Der Goldpreis hat sowohl in Dollar (2146 $ je Unze) als auch in Euro (1903 €) ein neues Allzeithoch verzeichnet. Auch der Bitcoin steigt, bleibt aber noch weit unter seinem Hoch von 2021. Gleichzeitig geht es auch am Aktienmarkt leicht aufwärts (zumindest für den S&P 500 und den DAX, der CAC 40 ist dagegen seit 1. Januar stabil), während die Lage im Immobiliensektor rund um den Globus mehr oder weniger deprimierend ist. Es tut sich etwas. Gibt es abgesehen von konjunkturellen Erklärungen (ein Rückgang der Inflation, der auf ein Ende der Zinserhöhungen durch die Zentralbanken hoffen lässt) nicht noch tieferliegende Gründe?

Wir weisen auf eine interessante Beobachtung des Finanzanalysten Didier Darcet hin, der behauptet, dass die Megakrise in Wirklichkeit bereits eingetreten ist, ohne dass es jemand bemerkt hätte. Der Crash hat bereits stattgefunden, und zwar am Anleihemarkt. Er war die Folge der abrupten Anhebung der Zinsen durch die Zentralbanken zur Bekämpfung der Inflation. All die alten Anleihen, die mit niedrigen oder gar negativen Zinssätzen ausgegeben wurden, erleiden einen beträchtlichen Wertverlust, wenn neu emittierte Schuldverschreibungen zu 3 %, 4 % oder mehr verzinst sind. Die folgende Grafik illustriert die Verluste in den USA:

 

 

Das ist beeindruckend (und in Europa ist die Situation vergleichbar), doch es ist größtenteils unbemerkt geblieben, erklärt der Analyst, weil die meisten dieser Anleihen von den Staaten ausgegeben werden, und diese haben die Möglichkeit zu warten oder die Steuern zu erhöhen. Ein Bankrott oder eine Senkung der öffentlichen Ausgaben zählen dagegen nicht zu ihren Optionen. Aus diesem Grund ist nichts zu bemerken.

Es ist allerdings von entscheidender Bedeutung, dass diese Anleihen zu den Aktiva der Finanzinstitutionen zählen. Sollten sich diese im Krisenfall gezwungen sehen, die Wertpapiere zu verkaufen – zum Beispiel, weil ihre Kunden die Einlagen abziehen – könnten die so erlittenen Verluste ihr Eigenkapital übersteigen und damit zu ihrer Insolvenz führen. Genau das ist der Silicon Valley Bank in den USA und der Versicherungsgesellschaft Eurovita in Italien passiert (wir hatten im März darüber berichtet).

Tatsächlich hat es seitdem keine weiteren Pleiten gegeben, aber können wir nicht dennoch ein dumpfes Knirschen vernehmen? Zur Zeit der Subprime-Krise leuchteten im April 2007 die ersten Warnzeichen auf, als der Hypothekenmakler New Century Financial Corporation insolvent wurde, gefolgt vom Einfrieren von drei Fonds des amerikanischen Ablegers der BNP Paribas. Die Krise kam jedoch erst ein Jahr später mit der aufsehenerregenden Pleite von Lehman Brothers tatsächlich zum Ausbruch. Der plötzliche Wertverlust der Anleihen würde zahlreiche Finanzinstitutionen in eine gefährliche Zwangslage bringen, ohne dass dies öffentlich bekanntgemacht würde. Eine Strategie zur Risikovermeidung ist vor diesem Hintergrund für alle gut Informierten der Kauf von Gold, was dessen jüngste Preisentwicklung erklärt. Diese Hypothese scheint durchaus glaubwürdig. Diese Anleihekrise wird nicht an uns abperlen wie Wasser am Gefieder einer Ente.

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