handelt sich um einen physischen Markt, an dem jeder verkaufte Gold- oder Silberbarren noch am selben Tag tatsächlich den Besitzer wechselt.
China ist sowohl der größte Goldproduzent als auch das Land mit der größten Goldnachfrage der Welt und importiert zwei Drittel seines Goldes. Es ist zudem der zweitgrößte Produzent von Silber und aufgrund seines Status als „Fabrik der Welt“ auch einer der größten Verbraucher.
Grundsätzlich müssen alle diese Edelmetallimporte über die Shanghai Gold Exchange abgewickelt werden.
Erschöpfung der Reserven
Wir alle wissen, dass die Rohstoffreserven im Boden allmählich zur Neige gehen. In Mexiko könnte die Silberproduktion bereits 2027 auf Restbestände zurückgehen, und in China sollen die abbaubaren Reserven offiziell nur noch für zehn Jahre reichen. Dennoch steigt die Nachfrage stetig an, angetrieben von Computern, Elektronik, künstlicher Intelligenz, neuen Energien und der Rüstungsindustrie – allesamt Branchen mit einem besonders hohen Bedarf an Silber, der weit über die derzeitigen Kapazitäten der Minenförderung hinausgeht. Dieses Ungleichgewicht nährt das strukturelle Defizit dieses Marktes.
Was Gold angeht, so haben die Zentralbanken seit 2009 wieder gekauft, ganz so als ob Gold im internationalen Handel wieder eine monetäre Bedeutung hätte. Seit Dezember 2023 zählt physisches, tatsächlich verfügbares Gold nach den neuen Regelungen für die Liquiditätsquote im Rahmen von Basel III in den Bankbilanzen als Sicherheit, während geleastes Gold, Terminkontrakte oder ETF-Anteile in diesen Bilanzen nunmehr als Negativposten gelten.
Es besteht also eine wachsende Nachfrage nach physischem Gold, die noch dadurch verstärkt wird, dass China seine Bürger aktiv dazu ermutigt, in Edelmetalle zu investieren.
Die Antwort Chinas
Am 23. Juni veröffentlichte China ein Dokument, in dem sich alle zuständigen Ministerien unter anderem verpflichteten, die geologische Exploration zu fördern, alte Minen zu modernisieren, Erze, deren Gehalt bislang als zu gering eingestuft wurde, neu zu bewerten, die Aufbereitungsverfahren zu verbessern, um deren Umweltauswirkungen zu verringern, und die Recycling-Industrie zu stärken.
In dem Dokument kommen folgende Punkte zur Sprache:
- Die Menge der Goldressourcen wird um 5 bis 10 % steigen;
- Die Produktion von Gold und Silber wird um mehr als 5 % zunehmen;
- Es ist schwierig, die wachsende Marktnachfrage zu befriedigen;
- Förderung der Erhöhung der nationalen Reserven und der Produktion;
- Förderung neuer strategischer Maßnahmen, um Durchbrüche bei der Exploration zu erzielen;
- Förderung der Exploration in den großen Tiefen und in den Randbereichen der bestehenden großen und mittelgroßen Minen;
- Förderung des Ausbaus der Kapazitäten der in Betrieb befindlichen Minen, der Produktion der im Bau befindlichen Minen und der Entwicklung neuer Minen;
- Bessere Nutzung von Erzen mit niedrigen Metallgehalten, schwer zu verarbeitenden Erzen und Ressourcen, die verschiedene Metalle enthalten;
- Verbesserung der Gewinnungsraten von Gold, Silber und damit verbundenen wertvollen Elementen;
- Förderung der Entwicklung von Sekundärressourcen aus Rückständen des Goldbergbaus;
- Förderung des Recyclings von Gold und Silber, z. B. aus Elektro- und Elektronikgeräten;
- Verbesserung der Marktbedingungen für die Wiedergewinnung von Gold;
- Die Koordination und Kooperation der Steuer-, Finanz-, Investitions-, Import- und Exportpolitik mit der Industriepolitik stärken;
- Bestehende Finanzierungskanäle nutzen, um die Entwicklung von Schlüsseltechnologien in der Gold- und Silberindustrie zu unterstützen;
- Die Möglichkeiten der nationalen Plattform für industrielle und finanzielle Zusammenarbeit (die Shanghai Gold Exchange) voll ausnutzen;
- Ein günstiges Entwicklungsumfeld schaffen;
- Verbesserung der öffentlichen Dienstleistungen, wie z. B. die Abstimmung von Angebot und Nachfrage.
Diese Politik zur Ausweitung der Bergbauproduktion und zur Schaffung eines „günstigen Umfelds“, kann nur dann umgesetzt werden, wenn sich die Preise für Gold und Silber frei entwickeln können und sich dabei auf den Mechanismus von „Angebot und Nachfrage“ stützen, damit sich ein echter Marktpreis herausbilden kann.
All dies wäre eine Verschwendung öffentlicher Gelder, es sei denn, China beabsichtigt, den Gold- und Silberpreis stark ansteigen zu lassen.
In diesem Fall wären die Investoren gerne bereit, die geologische Exploration zu finanzieren, die sich endlich sowohl für Gold als auch für Silber lohnen würde. Alte, erschöpfte Minen würden wieder nutzbar und neue Abbautechniken, wie der Unterwasserbergbau, könnten wirtschaftlich rentabel werden.
Um dies zu erreichen, müsste man den Goldpreis steigen lassen und gleichzeitig den Silberpreis stützen, um wieder ein ausgewogeneres Verhältnis zwischen den beiden Metallen herzustellen.
Unter dem Einfluss von Papiersilber wurde der Preis für eine Unze Silber im Vergleich zum Goldpreis in der letzten Zeit regelrecht zerschmettert. Im Mai 2025 brauchte man 104 Unzen Silber, um eine einzige Unze Gold zu kaufen – ein völlig absurdes Verhältnis.
Im Jahr 2024 belief sich die Minenförderung auf 25.000 Tonnen Silber, verglichen mit 3.300 Tonnen Gold – ein Verhältnis von knapp 8 zu 1.
Bei den noch im Boden befindlichen Reserven schätzt die amerikanische Behörde USGS die Silberressourcen auf 640.000 Tonnen, gegenüber 64.000 Tonnen Gold – ein Verhältnis von 10 zu 1.
Diese Knappheit sollte sich logischerweise im Silberpreis widerspiegeln.
Anders ausgedrückt: Wenn Gold auf 3.500 $ pro Unze steigt, müsste Silber, um ein kohärentes Gleichgewicht herzustellen, auf 350 $ pro Unze klettern.
Neuer Aufwärtskanal?
Seit 2023 bewegt sich der Silberpreis in einem aufwärts gerichteten Kanal, der von einer Unterstützung und einem Widerstand begrenzt wird. Im Juli 2025 dürfte er die Widerstandszone um 39 bis 39,50 $ pro Unze testen.
In den vergangenen Jahren gingen die Bullionbanken des Kartells massiv Short-Positionen ein, wenn sich der Silberkurs einem wichtigen technischen Widerstand näherte, wobei sie in dieser Strategie von den Hedgefonds und Spekulanten weltweit unterstützt wurden.
Ich bin geneigt anzunehmen, dass das Kartell diesmal nicht auf eine Baisse setzen wird. Am Markt besteht seit sieben Jahren ein physisches Defizit und nach Einschätzung von Andrew Maguire sollen mittlerweile alle Banken auf eigene Rechnung Long-Positionen auf Silber halten.
Seit 18 Monaten manipulierte ein Akteur den Preis für physisches Silber an der COMEX, indem er regelmäßig große Mengen verkaufte: Es handelte sich um die Bank HSBC (Hongkong Shanghai Banking Corporation). Die Bank war 2020 fast bankrott gegangen und wurde von China hart bestraft, indem ihr ein Jahr lang alle Kunden aus staatlichen und halbstaatlichen Unternehmen entzogen wurden.
Schließlich musste HSBC eine Einigung akzeptieren, und ihre Aktie kehrte allmählich zu ihren historischen Höchstständen zurück.
Im Mai verkaufte die HSBC jedoch nur 470.000 Unzen Silber, verglichen mit einem monatlichen Durchschnitt von 5,5 Millionen Unzen in den vorangegangenen 18 Monaten.
Ist das ein Zeichen? Ich glaube schon.
Der Silbermarkt wird von der China Chengtong Holdings Group Ltd. dominiert, einem Trust, der die gesamte Silberindustrie kontrolliert: von den Bergbauunternehmen über die Raffinerien bis hin zu den Erztransporteuren. Er ist auch einer der Anteilseigner der Shanghai Gold Exchange. Dieser chinesische Riese bestimmt das Geschehen am Silbermarkt.
Wie jedermann sehen kann, ist der Silberpreis in Shanghai deutlich höher als in New York oder London. Vor diesem Hintergrund haben alle Minengesellschaften ein Interesse daran, ihre Produktion am Markt in Shanghai zu verkaufen. Die LBMA und die COMEX hinken zwar hinterher, haben aber keine andere Wahl, als sich nach und nach an die Preise der Shanghai Gold Exchange anzupassen.
Seit dem Tief am 7. April ist eindeutig ein Kursgewinn zu beobachten, der durch den Abprall von der steigenden Unterstützungslinie angetrieben wird. Bis Ende Juli und im August sollte der Silbermarkt den früheren Widerstand im Wochenchart testen. Meiner Meinung nach wird dieser Widerstand durchbrochen werden.
Alle Spekulanten, die bei diesem Widerstand in der Hoffnung auf fallende Kurse Short-Positionen eingegangen sind, könnten in einen Short-Squeeze geraten. Falls sie gezwungen sind, ihre Positionen notgedrungen einzudecken, könnten sie eine abrupte Beschleunigung der Silberrally verursachen.
Im jüngsten Bericht des OCC über Derivate an den Edelmetallmärkten (Seite 43) werden für das erste Quartal Derivate im Gesamtwert von 511 Milliarden $ ausgewiesen. Andrew Maguire zufolge werden diese Positionen zwar im Namen der Banken verbucht, in Wirklichkeit aber auf Anweisung der Fed und des OCC initiiert, um die Edelmetallpreise zu kontrollieren, die als klare Indikatoren für die schwindende Kaufkraft der Währungen gelten.
Aus den Statistiken der BIZ geht hervor, dass die Gold-Derivate einen Gesamtwert von 1,025 Billionen US-Dollar haben, während die Silber-Derivate nur 103 Milliarden US-Dollar ausmachen – ein Verhältnis von 10:1.
Wenn China tatsächlich das Ziel verfolgt, die Edelmetalle und insbesondere Silber gegenüber Gold aufzuwerten, würde sich der daraus resultierende Short-Squeeze auf einen zweistelligen Milliardenbetrag belaufen, mit einem äußerst spektakulären Aufwärtspotenzial in den kommenden Monaten.
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