Wir befinden uns aktuell in der letzten Etappe einer Reise, die unter zukünftigen Historikern als genauso unwirklich gelten wird wie Lewis Carrolls “Alice im Wunderland”. So wie Alice jene „verrückte Teegesellschaft“ als die „albernste Teegesellschaft, auf der ich je war“ bezeichnete, so könnten auch die vergangenen 100 Jahre im Rückblick als die verrückteste Zauberposse der Geschichte bezeichnet werden. Am Ende der Geschichte schreit die Rote Königin (Königin der Herzen) „Schlagt Ihr den Kopf ab!“. Doch Alice hat keine Angst und bezeichnet alle um sie herum nur als „einen Haufen Karten“, bevor sie aufwacht.

Die Geschichte ist jetzt schon 150 Jahre alt. Doch wäre Alice durch den Kaninchenbau in die heutige Fantasiewelt gefallen, so hätte sie die heutigen Könige und Königinnen (alias Staatsoberhäupter und Zentralbanker) nicht nur als einen Haufen Karten bezeichnet, sondern als gigantisches Kartenhaus. Denn wir stehen am Ende einer Teegesellschaft, die sich in den letzten Jahrzehnten immer extravaganter gestaltete.

WER WIRD DIE ZECHE ZAHLEN FÜR DIE GRÖSSTE TEEGESELLSCHAFT DER GESCHICHTE?

Die heutige Teegesellschaft hat ein Problem: Es gibt niemand, der am Ende für sie aufkommen wird. Der König und die Königin mussten sich schon 250 Billionen $ borgen, um die Tinte für die inzwischen trocken laufende Druckerpresse bezahlen zu können. Doch damit nicht genug: Es mussten zudem noch zahlreiche drollige Finanzinstrumente (im Umfang von ca. 1,5 Billiarden $) geschaffen werden, obgleich man wusste, dass sie eines Tages explodieren und ungeheures Elend verursachen würden. Damit niemand verstehen konnte, worum es eigentlich ging, bekamen sie den Namen „Derivate“. Am Ende wurde dem Volk auch noch zukünftige Gesundheitsvorsorge und Renten in Höhe von 500 Milliarden $ versprochen – im Wissen, dass diese letztlich unbezahlbar waren. Doch die Menschen blieben solange glücklich, bis sie herausfanden, dass alles nur leere Versprechen waren.

Eine herrliche Teegesellschaft war das. Der König, die Königin und ihre Freunde – die Banker und die obersten 0,1 % der Bevölkerung – lebten in Saus und Braus. Die normalen Leute hatten überhaupt keine Ahnung, dass sie für diese Schulden haften mussten. Auch wenn sie es gewusst hätten, es hätte nichts geändert – sie wären ohnehin nie in der Lage gewesen, all das zurückzuzahlen.

DIE GENIALSTE ERFINDUNG IN DER GESCHICHTE DES FINANZWESENS

Im Verlauf von 100 Jahren ging Wunderland langsam das Geld aus. Als der König (alias Nixon) 1971 jedoch beschloss, Gold durch Papiergeld zu ersetzen, begannen die Schulden sehr viel schneller zu wachsen. Bis dahin war all das umlaufende Geld durch Gold gedeckt gewesen. Der König, die Königin und ihre Bankerfreunde aber liebten dieses Zeitalter: Befreit von der Finanzdisziplin ausgeglichener Haushalte konnten sie nun einfach Papierzettel drucken, welche sie Geld nannten. Es wurde eine großartige Ära für den König, die Königin und deren engste Freude. Da sie die ersten waren, die an das Geld kamen, während es noch Wert besaß, konnten sie sich davon kaufen, was sie wollten. Sobald das Papiergeld das gewöhnliche Volk erreichte, hatte es schon abgewertet und war deutlich weniger wert. Auch die Besteuerung des Volkes musste steigen – von buchstäblich null vor 100 Jahren auf 50 % oder mehr heute (alle Steuerformen eingerechnet). Das war notwendig, um die Haushaltsdefizite und den Schuldendienst finanzieren zu können.

Für diese geniale Erfindung wurden die Bankerfreunde vom König und der Königin reichlich belohnt. Anstatt teures Gold als Geld zu verwenden, konnten sie kostenlos nach Lust und Laune drucken. Natürlich haben sie nie verstanden, dass kostenfrei gedrucktes Geld auch frei von Wert ist.

DIE ZWEITE GENIALSTE ERFINDUNG IN DER GESCHICHTE DES FINANZWESENS

Letztlich reichten die Steuereinnahmen nicht mehr aus, um die Zinsen für die Kredite der Nation zu zahlen. Doch die Banker hatten eine weitere geniale Idee, um dieses Problem zu lösen: Es müssten Schuldverschreibungen ausgegeben werden und das Volk müsste dem Staat die Zinsen auf die von ihm ausgegebenen Schuldenpapiere zahlen. Welch clevere Idee der Banker, dachten König und Königin. Das hieße also, dass wir wirklich ohne Ende Schuldscheine emittieren könnten – wir und unsere Freunde würden noch reicher werden, während sich das Volk immer weiter verschuldet. Die Konsequenzen all dessen würde der gemeine Untertan ohnehin nicht begreifen.

Das war die genialste Erfindung der Banker. Je mehr Geld die Nation sich lieh, umso mehr Zinsen bekam der Staat. Daran hatte zuvor noch niemand gedacht – Schulden emittieren, und anstatt Schuldzins zahlen, sogar Zins einnehmen. Das hieß also, dass sich die Nation unbegrenzte Mengen Geld leihen konnte und je mehr sie lieh, desto höher wurden die staatlichen Einnahmen.

Diese beiden Erfindungen waren vollkommen revolutionär in der Geschichte des Finanzwesens. Zuerst kostenfrei Geld drucken und dann Schulden emittieren und sich für dieses Vergnügen noch bezahlen lassen.

Diese Erfindungen sollten die Teegesellschaft (auch bekannt als Pyramidensystem) endlos verlängern – oder zumindest so lange, bis irgendein kleiner Junge feststellte, dass gar kein Tee in der Kanne ist, woraufhin das gesamte Kartenhaus in sich zusammenstürzt.

ALICE IM HORRORLAND

So geht also die außergewöhnliche Geschichte, die Alice im modernen Wunderland erlebte. Doch bald schon wird sie miterleben, wie alles in einer Katastrophe endet – und diesmal wird es kein Traum sein, sondern eine ganz reale Horrorgeschichte. Also wird aus Alice im Wunderland nun Alice im Horrorland.

Unwahrscheinlich, dass diese Geschichte so fröhlich endet wie in Carrolls Gedicht:

 

All in the Golden Afternoon

Thus grew the tale of Wonderland:
Thus slowly, one by one,
Its quaint events were hammered out—
And now the tale is done,
And home we steer, a merry crew,
Beneath the setting sun.

Hier stehen wir nun, in der letzten Etappe einer Reise, die aktuell noch aus „kuriosen Ereignissen“ („quaint events“) zu bestehen scheint, und doch viel eher als Horrorgeschichte enden wird. Diese Reise wird nicht gut enden, und es wir auch keine „vergnügte Besatzung“ („merry crew“) geben, die wieder nach Hause steuert. Vor einigen Jahren hatte ich in einem Artikel geschrieben, dass in dieser Situation nur noch ein „Deus ex Machina“ als Retter auftreten könnte. Was meiner Meinung nach aber unwahrscheinlich ist.

NOCH IST EIN GOLDENER NACHMITTAG MÖGLICH – FÜR EINIGE

Zumindest hat Carroll im Titel seines Gedichts – „All in the Golden Afternoon“ –  einen subtilen Hinweis hinterlassen. Wenn das Kartenhaus in sich zusammenfällt, werden Bubble-Assets wie Aktien, Anleihen sowie Immobilien- und Grundstücksbesitz 75-95 % ihres wahren Wertes verlieren; Nationalstaaten und Banken werden zahlungsunfähig. Einen „Goldenen Nachmittag“ kann es zumindest noch für diejenigen geben, die sich selbst mit physischem Gold und etwas Silber abgesichert haben. Gold ist das einzige Geld, das seit 5.000 Jahren überlebt hat und daher als die ultimative Vermögensschutzanlage funktioniert.

  • Physisches Gold ist rar und kann nicht fabriziert oder gedruckt werden.
  • Gold ist ewig  –  das gesamte je produzierte Gold existiert nach wie vor.
  • Gold ist keinen Gegenparteirisiken und Verbindlichkeitsverhältnissen ausgesetzt.  
  • Gold bedeutet Sofortliquidität.
  • In jeder misslichen Phase der Menschheitsgeschichte hat Gold als Geld/ Tauschmittel gedient.

Falls Sie Risiko und Geschichte verstehen, müssen Sie Goldbesitzer sein.

Originalquelle: Matterhorn - GoldSwitzerland

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