Der promovierte Volkswirt Dr. Ingo Sauer befasst sich in seiner Forschung insbesondere mit dem Zusammenhang zwischen Inflation und den Bilanzen der Zentralbanken. Eine Notenbank kann zwar technisch nicht pleitegehen, da sie immer Geld drucken kann. Eine faktische Insolvenz ist dem Ökonom zufolge aber möglich, wenn die Forderungen gegen sie in Fremdwährung zu hoch werden und die Notenbank in dieser Währung nicht zahlungsfähig ist. Dann kann sie den Kurs ihrer eigenen Währung nicht mehr halten und hohe Inflation ist das Ergebnis.

Damit sind die Bilanzen der Zentralbanken für Dr. Sauer der entscheidende - und bislang meist übersehene - Faktor, ob sich eine Inflation zur Hyperinflation entwickelt. Es reiche nicht aus, nur die Geldmenge im Verhältnis zur Gütermenge zu betrachten, denn dies könne zwar eine gewisse Geldentwertung erklären, nicht jedoch eine Hyperinflation mit einer jährlichen Rate von mehreren hundert oder gar tausend Prozent. Zur Hyperinflation kam es seinen Analysen nach immer dann, wenn die Zentralbank im Grunde genommen insolvent war.

In Europa rechnet Dr. Sauer in absehbarer Zukunft nicht mit einer katastrophalen Hyperinflation wie beispielsweise in Venezuela. Sein absolutes Worst-Case-Szenario wäre demnach eine Inflationsrate von 50 % - schlimm genug für den durchschnittlichen Sparer.

Im Interview spricht er auch über den möglichen (Teil-)Ausfall der Target-2-Salden des Eurosystems und über den Austritt einer oder mehrerer Staaten aus der europäischen Gemeinschaftswährung. Bezüglich der Zukunft des Euros hält der Ökonom zwei Szenarien für denkbar: Die Gemeinschaftswährung kann durch neue Schuldenschnitte und ähnliche Maßnahmen gerettet werden, wird dabei aber „aufgeweicht“ und verliert an Wert, oder die Währungsunion zerfällt. Für beide Szenarien sollte man gerüstet sein – sowohl auf staatlicher als auch auf persönlicher Ebene.

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