In Europa kommt die Preisspirale ernsthaft in Gang.  In Deutschland sind die Herstellerpreise im Vergleich zum Vorjahr um 18,4 % gestiegen und verzeichnen damit den höchsten Zuwachs seit 1951! Dieser Frühindikator für die Verbraucherpreise signalisiert, dass die Inflation in der größten Volkswirtschaft Europas weiter voranschreiten wird. Ist sich die Europäische Zentralbank (EZB) dieses Problems wenigstens bewusst? Keineswegs, wenn man ihre jüngsten Aussagen zugrunde legt. Das ist das Beunruhigendste daran.

Rät die EZB den Ländern mit Haushaltsdefizit zu einem ausgeglichenen Etat zurückzukehren, damit sie ihre Druckerpressen, d. h. die Neuschöpfung von überschüssigem Geld drosseln kann, welches die Hauptursache für die Inflation in der Eurozone ist? Fordert sie von den europäischen Banken eine Erhöhung des Eigenkapitals, um sich gegen die Preisvolatilität zu wappnen? Nein, sie verlangt von den Kreditinstituten, sich stärker dem Klima zu widmen. Von den 112 bewerteten Banken „ist keine nahe daran, die Erwartungen der Aufsichtsinstanzen vollumfänglich zu erfüllen“, erklärt die EZB. Die Sorge gilt also in erster Linie den „Klima- und Umweltrisiken“, nicht den hohen Schuldenlasten oder der geringen Rentabilität… Gibt es wirklich nichts Dringlicheres?

Die EZB weiß offenbar gar nicht, wie ihr geschieht: Sie zeigt sich besorgt über die Preisexplosion im Immobiliensektor der EU, wo die Preise schon seit 16 Jahren nicht mehr so schnell gestiegen sind. Doch woher stammt diese Blase, wenn nicht aus ihren eigenen Druckerpressen?

Die Bilanz der EZB ist seit der Corona-Krise ebenfalls explodiert und hat sich um mehr als 3 Billionen Euro erhöht. Dieses Geld wurde mit dem Zauberstab geschaffen, bzw. mittels einiger Tastenkombinationen am Computer. Die Subprime-Krise von 2008, die damals so beeindruckend erschien, wirkt im Vergleich dazu lächerlich. Die Schuldenkrise Griechenlands ist in der Bilanz der Notenbank schon deutlicher zu erkennen und die kontinuierliche Erhöhung zwischen 2015 und 2017 deutet auf knappe Liquidität im Bankensektor hin. Insgesamt entspricht ihre Bilanz heute 81 % des Bruttoinlandsprodukts der Eurozone, während es bei der Fed 37 % und bei der Bank of England 41 % sind. Nur die Bank of Japan steht mit einer Quote von 134 % noch schlechter da, aber hier werden die Schulden vollständig im Inneren gehalten, wodurch sich die Lage ändert. Der steile Anstieg der Bilanz ist zudem noch lange nicht vorüber, wenn man bedenkt, dass die Haushaltsdefizite in Frankreich und den Staaten Südeuropas erhöht bleiben und kaum sinken.

 

 

Wenn die Inflation anhält und die Zinssätze steigen, besteht die Gefahr, dass das gesamte Schuldengerüst Europas ins Wanken gerät. Dann wird man die Bilanz der Zentralbank genauer unter die Lupe nehmen. Sucht die EZB angesichts dieser Risiken nach einem Sündenbock, um von ihrer maßgeblichen Verantwortung abzulenken? Das könnte man glauben, wenn sie in ihrem aktuellen Finanzstabilitätsbericht schreibt, dass „geringe Impfquoten eine Gefahr für die finanzielle Stabilität darstellen“. „Die Pandemie bleibt einer der wichtigsten Risikofaktoren für das künftige Wirtschaftswachstum“, fügt sie hinzu, und „die Risiken im Zusammenhang mit der Pandemie sind noch nicht vollständig verschwunden, insbesondere weil die Impfungen in vielen Regionen der Welt nur langsam voranschreiten.“ Die Ungeimpften als Krisenverantwortliche, falls es bald dazu kommt. Das ist praktisch, nicht wahr?

Die EZB verhöhnt die Welt: Sie drückt sich vor ihrer Verantwortung (Gelddrucken und Nullzins), sie ist zu nachgiebig mit dem Bankensystem (unzureichendes Eigenkapital), sie weigert sich, die von ihr verursachten Schäden anzuerkennen (Spekulationsblasen an den Aktien-, Anleihe- und Immobilienmärkten), sie verzichtet auf Ermahnungen gegenüber den Staaten mit chronischem Haushaltsdefizit (Frankreich, Südeuropa), sie verkündet Zielvorgaben, die gar nicht in ihren direkten Zuständigkeitsbereich fallen (Klimapolitik) und sie hat bereits die Sündenböcke für den Fall eines Crashs gefunden! Klare Signale für Kontrollverlust und beginnende Panik.

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