Der Preis einer Unze Gold in US-Dollar hat soeben seinen historischen Rekord von 2011 übertroffen! Der frühere Höchststand von 1.922 USD wurde am 27. Juli überschritten (1.945 USD) und die symbolische Marke von 2.000 USD am 4. August. Man sollte dabei nicht vergessen, dass der Goldpreis in Euro den früheren Rekord von 2011 bereits vergangenen Sommer überbot. Für alle, die in der Eurozone leben, sollte das der eigentliche Referenzwert sein. Der Preis in Dollar hat jedoch eine größere wirtschaftliche und symbolische Bedeutung, wenn auch vielleicht nur deshalb, weil es ein amerikanischer Präsident war, der beschloss, die Umtauschbarkeit des Dollars in Gold endgültig aufzuheben (Richard Nixon am 15. August 1971) – und damit auch die letzte Verbindung aller anderen Währungen zu Gold zu kappen.

 

 

Es stellt sich nun unmittelbar die Frage: Wird der Goldpreis sinken wie 2011 oder wird er weiter steigen? Es ist immer riskant, Prognosen abzugeben, aber die Antwort erscheint uns recht eindeutig. 2011 befanden wir uns mitten in der europäischen Schuldenkrise, Griechenland war nicht in der Lage, seine fällig werdenden Schuldverschreibungen zu bedienen, und dies hätte weitreichende Auswirkungen haben können, mit Spillover-Effekten auf andere Staaten und Banken. Es wurde von einer Implosion des Euros geredet, was dem Goldpreis natürlich Auftrieb gab. Nach einem umfangreichen Hilfspaket, welches von den Druckerpressen der europäischen Zentralbank gestützt wurde, nahmen die Ängste schließlich wieder ab und der Goldpreis sank in Folge. Im Allgemeinen schienen die Banken nach der Krise von 2008 wieder die Kontrolle erlangt zu haben, es gab Wachstum zu verzeichnen und keinen Grund zur Sorge.

Heute ist der Kontext ein anderer. Schon vor der Coronakrise, im September 2019, begannen die Investoren sich Sorgen zu machen, als die Fed plötzlich die von ihr bereitgestellte Liquidität erhöhte („Repo-Krise“). Die mit der Krise einhergehenden Beschränkungen führten zum Einbruch der Wirtschaftsleistung und die Reaktion der Zentralbanken war es, die Druckerpressen auf Hochtouren laufen zu lassen. Die Bilanz der EZB entspricht mittlerweile 61% der wirtschaftlichen Gesamtleistung der EU und hat damit einen neuen Rekord erreicht, während die Bilanz der Bank of Japan gar 119,6% des japanischen BIPs entspricht. Bei der Fed in den USA sind es 32,3%, und bei der Bank of England 31%. Der rasante Anstieg dieser Zahlen beginnt, den Investoren und Sparern Sorgen zu bereiten: Was sind diese Währungen wert, wenn sie so schnell gedruckt werden?

 

"Die Bilanz der EZB erreicht mit 6.360,8 Mrd. € ein neues Allzeithoch, während Lagarde die Druckerpressen auf Hochtouren laufen lässt. Die Aktiva erhöhten sich dank QE um weitere 9,4 Mrd. Die Bilanz entsprich nun 61% des BIPs der Eurozone der letzten 4 Quartale auf rollierender Basis." - Holger Zschaepitz

 

 

Auch traditionelle Investitionen werden in der drohenden Rezession Schaden nehmen: Gewerbliche Immobilien werden von den Unternehmenspleiten stark betroffen sein, während die Preise der Wohnimmobilien unter dem Druck zunehmender Arbeitslosigkeit ebenfalls sinken. Aufgrund der Nullzinsen bieten Staatsanleihen keine attraktive Rendite mehr und die Aktienmärkte werden den Rückgang des BIP einberechnen müssen (mit Ausnahme der GAFA-Aktien, die zu den wenigen Überlebenden gehören, aber sehr teuer sind). Was bleibt als glaubwürdiger Investmentmarkt von ausreichender Größe? Gold, natürlich. Bitcoin ist mit einer Marktkapitalisierung von etwas mehr als 200 Milliarden $ noch zu klein und der Kunstmarkt und der Markt für Oldtimer richten sich in erster Linie an Liebhaber, auch wenn diese Märkte sicherlich große Chancen bieten werden. Um also unsere eingangs gestellte Frage zu beantworten: Den Edelmetallen scheint ein langer Aufwärtstrend bevorzustehen.

Insbesondere Gold war von den Kursgewinnen der vergangenen Jahre größtenteils ausgenommen. Zwischen 2011 und 2016 ging es für das gelbe Metall stetig abwärts und erst seit 2019 konnte es echte Kursgewinne verzeichnen. Die Antwort auf die Frage, die einige nun unweigerlich stellen werden („Ist es nicht schon zu spät, um Gold zu kaufen?“) ist als eindeutig „nein“. Es wird sogar immer dringender angesichts der Risiken, die das von den Zentralbanken verschuldet schwindende Vertrauen in die Währungen mit sich bringt.

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