Die USA haben gerade zwei neue Weltrekorde aufgestellt: einen mit ihren Staatsschulden und einen mit ihrem Haushaltsdefizit.
Analysieren wir zunächst die jüngsten Zahlen zur Verschuldung des Landes.
Die öffentlichen Gesamtschulden der USA belaufen sich mittlerweile auf über 35 Billionen Dollar:
Der weitaus größte Teil der US-Schuldverschreibungen wird von Gläubigern im Inland gehalten, während der Anteil, der von ausländischen Gläubigern gehalten wird, im Verhältnis zur Gesamtverschuldung abnimmt:
Der Gesamtwert der US-Schuldtitel im Besitz ausländischer Gläubiger hat sich in den letzten zehn Jahren nicht erhöht – obwohl die Staatsverschuldung in dieser Zeit stetig zugenommen hat.
Derzeit erleben wir einen noch umfassenderen Zyklus der Schuldenausweitung. Seit dem Jahr 2000 hat sich die Steigung der Schuldenkurve dreimal verstärkt, und aktuell sehen wir eine weitere Beschleunigung des Schuldenwachstums der USA.
Mit 34,5 Billionen Dollar hat die Staatsverschuldung der USA einen Rekordstand erreicht. Seit Juni wächst sie alle 100 Tage um 1 Billion US-Dollar. Das Verhältnis von Schulden zu BIP liegt derzeit bei 123,7 % und nähert sich damit dem Höchststand von 126,2 %, der während der Pandemie verzeichnet wurde.
Historisch gesehen kommt es bei Ländern mit einer Schuldenquote von über 130% häufig zu Zahlungsausfällen.
Dieses Risiko steigt in dem Maße, wie der Dollar seinen Status als Leitwährung im internationalen Handel verliert. Wenn andere Länder den Dollar immer weniger verwenden, sind sie logischerweise auch weniger geneigt, amerikanische Staatsanleihen zu kaufen. Obwohl der US-Dollar noch weit davon entfernt ist, seinen Status als weltweit dominante Währung zu verlieren, könnte schon ein leichter Rückgang der Dollarnachfrage die Spannungen im Zusammenhang mit den explodierenden US-Schulden, die eine immer größere Nachfrage erfordern, zusätzlich verschärfen.
In den letzten 12 Monaten erreichten die Ausgaben des Staates für die Zinszahlungen seiner Schulden einen Höchststand von 1,120 Billionen $ und haben sich damit innerhalb von zwei Jahren verdoppelt. Die Kosten des Schuldendienstes übersteigen mittlerweile die Sozialausgaben und sind damit zum größten Posten im Etat der USA geworden.
Die Zinszahlungen sind mittlerweile auch höher als das Verteidigungsbudget:
Der Historiker Niall Ferguson hat festgestellt, dass es in vielen Ländern oft den Beginn eines Niedergangs markiert, wenn die öffentlichen Ausgaben für den Schuldendienst die Ausgaben für den Verteidigungshaushalt übersteigen.
Mit anderen Worten: Ferguson weist darauf hin, dass ein Land, das mehr Ressourcen für den Schuldendienst als für seine Verteidigung aufwendet, möglicherweise seine Souveränität oder geopolitische Macht verliert. Dieses „Gesetz“ von Ferguson legt nahe, dass sich die USA aufgrund ihrer Staatsverschuldung derzeit in einer riskanten Situation befinden.
Ein weiterer Faktor erschwert die Lage: Die Staatsschulden haben überwiegend eine sehr kurze Laufzeit. Das bedeutet, dass die Vereinigten Staaten diese massiven Schulden innerhalb sehr kurzer Zeit refinanzieren müssen.
Die Kosten dieser Refinanzierung sind der Hauptgrund dafür, dass US-Notenbankchef Jerome Powell sich für eine so aggressive Zinssenkung entschieden hat. Die Zinsen müssen unbedingt sinken, damit auch die Refinanzierungskosten der Schulden für das Finanzministerium sinken. Es spielt keine Rolle, ob dies Zweifel an der Unabhängigkeit der Zentralbank hervorruft oder ob eine schnelle Zinssenkung mittelfristig zu einem Wiederanstieg der Inflation führen könnte. Die Staatsfinanzen haben Vorrang und die Grafik mit den Laufzeiten der US-Schulden veranschaulicht auf perfekte Weise, warum die Fed am Mittwoch beschlossen hat, den Leitzins um 50 Punkte zu senken.
Den zweiten Rekord stellt in dieser Woche das US-Defizit auf, und zwar gleich doppelt: Es wurde ein neuer Rekord beim Haushaltsdefizit und auch ein neuer Rekord beim Handelsdefizit verzeichnet.
Im Juli 2024 wuchs das Außenhandelsdefizit der USA auf 78,8 Mrd. Dollar an, der größte Wert, der seit Juni 2022 gemeldet wurde:
Das Handelsdefizit mit China stieg um 4,9 Milliarden Dollar auf insgesamt 27,2 Milliarden Dollar. Grund dafür war der Rückgang der Exporte nach China um 1 Milliarde Dollar auf 11,5 Milliarden Dollar, sowie die gleichzeitige Zunahme der Importe aus China um 3,9 Milliarden Dollar auf 38,7 Milliarden Dollar.
Zudem fiel das Haushaltsdefizit im August deutlich höher aus als erwartet. Zwar wurde im Vergleich zum Vormonat (290 Milliarden Dollar) bereits ein Anstieg erwartet, doch die Zahlen sind erstaunlich: 380 Milliarden Dollar Haushaltsdefizit innerhalb eines Monats. Dieser Fehlbetrag, ein weiterer historischer Negativrekord, übertrifft selbst die pessimistischsten Prognosen um 80 Milliarden Dollar:
Die mangelnde Haushaltsdisziplin der USA hat eine neue Stufe erreicht. Dies ist sowohl auf die erhöhte finanzielle Belastung durch den Schuldendienst als auch auf die in Wahlkampfzeiten übliche Lockerung der Haushaltspolitik zurückzuführen.
Dieses Mal blieben die schlechten Zahlen nicht unbemerkt. Die Bekanntgabe dieser Entgleisung des Staatshaushalts ließ den Goldpreis in den letzten Tagen in die Höhe schnellen.
Die Zinssenkung wirkt sich auf den Goldpreis aus, aber die ernste Lage der US-Staatsfinanzen spielt ebenfalls eine Rolle bei der Hausse des Edelmetalls. Seit dem entscheidenden Kursausbruch nach oben in diesem Frühjahr, der das Ende einer 13-jährigen Konsolidierungsphase markierte, bricht der Goldpreis einen Rekord nach dem anderen:
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