Die Schweizer Tageszeitung Le Temps hat am 6. Oktober eine Information veröffentlicht, die nicht die Aufmerksamkeit bekommen hat, die sie verdient. Der Internationale Währungsfonds (IWF) wusste seit 2016, dass das libanesische Bankensystem zusammenbrechen würde, aber die Zentralbank und ihr Gouverneur Riad Salamé haben durchgesetzt, dass die 14 Seiten des Berichts, auf denen das drohende Desaster beschrieben wird, gestrichen wurden. Der IWF hat sie gewährend lassen und es versäumt Alarm zu schlagen, als noch Zeit war. Die Krise brach drei Jahre später aus, während der Protestbewegung im Herbst 2019, als die Banken ihre Türen schlossen und eine Panik unter den Einlegern auslösten.
Seitdem haben die libanesischen Sparer alles verloren: Sie haben keinen Zugang zu ihren Konten, die Banken sind pleite gegangen, das libanesische Pfund ist eingebrochen, die Inflationsraten explodieren, die Engpässe nehmen zu, und diejenigen, die Dollars auf ihren Bankkonten hatten, haben keinen Zugriff mehr darauf. Bargeld und Lebensmittelmarken sind die vorherrschenden Zahlungsmittel, während Stromausfälle das Leben der Bevölkerung und mehrere wichtige Wirtschaftssektoren lahmlegen, da die Kraftwerke kein Öl mehr kaufen können. Der Zedernstaat versinkt in der Krise. Die Explosion im Hafen von Beirut am 4. August 2020 hat die wirtschaftliche Lunge des Landes zerstört.
Die Weltbank schätzt, dass das BIP pro Einwohner zwischen 2018 und 2020 um 40 % gesunken ist. Ein solch abrupter Einbruch wird normalerweise nur bei „Konflikten oder Kriegen“ beobachtet. Obwohl die Warnung bezüglich des libanesischen Finanzsystems gestrichen wurde, hatten „informierte“ Personen Gelegenheit, ihr Vermögen im Ausland in Sicherheit zu bringen, während die „kleinen Leute“ ihre Ersparnisse auf dem Bankkonto ließen und anschließend gerupft wurden.
Kurze Frage: Wer leitete den IWF zu dieser Zeit? Christine Lagarde. Man versteht ihr Schweigen zu diesem Thema. Ebenso wie die aktuelle Vorsitzende der Institution Kristalina Georgieva, deren Posten in Frage gestellt wurde, da sie während ihrer Zeit als Nummer 2 der Weltbank Daten manipuliert haben soll, die dafür sorgten, dass China seinen Platz im renommierten Jahresbericht „Doing Business“ nicht verloren hat, der von Investoren weltweit gelesen wird. Am 12. Oktober entschied der Verwaltungsrat in einer außerordentlichen Sitzung schließlich, dass sie ihren Posten behalten kann. Läuft Christine Lagarde also Gefahr, den Vorsitz der Europäischen Zentralbank zu verlieren? Offensichtlich lohnt es sich nicht einmal, diese Frage zu stellen.
Die Lektion, die der Sparer daraus lernen kann: Erwarten Sie nicht, dass der IWF, die Weltbank oder die OECD Sie warnt, wenn es schlecht bestellt ist um das Bankensystem Ihres Landes. Sie werden Ihnen gar nichts sagen. Diese internationalen Institutionen werden zwar von unseren Steuern bezahlt, um unsere Volkswirtschaften genau zu prüfen… aber machen Sie sich nichts vor, die Informationen werden nicht Sie erhalten, sondern die Mächtigen und die Oligarchen, die sie nutzen werden, um ihr Geld rechtzeitig in Sicherheit zu bringen.
Die eigenen Vorbereitungen muss man im Voraus treffen. Die europäischen Bankensysteme sind fragil, wie wir seit langem wissen, die Schulden wachsen unaufhaltsam weiter und mit der Rückkehr der Inflation nimmt die Unsicherheit im wirtschaftlichen Kontext zu. Man sollte sich daher nicht allein auf seine Bank verlassen, das wäre äußerst riskant. Es ist unerlässlich, Vermögenswerte zu besitzen, die sich außerhalb des Bankensystems und des Euros befinden, um ein widerstandsfähiges Vermögen aufzubauen. In der heutigen Zeit sollte man das nicht vergessen.
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