6470 Billionen US-Dollar unter der Matratze: Die Bargeldbestände der Geldmarktfonds erreichen historische Höchstwerte.
Diese Summe ist ein absoluter Rekord, der zeigt, dass sich die Anleger in Alarmbereitschaft befinden, und gleichzeitig eine verborgene Kraft offenbart, die in der Lage ist, die Märkte auf den Kopf zu stellen.
Ist diese Liquiditätsschwemme ein Zeichen für anhaltendes Misstrauen oder der Auftakt zu einer massiven Kapitalumschichtung?
Die bemerkenswerte Entwicklung ist gekennzeichnet durch einen deutlichen Anstieg der Barmittelbestände seit 2020, der durch die Coronakrise und die globalen wirtschaftlichen Unsicherheiten noch verstärkt wurde.
Geldmarktfonds werden in volatilen Zeiten oft als sicherer Hafen betrachtet, da sie Stabilität und Liquidität bieten.
Die verfügbaren Barreserven sind heute also höher denn je, während an den Märkten gleichzeitig neue Kursrekorde verbucht werden.
In den letzten Wochen verzeichneten die US-amerikanischen Aktien-ETFs einen nie dagewesenen Liquiditätszufluss:
Die US-Märkte ziehen weiterhin Investoren aus der ganzen Welt an, wobei sich der Fokus zunehmend auf NVIDIA und Kryptowährungen richtet.
Das Flaggschiff der KI-Blase hat seine Marktkapitalisierung innerhalb eines Jahres verdreifacht, während die anderen Unternehmen der Branche nur 22 % zulegten:
Man muss zugeben, dass die Zahlen von NVIDIA weiterhin in jedem Quartal beeindrucken.
Mit einem Umsatz von 35,1 Milliarden $, weit über den vorhergesagten 33 Milliarden $, übertrifft das Unternehmen die Erwartungen deutlich. Im Jahresvergleich entspricht das einem Plus von 94 %. Der Gewinn je Aktie lag bei 0,81 $, ebenfalls über den erwarteten 0,74 $, mit einem Anstieg von 103 % gegenüber dem Vorjahr. Das Unternehmen übertrifft die erwarteten Quartalsergebnisse also um 2 Milliarden $ und geht davon aus, dass der Umsatz im vierten Quartal sogar auf 37 Milliarden $ steigt.
Auch der Sektor der Kryptowährungen profitiert seit der Wahl Donald Trumps von einem beispiellosen Hype. Die Kapitalzuflüsse in Krypto-Fonds erreichen Rekordhöhen:
Das voraussichtliche KGV des S&P 500 von derzeit 21,7 deutet auf eine historisch hohe Bewertung hin, die weit über dem langfristigen Durchschnitt von etwa 16 liegt:
Obwohl Goldman Sachs bis Ende 2025 einen leichten Rückgang des KGV auf 21,5 prognostiziert, bleibt der Markt teuer, da er von anhaltendem Optimismus und soliden Gewinnaussichten getragen wird.
Steigende Zinsen oder eine Verringerung der Gewinne könnten die Lage allerdings ändern und das Risiko einer Korrektur erhöhen.
Die hohe aktuelle Bewertung des Marktes erfordert ein robustes und nachhaltiges Wirtschaftswachstum, um abrupte Kursanpassungen zu vermeiden. Mit anderen Worten: Die geringste Abwärtskorrektur der Prognosen für das Schwergewicht NVIDIA in den kommenden Monaten könnte ein erhebliches Risiko für ein neues Austarieren der Kurse an einem Markt mit sich bringen, der sich bereits auf einem historisch hohen Niveau befindet.
Die jüngsten Ergebnisse der US-Unternehmen eröffnen uns eine neue Perspektive.
Die Bewertung von Finanzanlagen stützt sich zunehmend auf Dienstleistungen und drängt die Industrie in eine untergeordnete Rolle. Dieser Strukturwandel offenbart sich insbesondere in der Dynamik der US-Finanzmärkte, wo die Börse weiterhin eine starke Performance zeigt. Die positive Entwicklung der Kurse ist nicht etwa auf eine Zunahme der Industrieproduktion zurückzuführen, sondern auf die Fähigkeit der Wirtschaft, die Bewertung von Dienstleistungen zu erhöhen, die nun im Mittelpunkt des Wachstums der großen Unternehmen stehen.
Die jüngsten Ergebnisse von Apple (AAPL) sind ein perfektes Beispiel dafür. Mit einer Marktkapitalisierung von 3,43 Billionen $ und einem Nettogewinn von 94 Milliarden $ im Geschäftsjahr 2024 liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) des Unternehmens bei 34.
Diese hohe Bewertung steht im scharfen Kontrast zum Fehlen eines signifikanten Wachstums. Die Umsätze, die Apple mit dem Verkauf von physischen Produkten erzielt, sind sogar gesunken, und lediglich die Einnahmen aus Dienstleistungen konnten diesen Rückgang ausgleichen.
Dieser beispielhafte Fall legt einen tiefgreifenden Wandel in der Unternehmensbewertung offen: Dienstleistungen, insbesondere digitale und regelmäßig in Anspruch genommene, werden zum zentralen Pfeiler moderner Geschäftsmodelle. Allerdings wirft dieses Phänomen Zweifel an der Nachhaltigkeit der aktuellen Bewertungen auf, insbesondere im Kontext eines stagnierenden realen Einkommenswachstums.
Die zunehmende Abhängigkeit der großen Technologieunternehmen von Dienstleistungen auf Kosten von materieller oder industrieller Innovation könnte langfristig die Marktgleichgewichte neu definieren und die Erwartungen der Anleger verschieben.
Innerhalb von 30 Jahren wird sich der Anteil der westlichen Industrieproduktion halbiert haben, während der Dollar-Wert der Aktiva in dieser Region Rekordhöhen erreicht:
Die obenstehende Grafik veranschaulicht die tiefgreifende Umwälzung in der Verteilung der weltweiten Industrieproduktion zwischen 2000 und 2030. Im Jahr 2000 entfielen 75 % der Produktion auf die Länder mit hohem Einkommen (HICs), mit Spitzenreitern wie den USA (23 %), Japan (11 %) und Deutschland (6 %). Bis 2030 wird der Anteil der HICs voraussichtlich auf 49 % sinken, während die Schwellenländer, insbesondere China, eine dominierende Rolle einnehmen werden. Allein der Anteil Chinas an der weltweiten Industrieproduktion dürfte sich auf 45 % erhöhen, was eine historische wirtschaftliche Wende markiert.
Dieser Umbruch ist Teil eines übergreifenden Trends zur Entdollarisierung. Im Jahr 2023 verarbeitete das chinesische Interbank-Zahlungssystem CIPS mehr als 6,6 Millionen Transaktionen mit einem Gesamtwert von 123 Billionen RMB (ca. 17 Billionen $), was einem Plus von 50,3 % gegenüber dem Vorjahr entspricht. Dieser starke Anstieg spiegelt nicht nur die wachsende wirtschaftliche Bedeutung Chinas wider, sondern auch den strategischen Willen des Landes, seine Abhängigkeit vom Dollar zu verringern.
In einer Welt, in der sich die Industrieproduktion zunehmend in China konzentriert, verschiebt sich das globale wirtschaftliche Gleichgewicht von den alten Mächten weg und hin zu Asien.
Nie zuvor war so viel Geld im Umlauf wie heute. Nie zuvor stand an den Märkten so viel Liquidität zur Verfügung, um so hoch bewerteten Assets hinterherzujagen – wobei die hohen Bewertungen hauptsächlich auf der Fähigkeit der Unternehmen beruhen, Wachstum mit Hilfe der Dienstleistungen zu generieren, die sie zusammen mit ihren Produkten anbieten.
Die exorbitante Bewertung der Märkte wirft jedoch eine grundlegende Frage auf: Haben wir berücksichtigt, dass das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV), das traditionell zur Bewertung herangezogen wird, in einer Welt, in der die Geldmenge jährlich um 7% wächst, möglicherweise keine relevante Messgröße mehr darstellt?
Führt die Geldschöpfung der letzten Jahre nicht dazu, dass sich unsere Wahrnehmung der Bewertung von Aktiva an der Börse radikal ändert?
Die übermäßige Liquidität, die in das Finanzsystem gepumpt wird, senkt künstlich die Kapitalkosten, bläht die Bewertungen der Finanzassets auf und treibt die Aktienkurse unabhängig von den realwirtschaftlichen Fundamentaldaten in die Höhe.
In einem solchen Umfeld besteht die Gefahr, dass sich die KGVs, die auf den prognostizierten Unternehmensgewinnen beruhen, völlig von der Realität abkoppeln.
Anstatt die tatsächliche Leistung der Unternehmen widerzuspiegeln, könnten die KGVs zunehmend von der beispiellosen Ausweitung der Geldmenge beeinflusst werden.
Wer geglaubt hatte, dass diese Geldpolitik keine Auswirkungen auf die Vermögenspreise haben würde, hat sich gewaltig geirrt.
Die Notenbanken drucken weiterhin unermüdlich Geld und setzen damit die rasche Ausweitung der Geldmenge fort.
Die Zentralbanken der BRICS-Staaten reagieren logischerweise auf diese Politik, indem sie ihrerseits die Goldkäufe fortsetzen.
Unter diesen Umständen löst jeder Rücksetzer des Goldpreises eine neue Kaufwelle aus, wie in dieser Woche zu beobachten war:
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