2024 manövriert sich die US-Notenbank Federal Reserve durch ein komplexes Wirtschaftsumfeld, welches von hartnäckiger Inflation, stagnierendem Wachstum und verschiedenen geopolitischen Konflikten geprägt ist, die die internationalen Spannungen anfachen.
Bislang zeigt die Fed in Bezug auf ihren Leitzins eine feste Haltung, doch sie verfolgt die Entwicklung des Arbeitsmarkts aufmerksam mit.
Das konnten wir bei Veröffentlichung der jüngsten Beschäftigungszahlen außerhalb der Landwirtschaft (NFP) beobachten. Im April wurden in den USA lediglich 175.000 Stellen geschaffen, der niedrigste Wert seit der Rezession 2020. Zudem hat sich die Arbeitslosenquote seit April 2023 um 0,4 % erhöht, was die leichte Verschlechterung der Lage am Arbeitsmarkt unterstreicht.
Warum ist eine Zinssenkung aktuell unwahrscheinlich?
Wie wir in einem früheren Artikel gesehen haben, entspannen sich die Finanzbedingungen weiter und nähren dadurch die Rally der Risikoaktiva. Das beweisen die Technologiewerte, die ihre stärkste Hausse seit 2021 verzeichnet haben.
Trotz des erklärten Kampfes der Fed gegen die Inflation lockern sich die finanziellen Bedingungen weiter.
Finanzbedingungen und Zinssätze I Bloomberg
Wie die obenstehende Grafik zeigt, haben sich die finanziellen Bedingungen so weit entspannt, dass sie ihr Niveau von 2021 wieder erreicht haben, vor den ersten Zinsanhebungen.
Kann die Fed wirklich gegen die Inflation kämpfen, wenn sie zulässt, dass sich die finanziellen Verhältnisse derart lockern?
Meiner Einschätzung nach könnten die Zinssätze noch eine Zeit lang erhöht bleiben, solange wir keine eindeutigen Indikatoren für eine Rezession beobachten. Im Moment sollte man sich darüber im Klaren sein, dass der aktuelle Zyklus geldpolitischer Straffung weniger ausgeprägt ist als frühere Zinserhöhungszyklen im Durchschnitt.
Das sehen wir auch, wenn wir die PCE-Inflationsrate von der Federal Funds Rate abziehen.
Es ist durchaus vorstellbar, dass die Fed ihren Leitzins erneut anhebt, wenn die nächsten Inflationsdaten negative Signale liefern, selbst im Kontext einer stagnierenden Wirtschaft, wie wir sie heute erleben.
US-Leitzins + PCE I Bloomberg
Zudem hat der Markt seine Prognosen für künftige Zinssenkungen seit Januar stark angepasst, von mindestens vier Zinsschritten auf mittlerweile nur einen.
Stagflation: Eine günstige Umgebung für den Goldpreis?
Beginnen wir mit einer Definition von Stagflation. Es handelt sich dabei ganz einfach um eine Situation, in der:
- das Wirtschaftswachstum stagniert
- die Arbeitslosigkeit zunimmt
- die Inflationsraten erhöht bleiben.
Für die Fed ist die Stagflation besonders problematisch, da sie ihr Handeln verkompliziert. Es wird schwierig sein, die Zinsen schnell anzuheben, ohne die Wirtschaftslage weiter zu verschlechtern. Noch schwieriger wird es sein, sie zu senken, ohne eine neue Inflationswelle auszulösen. Es besteht das Risiko eines ähnlichen Szenarios wie in den 1970er und 1980er Jahren, als zwei Inflationswellen aufeinanderfolgten. Diese Möglichkeit muss man im Hinterkopf behalten, falls die US-Notenbank die Zinsen bis zum Jahresende senken sollte.
Prognosen für BIP und PCE (Stagflation) I Bloomberg
Ein anderer Indikator, der Licht auf das angespannte Wirtschaftsklima werfen kann, ist der Economic Surprise Index (wirtschaftlicher Überraschungsindex).
Zuerst, was ist der Economic Surprise Index (CESIUSD)?
Dieser Index misst die Differenz zwischen tatsächlichen Wirtschaftsdaten und den Prognosen der Ökonomen und Marktanalysten.
Wenn die tatsächlichen Daten die Erwartungen übertreffen, steigt der Index, und wenn sie hinter den Erwartungen zurückbleiben, sinkt er.
Es ist wichtig darauf hinzuweisen, dass zahlreiche Akteure bei schlechten Wirtschaftsnachrichten üblicherweise mit Maßnahmen zur Stimulierung der Konjunktur seitens der Zentralbank rechnen (beispielsweise quantitative Lockerungen, Zinssenkungen etc.), was aktuell die Fortsetzung der Hausse bei den Risikoaktiva erklärt.
Öl ins Feuer gießen?
Neue geldpolitische Maßnahmen sind vorgesehen. Nach Angaben des Vorsitzenden der Fed Jérôme Powell wird die US-Notenbank ab Juni die Geschwindigkeit verringern, mit der sie Staatsanleihen auslaufen lässt und die monatliche Summe von 60 Milliarden $ auf 25 Milliarden $ verringern. Bei den Hypothekenanleihen soll die monatliche Reduzierung um 35 Milliarden $ (Tapering) jedoch konstant bleiben.
Diese Politik wird dafür sorgen, dass am Markt weiterhin reichlich Liquidität vorhanden ist, was den Inflationsdruck erhöhen könnte.
Statt die Inflation zu bremsen, scheint die Fed zusätzlich Öl ins Feuer zu gießen, indem sie zu viele Dollars in die Wirtschaft pumpt und eine Lockerung der finanziellen Bedingungen zulässt. Zwar scheint die Inflation für den Moment teilweise eingedämmt zu sein, doch deuten die jüngsten Daten des Indikators PCE auf ihr Fortbestehen hin.
Das ist, als würde man versuchen, ein Feuer mit Papier zu löschen: Es wird die Flammen nur noch weiter anfachen. Zudem könnte diese Strategie dem Wert des Dollars abträglich sein und sich als günstig für Gold erweisen.
Schlussfolgerung
Der Goldkurs zeigt seit Jahresbeginn eine interessante Performance. Außerdem entwickelt sich das Edelmetall bis heute im Allgemeinen besser als der S&P 500 – ein Trend, der sich vor dem Hintergrund einer für den Aktienmarkt noch immer sehr ungünstigen Risikoprämie fortsetzen könnte. Gold erfüllt seine Rolle als Wertspeicher perfekt. Meiner Ansicht nach lohnt sich eine Investition in das gelbe Metall noch immer, auch wenn es die 2000-$-Marke bereits weit hinter sich gelassen hat. Es ist nicht garantiert, dass es in diesen Preisbereich zurückkehren wird. Sicher ist jedoch, dass der Dollar langfristig an Wert verlieren wird, dass das Gelddrucken fortgesetzt wird, und dass Ihre Kaufkraft im Laufe der Zeit weiter abnehmen wird.
In den letzten 50 Jahren hat Gold seine Widerstandsfähigkeit gegenüber den schwersten Krisen, die die Finanzwelt erlebt hat, unter Beweis gestellt. Die Daten sprechen für sich: In diesem Zeitraum entwickelte sich der Goldpreis deutlich besser als der S&P 500.
Gold ist ein Vermögenswert zur Diversifizierung der eigenen Anlagen par excellence, ein tausendjähriger Wertspeicher, den selbst der Aktienindex S&P 500 um seine Performance beneidet.
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