Wir haben lange nach dem Schwachpunkt des Jahr für Jahr weiter anwachsenden Schuldenberges gesucht, der bereits erschreckende Ausmaße angenommen hatte. Zusammengerechnet entsprechen die globalen staatlichen und privaten Schulden etwa dem Dreifachen des Welt-BIPs. Was könnte einen mit der Subprime-Krise von 2008 vergleichbaren Crash auslösen? Wie wir sehen war es ein Schwarzer Schwan, ein Ereignis außerhalb der Wirtschaft, welches alles auf den Kopf stellte: das Coronavirus. Nachdem das gesagt ist, wäre es dennoch unfair, dem Virus die Schuld an allem zu geben, denn es ist hauptsächlich ein Auslöser. In einer gesunden, wachsenden Wirtschaft mit geringer Verschuldung wäre ein “Lockown“ von ein oder zwei Monaten ohne größere Schäden zu überstehen. Aber ein derart hoher Verschuldungsgrad, eine solche Nachlässigkeit seitens der Zentralbanken und die langfristig negativen Zinsen waren unhaltbar. Wäre es nicht das Virus gewesen, hätte ein anderer Störfaktor das Kartenhaus zum Einsturz gebracht.

Bislang sehen wir vor allem fallende Aktienkurse und Unternehmen, die schließen oder ihre Produktion stilllegen müssen, aber damit wird es nicht aufhören. Welcher Sektor wird als nächstes unter der Krise zu leiden haben? Wir befinden uns mitten in einer Schuldenkrise, also schauen wir doch einmal, wer am höchsten verschuldet ist… die europäischen Banken, sehr gut.

Dieses Risiko ist nur allzu präsent, weil die europäischen Banken ihre Lektion aus der Krise von 2008 im Gegensatz zu den US-Banken nicht gelernt haben: Die Leverage der vier größten französischen Bankengruppen (BNP Paribas, BPCE-Natixis, Crédit Agricole, Société Générale) liegt bei etwa 1/25, während sie bei den amerikanischen Banken nur 1/12 beträgt, wie wir bereits in einem früheren Beitrag erwähnt hatten. Bei den italienischen, spanischen oder deutschen Banken (besonders bei der Deutschen Bank!) sieht es keineswegs besser aus. Diese Zahl bedeutet, dass die Banken für jeden Euro, den sie an „Bargeld“ besitzen, 25 Euro auf ihrer Bilanz stehen haben. Ein absurdes Verhältnis: Ein Verlust von 1/25 ihres Bilanzwertes, oder 4%, würde alles Eigenkapital der Banken aufzehren und sie technisch insolvent machen. Die Leverage von Lehman Brothers hatte zum Zeitpunkt des Zusammenbruchs der Bank am 15. September 2008 eine ähnliche Größenordnung: 1/31. Die Leverage der US-Banken beträgt in etwa die Hälfte, was deutlich weniger unvorsichtig ist, wobei auch hier Risiken bestehen.

Die Gewinne, die die französischen Banken so stolz verkünden, werden in erster Linie an den Kapitalmärkten erwirtschaftet. In der Krise wird es damit offensichtlich vorbei sein, wobei nicht auszuschließen ist, dass sich Unfälle von der Art wiederholen, wie sie z. B. der französische Trader Jérôme Kerviel 2008 bei der Société Générale verursacht hat. Aus diesen Gründen gilt es, den Sektor in den kommenden Monaten im Auge zu behalten. Denn auch wenn das Coronavirus der Auslöser war – wenn dessen Ausbreitung gestoppt wird und dieser Faktor wegfällt, werden die Schuldenprobleme deswegen nicht automatisch wie durch Magie verschwinden.

Diese Krise zeigt zudem, dass das Vertrauen in die Zentralbanken immer schneller schwindet. Sie können, wie die Fed, hunderte Milliarden Dollar versprechen, und an den Aktienmärkten geht es trotzdem weiter bergab. Wenn sie zu wenig versprechen (wie die EZB am 12. März), sind die Märkte ebenso verstimmt und fallen. Die Notenbanken stecken in einer Sackgasse. Ihre Leitzinsen sind bereits auf dem niedrigsten Niveau, d. h. sie haben keine Manövrierfähigkeit, außer mehr und immer mehr Geld zu drucken.

Die enorme Geldmengenerhöhung, die uns bevorsteht, wird uns zusammen mit dem Einbruch der Wirtschaftsleistung infolge der Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen und der anschließenden Rezession in ein inflationäres Szenario katapultieren, wie wir bereits früher gezeigt haben. An diesem Punkt werden die Zinsen unweigerlich ansteigen und den gesamten Schuldenberg zum Einsturz bringen. Die Banken werden dann massenhaft auf die Kontoeinlagen ihrer Kunden zurückgreifen, um sich selbst zu retten, so wie Abwicklungsrichtlinie 2014/59/EU ihnen das erlaubt. Auf diese Gefahr hatten wir bereits 2015 hingewiesen. Die Technokraten und Banker haben dieses Szenario selbstverständlich vorhergesehen. Folglich müssen auch Sie vorausschauend handeln (Gold, Gold, Gold!).

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