Gold wird der einzige Gewinner der aktuellen Krise sein. Dies ist die Meinung der Research-Abteilung der Bank Natixis und damit eher ungewöhnlich, da die Finanzinstitutionen selten positive Worte zu dem Edelmetall zu verlieren haben. Immerhin macht gerade Gold es möglich, sich von den Fesseln des Finanzsystems zu befreien.
Die Argumentation ist simpel: Die Zentralbanken werden mehr Geld drucken als je zuvor. Sie müssen die explodierenden Haushaltsdefizite finanzieren und außerdem die Wirtschaft durch den Kauf von Privatschulden stützen. Infolgedessen wird sich das Geldangebot beträchtlich erhöhen, doch wohin wird es fließen, welche Assets wird es favorisieren?
- Anleihen? Die Rendite liegen nur im besten Fall gerade so im positiven Bereich und sind weitgehend null oder negativ (was bedeutet, dass die Anleihepreise einen Rekordstand erreicht haben). Der Entwicklungsspielraum ist daher äußerst begrenzt. Der Anleihemarkt befindet sich bereits in einer Blase: Er hat den Großteil des nach der Subprime-Krise von 2008 neu geschaffenen Geldes absorbiert und kann diese Rally nicht wiederholen.
- Aktien? Viele Analysten sprachen bereits vor der Coronakrise über Spekulationsblasen. Im März brachen die Kurse abrupt ein und auch wenn sie sich seitdem wieder erholt haben, könnte die drohende Rezession einen erneuten Absturz auslösen. Der Rückgang der Wirtschaftsleistung, d. h. der Einkommen, Konsumausgaben und Investitionen, wird ernste Folgen für alle Unternehmen und deren Gewinne haben. Wie können wir vor diesem Hintergrund davon ausgehen, dass es an den Aktienmärkten bergauf gehen wird?
- Immobilien? Die Preise gewerblicher Immobilien werden aufgrund des Abschwungs, aber auch aufgrund veränderter Gewohnheiten sinken (zunehmende Arbeit im Homeoffice, starkes Wachstum bei Lieferdiensten, die von den Ausgangsbeschränkungen profitiert haben). Wohnimmobilien werden dagegen unter steigender Arbeitslosigkeit und der Kreditklemme seitens der Banken zu leiden haben. Die Banken sind ihrerseits wiederum von vermehrten Kreditausfällen bedroht, sowohl bei Privat- als auch bei Unternehmensdarlehen. Die einzige Frage ist, wie stark der Preisrückgang im Immobiliensektor ausfallen wird.
- Rohstoffe? Die Metall-, Öl- und Energiepreise werden im Zuge der Rezession nachgeben und befinden sich keineswegs in einer Position, in der sie von der Situation profitieren könnten. Landwirtschaftliche Rohprodukte werden sicherlich weniger stark betroffen sein, aber ein signifikanter Anstieg ist auch hier nicht zu erwarten, insbesondere da die Produktion bei höheren Preisen leicht ausgeweitet werden kann.
Welches Asset bleibt also übrig, das diesen monetären Tsunami absorbieren und den Investoren Sicherheit bieten kann? Es handelt sich um einen Vermögenswert, der bereits über einen großen Markt verfügt, was kleinere Sektoren (z. B. Bitcoin, den Kunstmarkt und Oldtimer) ausschließt – auch wenn diese nicht vergessen werden sollten. Es handelt sich selbstverständlich um Gold. Physisches Gold, denn Papiergold wird ebenfalls bedroht: von einem möglichen Finanzcrash, vom Kollaps des Marktes, von einem Run auf echtes Gold. Nur physisches Gold verkörpert wahre Sicherheit.
Wie groß ist der Goldmarkt? Alles überirdisch existierende Gold dieser Welt (Barren, Münzen, Schmuck etc.) wird gemäß mehreren übereinstimmenden Schätzungen (GFMS Gold Survey, GATA.org etc.) auf 185.000 Tonnen geschätzt. Wenn wir von einem Preis von 50.000 $ pro Kilo Gold ausgehen (was einem Preis von 1.555 $ je Unze entspräche und damit etwa auf dem Niveau liegt, das der Goldpreis direkt vor der Coronakrise hatte), beläuft sich der Gesamtwert dieser physischen Bestände auf 9,25 Billionen $. Ein enormer Betrag, aber er entspricht nicht einmal der Hälfte der US-Staatsschulden. Der globale Anleihemarkt hat sogar ein Volumen von mehr als 50 Billionen $ und auch der Aktienmarkt ist insgesamt viel größer. Der Goldmarkt ist groß genug, um für alle Investoren interessant zu sein, aber auch klein genug, um den Anlegern einen „beträchtlichen Preisanstieg“ zu bescheren, wie es in der Mitteilung der Bank heißt.
Sagen wir also zum Schluss, dass es noch nicht zu spät für Käufe ist. Der Preis ist zwar gestiegen, aber Gold ist noch nicht zu teuer geworden. Die Summen, die hier auf dem Spiel stehen, sind gigantisch, und wir stehen erst am Beginn einer umfassenden Neuausrichtung der Portfolios.
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