Gold ist für seine Seltenheit und Zuverlässigkeit bekannt. Seine Nützlichkeit hat sich jedoch in den vergangenen Jahrhunderten stetig weiterentwickelt. Das Metall weckt Begehrlichkeiten und dient gleichzeitig auch als Spekulationsobjekt und hat mehrere Paniken an den Märkten erlebt – sei es aufgrund von Crashs oder Kursexplosionen.

Im 19. Jahrhundert sind die Finanzmärkte noch größtenteils unreguliert und manipulative Praktiken sind weit verbreitet. Dies ermöglicht es den beiden Spekulanten Jay Gould und James Fisk 1869 ein umfangreiches Vorhaben zur Manipulation des Goldkurses zu organisieren. Darauf folgt am 24. September 1869 schließlich ein Einbruch des Goldpreises um fast 20 % innerhalb weniger Stunden, von 162 $ auf knapp über 130 $ die Unze.

Der Schwarze Freitag des 24. September 1869

Als Schwarzer Freitag oder Black Friday auf Englisch wird die Goldpreispanik vom 24. September 1869 an der Wall Street bezeichnet. Der Tag blieb als Tag der Panik am Finanzmarkt in Erinnerung und die Regierung setzte sogar Milizen ein, um die Menschenmenge im Zaum zu halten, die sich vor den Banken und Dutzenden Maklerfirmen sammelte, welche damals pleitegingen. Der Ausdruck „schwarz“ wurde seither für zahlreiche Börsenkrachs verwendet, darunter auch für den Schwarzen Donnerstag von 1929.

Die beiden Finanziers, die der Auslöser der Spekulationen waren – Jay Gould und James Fisk – profitierten damals insbesondere vom geheimen Einverständnis des Schwagers von Präsident Ulysses Grant. Durch Mitwissen der Familie des Präsidenten erlangten die beiden Spekulanten Einfluss auf das Staatsgold. Die Staatskasse war zum Dreh- und Angelpunkt geworden, weil die Regierung die Staatsschulden in den Griff bekommen wollte. Um sie zu reduzieren, wurden offizielle Goldbestände im Tausch gegen Staatsanleihen verkauft, wodurch die öffentliche Verschuldung vor Beginn der Krise von 1869 um 50 Millionen Dollar gesenkt werden konnte.

 

James Fisk und Jay Gould planen 1869, wie sie die Kontrolle über den Goldmarkt gewinnen können
 

Damals begannen Jay Gould und James Fisk am 1. September im Namen von Butterfield und Corbin Gold im Wert von 1,5 Millionen Dollar zu kaufen. Der Markt ahnte nichts, als der Preis pro Unze bis zum 6. September rasant auf 137 $ anstieg. Am 7. und 8. September gelingt es den beiden Spekulanten nicht, die Welle des Angebots zu bezwingen. Doch obwohl sie angesichts des Verkaufsdrucks fast ihre gesamten Gewinne wieder einbüßen, geben Gould und Fisk ihre Manipulationspläne nicht auf. Ab dem 12. September, während auch Präsident Ulysses Grant vom Verkauf des Staatsgoldes nicht sonderlich begeistert war, bringt Jay Gould den Schatzmeister zum Einstellen der Goldverkäufe. Während er so versucht, den Verkaufsdruck von staatlicher Seite zu verringern, setzt er seine eigenen Käufe fort.

Der Goldpreis steigt daraufhin bis zum 22. September auf 141 $. Am darauf folgenden Tag erfährt Jay Gould, dass Präsident Ulysses Grant ihre Manipulation des Goldpreises durchschaut hat, und dass er den Befehl geben würde, am Freitag, den 24. September wieder staatliche Goldreserven zu verkaufen. An jenem Freitag, den 24., verkaufte die Staatskasse schließlich Gold im Wert von 4 Millionen Dollar und Gould entscheidet sich, sein eigenes Gold in letzter Minute zu verkaufen. Der Goldpreis sinkt noch am selben Tag von 162 $ auf 133 $. Diese Operation hätte Gould einen Gewinn von 12 Millionen Dollar (das 20.000 - 25.000-fache des Durchschnittsgehalts) eingebracht. Der Einbruch des Goldpreises löste eine Panik aus, die unter anderem zu einem Rückgang des Weizenpreises um mehr als 30 % und zu einem bitteren Einkommensverlust für Millionen Farmer des Landes führte.

 

Photographie du tableau noir de la salle de marché de l'or à New York, le 24 septembre 1869, montrant l'effondrement du prix de l'or.

Fotografie der Tafel im Handelsraum der New Yorker Goldbörse vom 24. September 1969, die den Einbruch des Goldpreises zeigt

 

Die Ursprünge der Goldkrise

Zu dieser Zeit erreichte das Bevölkerungswachstum des Landes eine der höchsten jemals verzeichneten Raten. 1870 hatten die Vereinigten Staaten 38 Millionen Einwohner. Um Ihnen eine ungefähre Vorstellung zu geben: Das Jahresgehalt eines Zimmerers lag bei etwa 500 $ bis 600 $. Ab 1861 erleben die USA eine schwere politische Krise. Im Sezessionskrieg standen sich die Südstaaten, die hauptsächlich demokratisch regiert wurden und die Sklavenhaltung erlaubten, und die republikanisch geprägten Nordstaaten gegenüber, die die Sklavenhaltung ablehnten. Der Krieg sollte die Staatsausgaben langfristig belasten, welche sich zwischen 1861 und 1865 auf fast 3,4 Milliarden Dollar beliefen.

Die Staatsschulden der USA, die vor dem Sezessionskrieg fast bei null lagen, erhöhen sich dadurch von 65 Millionen Dollar im Jahr 1860 auf 2,8 Milliarden Dollar im Jahr 1866. Aus diesem Grunde wurde 1862 auch das erste Einkommensteuergesetz erlassen. Dies führte zu einer Destabilisierung des Preissystems. Doch wie kann es sein, dass der Goldpreis damals bis auf 162 $ je Unze stieg, wenn er 1971 bei nur 35 $ lag?

Vor dem Krieg hatte die Regierung Gold- und Silbermünzen als Währung benutzt. Doch um den Sezessionskrieg finanzieren zu können, war sie gezwungen sogenannte „grüne Scheine“, die „Greenbacks“ auszugeben, die gegen Gold getauscht werden konnten. Sie dienten ursprünglich der Finanzierung der Staatsausgaben, entwickelten sich aber rasch zur Umlaufwährung und waren nach dem Legal Tender Act von 1962 auch nicht mehr in Gold umtauschbar. Insgesamt wurden fast 400 Millionen Dollar in Form von Greenbacks ausgegeben. Die Inflation erhöhte sich im Zuge dessen von 14 % 1862 auf fast 25 % 1863 und 1864. 1 $ in Gold entsprach damals 1,5 $ in Greenbacks. Dieser Kontext, geprägt durch die volatilen Staatsfinanzen und die Entwertung des Dollars, war die Geburtsstunde der Goldpreisspekulationen.

Jay Gould und James Fisk, zwei hartnäckige Spekulanten

Alles begann mit einer beispiellosen Spekulation, die von Jay Gould und James Fisk organisiert wurde. Jay Gould wurde 1836 geboren und begann seine Laufbahn in einer Gerberei, wo er schnell den Ruf eines Gauners erwarb. 1857 wird er Mitglied des Verwaltungsrates der Eisenbahngesellschaft Erie Railroad, wo er James Fisk und den älteren Spekulanten Daniel Drew kennenlernt. James Fisk ist dagegen nur ein Jahr älter als sein künftiger Komplize Jay Gould. Die drei Direktoren Gould, Fisk und Drew kommen schnell überein, auf diskrete Weise Unternehmensaktien auszugeben und verdienen so mehrere Millionen Dollar, während sie gleichzeitig die Spekulationen des Geschäftsmannes Cornelius Vanderbilt durchkreuzen.

Während des Sezessionskriegs bereichert sich Jay Gould zudem als Baumwollschmuggler. 1880 besitzt er vier Eisenbahngesellschaften, die über ein Schienennetz von insgesamt 16.000 km verfügen. Und 1869 hat er eine umfassende Manipulation des Goldpreises geplant und durchgeführt.

 

Jay Gould et James Fisck

Jay Gould und James Fisk

 

Krisen am Goldmarkt – auch heute noch denkbar?

Gold hat zahlreiche weitere Krisen erlebt, darunter auch die berühmte Panik von 1857. Das Schiff SS Central America, welches große Goldmengen zu den New Yorker Banken transportieren sollte, war damals einer der Auslöser der Krise. Die entscheidende Rolle, die Gold im 19. Jahrhundert gespielt hat, zeigt auf, wann das Edelmetall unterschiedliche Verwendungszwecke bekam. Die meisten bekannten Krisen am Goldmarkt, einschließlich der letzten 1971, sind das Ergebnis unglücklicher Regierungsentscheidungen.

Die Debatte um den freien Handel mit Gold ist daher für Investoren von zentraler Bedeutung, da der freie Handel eine gewisse Sicherheit bieten kann. Das Goldverbot und die Konfiszierung des Edelmetalls 1933 unter Roosevelt haben sich ins Gedächtnis der amerikanischen Goldbesitzer eingebrannt und spiegeln sich im Misstrauen wider, mit dem zentralisierte Goldmärkte betrachtet werden. Die Krise von 1869 bleibt in jedem Fall ein bedeutendes Ereignis im Amerika des 19. Jahrhunderts und kündigte zu einem gewissen Grad bereits die Krise am Silbermarkt an, die 1873 folgen sollte.

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