Der Blick zurück ist die genaueste aller Wissenschaften. Die meisten Menschen, die ihr Leben mit Blick auf die Vergangenheit leben, haben ein tristes Leben. Nach einigen Jahren auf dieser Welt neige ich dazu, nicht zurückzublicken – vor allem nicht bei negativen Ereignissen. Unsicherheit zu akzeptieren ist da viel besser, weil alles, was von jetzt an passiert, ungewiss ist. Gegen die Vergangenheit können wir nichts ausrichten, über unsere Zukunft haben wir mit Sicherheit mehr Kontrolle. Und mit Blick auf die Zukunft scheint es ganz so, als ob sich die nächsten Jahre wirtschaftlich, sozial und auch politisch extrem turbulent gestalten werden.
Obgleich ich normalerweise nicht zurückblicke, habe ich mir einen Newsletter angesehen, den ich im Juli 2009 geschrieben hatte, als Gold bei knapp über 900 $ stand und der Dow bei 9.100 Punkten. Der Artikel mit dem Titel “The Dark Years are here” erregte damals ziemlich viel Aufmerksamkeit. Zu jener Zeit ging die Subprime-Krise zu Ende; der Dow war gerade erst um 60 % gefallen und Gold seit 1999 von 250 $ auf 925 $ gestiegen.
Ich riskiere hier meinen Kopf, weil (wie sehr häufig bei Vorhersagen) das Timing meiner Prognosen viele Fehler hatte. Man darf aber nicht vergessen, dass Risikoabsicherung wichtiger ist als richtiges Timing. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass der Risikoschutz wichtiger ist als die richtige Zeitplanung.
Am Ende des Artikels werde ich einige wichtige Schlussfolgerungen ziehen.
Die Dunklen Jahre sind da – (geschrieben im Juli 2009)
In diesem Newsletter werden wir die verheerenden Auswirkungen diskutieren, die Kreditblasen, staatliche Geldschöpfung und die katastrophalen Maßnahmen der Regierungen vermutlich haben werden. Beginnend in den nächsten 6 Monaten, und mit einer Hochphase in den Jahren 2011-12, wird die Welt eine Reihe von turbulenten Ereignissen erleben, die die Leben der meisten Menschen auf der ganzen Welt verändern werden. Die Jahre 2011-12 werden aber nicht den Beginn eines weltwirtschaftlichen Aufschwungs markieren, sondern den Beginn einer langen Periode wirtschaftlicher, politischer und sozialer Umbrüche, die einige Jahrzehnte andauern könnte.
Wir werden auf drei Bereiche eingehen, die wir seit einiger Zeit schon als jene drei Bereiche ausgemacht haben, die das Schicksal der Welt auf absehbare Zeit bestimmen werden: die bevorstehende Explosion der Arbeitslosigkeit, die nächste und viel folgenreichere Phase an den Kreditmärkten und schließlich die wahrscheinlich hyperinflationären oder inflationären Auswirkungen, die all das auf die Weltwirtschaft und den Invesment-Bereich haben wird.
IMPERIEN SIND AUF DIEBSTAHL, PLÜNDERUNG, SKLAVENARBEIT UND SCHLIESSLICH GELDSCHÖPFUNG AUFGEBAUT
Lassen Sie uns zunächst einen Blick auf die Geschichte werfen und analysieren, was ein Imperium und den damit verbundenen Wohlstand ausmacht.
Das British Empire entstand im 17. Jahrhundert und erreichte im 19. Jahrhundert unter der Herrschaft von Queen Victoria seinen Höhepunkt. Ende des 19. Jahrhunderts umfasste das British Empire fast 20 % der Landoberfläche der Welt und 25% der Weltbevölkerung. Somit kontrollierte Großbritannien, das selbst weniger als 0,5% der Landfläche der Welt ausmacht, ein mehr als 50-mal größeres Imperium. Kein Wunder also, dass Großbritannien – durch den Einsatz von Sklavenarbeit und den Raub der Ressourcen in 20 % der Welt – mehrere Jahrhunderte lang zu reichsten Nation der Welt werden konnte. Aber wie alle Reiche trug auch das britische Imperium den Samen der eigenen Zerstörung in sich. Alle Imperien – ob mongolisch, römisch, osmanisch oder britisch etc. – hatten ihre Ressourcen militärisch wie auch finanziell überstrapaziert. In Kombination mit Dekadenz und Größenwahn führt dies zum Zusammenbruch eines Reiches.
Das US-Imperium unterscheidet sich dahingehend leicht von anderen, dass es nie die Welt eroberte – obwohl die USA selbst eine Kolonie waren, die von den ursprünglichen Bewohnern genommen und erobert wurde. Allerdings haben die USA in vielen Regionen interveniert (z.B. Korea, Vietnam, Afghanistan, Irak, etc.). Zudem existieren in 120 Ländern US-Militärstützpunkte. Ursprünglich waren die USA eine wirtschaftliche Supermacht, die auf Unternehmergeist und einem sehr starken Produktionsapparat basierte – gestützt von einer hart agierenden Militärmacht. Nach dem Vietnamkrieg hatten die USA ihre Ressourcen jedoch überstrapaziert, und 1971 hob Richard Nixon den Goldstandard auf, um endlich mit intensiver Geldschöpfung beginnen zu können. Die Phase des Gelddruckens ist in der Regel die letzte Phase eines Imperiums, bevor es zusammenbricht. Die USA sind gerade in dieser Phase. Als das Land noch wirtschaftlich stark war, wurde der US-Dollar zur Reservewährung der Welt. Als die ökonomische Lage der USA in den 1960/70er Jahren jedoch schwächer wurde, fand die US-Regierung eine viel bessere Methode zur Aufrechterhaltung einer starken Wirtschaft. Man begann, Papiere zu drucken, die an andere Nationen verkauft oder gegen Waren und Dienstleistungen eintauscht wurden. Seit fast 50 Jahren ist dies nun der cleverste Weg überhaupt, um den Lebensstandard einer Nation aufrechtzuerhalten, deren wirtschaftliche Lage sich verschlechtert, ohne dabei irgendwelche Ressourcen für den Aufbau des Imperiums aufwenden zu müssen. Es handelt sich dabei um ein Pyramidensystem, das seit mehreren Jahrzehnten funktioniert. Doch langsam wacht die Welt auf und erkennt, dass sie wertloses, von der US-Regierung gedrucktes Papier besitzt. (Wir sind uns im Klaren darüber, dass es sich hierbei um eine stark vereinfachte Darstellung des Aufstiegs und Falls von Imperien handelt, nichtsdestotrotz ist es eine zutreffende Analyse).
US-REGIERUNG IN VERWEIGERUNGSHALTUNG
Die USA bluten finanziell wie wirtschaftlich aus. In den vergangenen 18 Monaten hat das Land zur Stützung des Finanzsystems fast 13 Billionen Dollar verliehen oder fest zugesagt. Das geschätzte öffentliche Defizit für das laufende Jahr beträgt knapp 2 Billionen Dollar, oder 50% des US-Haushalts. Alle bisher gebundenen Mittel haben nur zwei Dinge erreicht: Sie haben erstens kurzfristige Hoffnungen geschürt, welche zusammen mit einer völlig illusionären Wahrnehmung positiver Frühsignale, sogenannter „Green Shoots“, für eine kleine Aktienmarktkorrektur gesorgt haben (was wir im Januar-Newsletter prognostiziert hatten), und zu einer gewissen Überzeugung, dass die Krise ihrem Ende zugeht. Zweitens sind alle bisher gedruckten Mittel zur Rettung des Systems an die Wall Street geflossen, sie haben jedoch nichts für die Realwirtschaft getan. Ausnahmslos jeder Sektor der Realwirtschaft verschlechtert sich, sei es Produktion, Arbeitslosigkeit, Unternehmensgewinne, Immobilien, Kreditausfälle, Baugewerbe, Defizite auf staatlicher, bundesstaatlicher sowie kommunaler Ebene.
Und was tut die Regierung dagegen? Sie tut einzig und allein das, was sie gewohnt ist zu tun – sie druckt mehr Geld. Das ist der blanke Wahnsinn! Wie kann ein intelligenter Mensch glauben, dass gedruckte Papiere eine wirtschaftliche Katastrophe lösen können?
Wenn das der Fall wäre, könnten wir alle nach Hause gehen und Zettel ausstellen oder Monopoly-Geld verwenden, um es in den Geschäften auszugeben oder um unsere Schulden zu begleichen.
Warum können die US-Regierung, die britische Regierung und die meisten anderen Regierungen nicht verstehen, dass eine Wirtschaft nur nach dem sprichwörtlichen Prinzip „sich nach der Decke strecken“ geführt werden kann. Den Mantel schneidert man auch entsprechend der verfügbaren Stoffgröße. Deshalb hatte der Kaiser keine Kleider, weil dem Land der Goldfaden zur Herstellung des Tuches ausgegangen war. Bislang konnten die USA und auch andere Länder sich das Tuch leisten, weil die Welt töricht genug war, wertlose Papiere als Zahlungsmittel zu akzeptieren. Doch das wird sehr bald schon nicht mehr der Fall sein; viele Länder werden ohne Mantel und Stoff auskommen müssen.
Was machen Regierungen mit dem Geld der Menschen? Sie zerstören dessen Wert komplett. In den vergangenen 100 Jahren ist die Kaufkraft in den USA und vielen anderen Ländern um mehr als 95 % gesunken. Auch wenn sich kurzfristig damit Stimmen kaufen lassen, so ist die langfristige Folge massives Elend. Und genau das werden wir jetzt in vielen Ländern nach und nach erleben. Doch leider wird es noch viel schlimmer kommen. Wir befinden uns erst in der ersten Phase dieser tragischen Geschichte. Phase zwei wird voraussichtlich in den nächsten 6 Monaten beginnen.
USA: 100 MILLIONEN MENSCHEN VON DEN FOLGEN DER ARBEITSLOSIGKEIT BETROFFEN
Die reale Arbeitslosigkeit in den USA liegt bei 20% oder 30 Millionen. Dies sind die realen, unbereinigten Zahlen – erhoben auf Grundlage einer Berechnungsmethode, wie sie in den 1990er Jahre, vor ihrer Änderung, noch für die offizielle Arbeitslosenstatistik verwendet wurde. Staatliche Statistiken werden, insbesondere in den USA, andauernd manipuliert, um sie den politischen Zielen der Regierung anzupassen. Deswegen sollte man den veröffentlichten Zahlen keinen Glauben schenken. Von den meisten Regierungen werden die Menschen meistens getäuscht.
Mit einer US-Arbeitslosenquote von 20 % sind wir nicht mehr weit vom Niveau der 1930er Jahre entfernt, als die Spitzenarbeitslosigkeit 25 % erreichte. Der derzeitige Wert von 20 % bezieht sich auf die Arbeitslosigkeit außerhalb der Landwirtschaft und liegt damit noch weit unter dem entsprechenden Spitzenwert der 1930er Jahre, der 35 % betrug.
Da wir uns noch in der Anfangsphase dieser Krise befinden, gehen wir fest davon aus, dass die US-Arbeitslosenquote außerhalb des landwirtschaftlichen Sektors in den kommenden Jahren auf mindestens 35 % ansteigen wird.
Doch schon die aktuelle Zahl von 30 Millionen Arbeitslosen ist eine Katastrophe. Wenn man zu jedem Arbeitslosen noch Angehörige hinzurechnet, so gibt es derzeit 100 Millionen Menschen, die in den USA von der Arbeitslosigkeit betroffen sind. In den kommenden drei Monaten werden 3 Millionen Arbeitslose aus dem sozialen Netz fallen, also jene Menschen, die in der zweiten Jahreshälfte 2008 entlassen wurden. Unter Einbeziehung ihrer Familien bedeutet dies, dass bis September rund 10 Millionen Menschen notleidend werden – ohne Sozialversicherung und ohne Ersparnisse. Rechnen wir dann noch jene 4 Millionen hinzu, die im ersten Halbjahr 2009 entlassen wurden, werden weitere 13 Millionen Menschen, einschließlich Angehöriger, um Weihnachten herum mittellos sein. Das ist eine Katastrophe mit unvorstellbaren Folgen, die das gesamte Gefüge der amerikanischen Gesellschaft betreffen wird.
All das wird soziale, politische und finanzielle Konsequenzen haben; die Auswirkungen auf die US-Wirtschaft werden deutlich schwerwiegender sein als während der Depression in den 1930er Jahren. Man darf nicht vergessen, dass keines der Probleme im Finanzsystem gelöst, sondern nur vorübergehend auf Eis gelegt wurde. Der Anstieg der Arbeitslosigkeit in Verbindung mit einem sinkenden gesamtwirtschaftlichen Verbrauch wird zur nächsten, wesentlich schlimmeren Bankenkrise führen.
Auch die Arbeitslosigkeit in Europa steigt rasant an, ohne das ein Abflauen in Sicht wäre. In vielen Ländern erreicht sie 10%, in Spanien zum Beispiel 19%, in Lettland 16%. Doch das Land mit den heftigsten Problemen unter den größeren europäischen Nationen ist das Vereinigte Königreich (und das sagen wir schon seit Längerem). Die Arbeitslosenzahl in Großbritannien liegt derzeit bei “nur” 2,5 Millionen oder 7%; bis Ende 2009 soll sie Schätzungen zufolge auf über 3 Millionen ansteigen. Die Kombination aus Staatsdefiziten, einem extrem fragilen und für das Land zu großen Bankensystem, sehr hoher und nicht rückzahlbarer Privatverschuldung sowie einer Immobilienblase, die noch lange Luft lassen wird, macht das Vereinigte Königreich sehr anfällig für einen mächtigen finanziellen Schock.
In den nächsten 6-9 Monaten wird die Arbeitslosigkeit in den meisten Teilen der Welt, einschließlich China, Asien und Afrika, hart zuschlagen. Noch nie zuvor gab es eine globale Arbeitslosigkeitskrise, von der die Welt gleichzeitig betroffen war. Das bedeutet nicht nur einen massiven Rückgang des Konsums und des Welthandels, der zu weltweiter Rezession oder Depression führt, es bedeutet auch Armut, Hungersnöte und soziale Unruhen.
DIE BANKER ZIEHEN IMMER NOCH DIE FÄDEN
Die Meister des Finanzzirkus sind die Banker. Über den Bezug von Boni und Aktien im Billionen-$-Bereich haben sie in den vergangenen 15-20 Jahren von der Herstellung toxischer Finanzprodukte profitiert. Auch jetzt sind sie die einzigen Begünstigten jener Billionen von Dollars, die von den Regierungen zur Rettung des Finanzsystems gedruckt wurden. Warum profitieren die Banker von der Rettung ihrer eigenen Banken? Weil sie die Regierung kontrollieren, die Regierung beraten und wichtige Spendenquellen für Politiker sind.
Boni fließen wieder
Richtig, im Jahr 2009 zahlen viele Banken höhere Boni als 2008. Goldman Sachs ist auf dem besten Weg, Boni in Höhe von 20 Milliarden Dollar oder 700.000 $ pro Mitarbeiter zu zahlen. Bei Morgan Stanley stiegen sie gegenüber dem Vorjahr um 30 % pro Angestellten, von 262.000 $ auf 340.000 $ dieses Jahr. Bei JP Morgan stieg der Bonuspool für das erste Quartal 2009 um 175% auf 3,3 Milliarden $, und der neue CEO der RBS, der verstaatlichten britischen Bank, erhält ein Incentive-Paket im Wert von 10 Millionen Pfund! Ähnliche Boni werden von vielen anderen Banken gezahlt. Barclays Capital befindet sich beispielweise in einem massiven Kaufrausch und rekrutiert Führungskräfte mit großzügigen Willkommenspaketen und millionenschweren Bonusgarantien pro Mitarbeiter. 2008 war Morgan Stanley buchstäblich bankrott und musste gerettet werden, und trotzdem lagen die Bonus-Zahlungen für 2009 höher als im Vorjahr.
Zur temporären Stützung eines völlig bankrotten Finanzsystems haben Zentralbanken und Regierungen auf der ganzen Welt Billionen von Dollar ausgegeben, und jetzt, ein paar Monate später, verdienen die Banker wieder absurde Summen in einem Bankensystem, das nicht repariert wurde und noch immer bankrott ist. Das ist skandalös!
Toxische Strukturen sind wieder da
Doch nicht nur das, man ist sogar schon wieder dabei, neue Verbriefungsprogramme aufzulegen, um den Kapitalbedarf zu verringern und die Finanzhebel zu erhöhen. Goldman Sachs und Barclays Capital tun es jetzt schon, und viele andere Banken werden folgen. Genau diese Art von Programmen hatte die Finanzkrise überhaupt erst ausgelöst, und jetzt sind die Banker wieder am Werk. Dieses Verhalten der Banker ist vollkommen schändlich und unverantwortlich. Nichts haben sie aus ihrem katastrophalen, ausufernden Aktionen gelernt, außer, wie man das System maximal ausnehmen kann.
Wie bereits erwähnt, ist keines der Probleme im Bankensystem gelöst worden. Das System arbeitet immer noch mit einer 25- bis 50-fachen Finanzhebelwirkung, es ist weiterhin voll von toxischen Schulden und Derivaten, die Kreditbücher verschlechtern sich täglich, es gibt immer noch wertlose Papierwerte mit Fantasiepreis-Bewertungen, und die meisten Banken werden von denselben Bankiers geführt, die diese Probleme überhaupt erst verursacht hatten. Für eine typische Bank bedeutet ein 4%iger Rückgang der Anlagewerte die Vernichtung des Eigenkapitals. Aus unserer Sicht ist das der sichere Weg in eine Katastrophe.
Unterdessen unternehmen die Regierungen zaghafte Versuche, eine zukünftige Krise durch Regulierungskonzepte zu verhindern. Doch auch diese Vorschriften werden sich nur mit bekannten und historischen Problemen befassen. Und erneut werden die Banker die Behörden zum Narren halten, indem sie neue Strukturen schaffen, mit denen die neuen Regeln umgangen werden.
BESCHLEUNIGUNG DES ABSCHWUNGS STEHT KURZ BEVOR
Die nächste Phase dieser tragischen Geschichte wird in Kürze beginnen.
Im Vergleich zu den 1930er Jahren sind wir bereits jetzt in einer schlechteren Position als im vergleichbaren Stadium der damaligen Weltwirtschaftskrise. Die Industrieproduktion ist in vielen Ländern schlechter. Der Welthandel ist schlechter. Die Rückgänge an den Aktienmärkten sind größer als in der vergleichbaren Phase der Großen Depression. Die staatliche wie private Verschuldungssituation ist ebenfalls deutlich schlechter.
ALSO: WAS WIRD WAHRSCHEINLICH ALS NÄCHSTES PASSIEREN?
- Arbeitslosigkeit sorgt für einen Anstieg der öffentlichen Defizite
Erstens wird es, wie oben dargestellt, zu einem deutlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit kommen. Die arbeitslosen Massen werden tiefgreifende Auswirkungen auf die Ökonomie haben. Das wird immens steigende öffentliche Defizite zur Folge haben. Bereits jetzt ist ein alarmierender Rückgang der Steuereinnahmen in den USA, Großbritannien und den meisten anderen Ländern zu beobachten. Doch es wird noch viel schlimmer werden. Wegen der Massenarbeitslosigkeit werden die Staatsausgaben rasant ansteigen. Die Steuern werden steigen, allerdings ist das so, als wolle man einen Stein ausquetschen – viel Geld für Steuern wird es nicht geben. Wenn die Mehrwertsteuern oder Umsatzsteuern erhöht werden, wird der Konsum noch weiter sinken. Darüber hinaus wird der Staat mehr Hilfsprogramme für Arme, Hungernde und Obdachlose umsetzen müssen. Die Folge ist noch mehr Geldschöpfung.
- Nächste Phase der Bankenprobleme
Zweitens: Die nächste Problemphase im Finanzsystem wird spätestens im Herbst 2009 beginnen. Da dies für alle ein totaler Schock sein wird, werden die Auswirkungen viel schlimmer sein als 2008. Bislang haben die US-Banken Verluste in Höhe von 1,1 Billionen Dollar eingefahren. Zurückhaltende Schätzungen beziffern die Gesamtverluste auf 2,2 Billionen Dollar, realistische Schätzungen gehen jedoch von etwa 4 Billionen Dollar aus, und hier sind etwaige Probleme im 600 Billionen $ bis 1 Billiarde $ schweren Derivatemarkt (von denen ein großer Teil wertlos ist) nicht mit eingeschlossen. In der nächsten Kapitalbeschaffungsrunde der Banken wird es nur noch einen Investor geben – den Staat. Also wird es mehr Geldschöpfung geben.
- Staatlicher Papiermarkt wird zusammenbrechen – zuerst in den USA und dann in Großbritannien
Im Rahmen enorm erhöhter Geldschöpfung werden die Märkte mit Staatspapieren überflutet, die niemand will, so dass am Ende nur noch der Staat selbst seinen Schrott kaufen kann. Die beiden Länder mit den größten Problemen sind Großbritannien und die USA. Ihre prekäre Situation wird zuerst ersichtlich. In den nächsten Monaten dürften die Ratingagenturen die Bewertung der Schulden beider Länder herabstufen. Das wird dazu führen, dass der Wert von US-Staatsanleihen und britischen Gilts einbricht und die Zinsen über die 10 %-Marke schnellen. Das gestiegene Zinsniveau wird eine exponentielle Erhöhung der Schuldenfinanzierungskosten nach sich ziehen, was wiederum zu mehr Geldschöpfung und abermals steigenden Zinssätzen führt. Das ist der „perfekte“ Teufelskreis, der in einer hyperinflationären Depression endet.
- Hyperinflation ist ein währungsabhängiges Ereignis.
Seit vielen Jahren sind wir der Auffassung, dass diese Krise eine hyperinflationäre sein wird. Die Ausgabe unbegrenzter Mengen von Staatspapieren wird dazu führen, dass der Rest der Welt seine US-amerikanischen und britischen Staatsanleihebestände aber auch den Dollar und das Pfund verkaufen wird. Die meisten sogenannten Finanzexperten erwarten eine deflationäre Rezession/Depression, da sie keinen Nachfrageinflation sehen, welche ihrer Meinung nach die Ursache von Hyperinflation sei. Wir gehören zu den wenigen (zusammen mit dem sehr klugen Jim Sinclair), die verstanden haben, dass Hyperinflation ein währungsgesteuertes Ereignis ist. Die unbegrenzte Emission von Staatspapieren wird, wie oben beschrieben, in einem Zusammenbruch sowohl des US-Dollars als auch des Pfunds münden. Es ist der Zusammenbruch der Währung, der zu einer Hyperinflation führt. Historisch betrachtet wurde jedes hyperinflationäre Ereignis zweifellos durch eine zusammenbrechende Währung verursacht, und nicht durch einen Nachfragesog.
Auch viele andere Nationen werden eine Hyperinflation erleben, wie die baltischen Staaten, einige osteuropäische und asiatische Länder. Viele andere Länder werden hohe Inflation bekommen.
DIE DUNKLEN JAHRE
In den nächsten Monaten werden wir den Anbruch der Dunklen Jahre erleben. Zum ersten Mal in der Weltgeschichte wird es einen synchronisierten Abschwung geben, der alle Nationen betrifft (einige jedoch deutlich schlimmer als andere). Die Welt und insbesondere die westlichen Welt hat ihren Höhepunkt erreicht; seit Jahrzehnten hat sie über ihre Verhältnisse gelebt in einer Manie aus Kreditblasen, Asset-Blasen, Immobilienblasen und Exzessen, die zu Dekadenz und einer Gesellschaft mit sehr schwachen moralischen und ethischen Werten geführt haben. (Natürlich erkennt das keine Gesellschaft, wenn sie selbst in diesem Prozess steckt, erst danach). Dieser Prozess wurde von staatlicher Seite angeheizt durch das Drucken unbegrenzter Papiermengen, wodurch das Geld und die Kaufkraft der meisten Nationen zerstört wurden.
Für die meisten Länder werden die Dunklen Jahre extrem hart sein. In vielen Ländern der westlichen Welt wird es schwere Wirtschaftsdepressionen geben, die das Ende des Sozialstaats markieren. Auch die meisten privaten und staatlichen Systeme zur Altersvorsorge dürften zusammenbrechen. Es wird sich dabei um eine weltweite Depression handeln, obgleich einige Länder vielleicht nur eine schwere Rezession erleben könnten. Es wird Hungersnöte, Obdachlosigkeit und Elend geben, die zu sozialen und politischen Unruhen führen. All das dürfte wahrscheinlich auch andere Typen von Staatsführern und Regimen hervorbringen.
Wie lange werden die Dunklen Jahre dauern? Neil Howe hat ein Buch mit dem Titel “The Fourth Turning” geschrieben. Darin identifizierte er ein Muster, das sich alle 80 Jahre wiederholt. In der anglophilen Welt traf das Muster extrem genau zu. Vor Kurzem sind wir in die vierte Wende eingetreten, die die letzten zwanzig Jahre des Zyklus markiert. Howe zufolge stehen wir am Beginn einer 20-jährigen Phase wirtschaftlicher und institutioneller Umbrüche. Es ist eine Zeit der Krisen, in der sich das gesellschaftliche Gefüge dramatisch verändern wird. Vorhergehende “Vierte Wenden” umfassten auch die Zeit der Amerikanischen Revolution sowie der Großen Depression und des Zweiten Weltkriegs. Laut Howe wird diese Krise erst noch wesentlich schlimmer werden – und sie wird ca. 20 Jahre andauern.
Gute Nachrichten sind das nicht, und wir hoffen, dass wir (und Howe) uns in Bezug auf Ausmaß und Dauer dieser Krise irren. Allerdings fürchten wir, dass wir Recht behalten werden. Folgendes müssen wir noch einmal betonen: Nie zuvor ist die Welt – in einem derart anfälligen Zustand, finanziell wie ökonomisch – simultan in eine Krise gerutscht. Aus diesem Grund werden die Dunklen Jahre wahrscheinlich auch so zerstörerisch und langwierig sein.
FINANZMÄRKTE
Aktienmärkte
Die Korrektur an den Aktienmärkten ist wahrscheinlich abgeschlossen, aber es besteht die Möglichkeit, dass sie noch ein paar Monate andauern wird. Wichtig ist, dass es sich um eine Korrektur handelt (von uns bereits im Januar vorhergesagt) und dass in Kürze eine starke Fortsetzung des Abwärtstrends ansteht. Im Dow Jones würde ein Bruch der Trendlinie bei 6400 Punkten zum prognostizierten Rückgang von mindestens 90 % vom Hoch aus führen. An fast allen wichtigen Weltmärkten gibt es Indizien für ähnliche Rückgänge. Das klingt unglaublich, aber wenn man bedenkt, dass der Dow Jones in den 1930er Jahren auch um 90% gefallen ist, und wenn man sich die Argumente im Absatz „Die Dunklen Jahre“ noch einmal vor Augen führt, dann scheint ein solches Ziel nicht mehr unmöglich.
Einige Rohstoffaktien sowie Gold- und Silberbergbauaktien werden von der Krise besonders profitieren.
Anleihen
Wir hatten zu Beginn des Jahres einen Anstieg der langfristigen Zinssätze prognostiziert, und sie haben sich seither fast verdoppelt. Doch das ist nur der Anfang, denn wir erwarten für die kommenden 2-3 Jahre, dass die Zinssätze in den USA und Großbritannien mindestens in den mittleren 10 %-Bereich ansteigen werden. In den nächsten Jahren werden die Zinsen in allen Ländern deutlich steigen.
Währungen
Dollar und Pfund werden im Herbst 2009 sehr stark fallen. Zu einem späteren Zeitpunkt wird sich auch der Euro abschwächen, da einige Länder den Euroraum verlassen werden.
Gold
Die Währung, die am meisten von der Krise profitieren wird, ist Gold. Seit 2002, als wir die Krise kommen sahen, investieren wird in Gold. Seitdem hat sich Gold verdreifacht. Aber das ist erst der Anfang. Der nächste große Schritt wird in den nächsten 4-5 Monaten kommen, und es wird ein großer sein. Gold zum Schutz von Vermögen sollte direkt vom Investor gehalten und außerhalb des Bankensystems in seinem Namen gelagert werden. Gold in ETF-Form, Futures oder der nur teilweise Besitz von Goldbarren, zu denen man keinen persönlichen Zugang hat, ist kein Vermögensschutz!
Juli 2009
Egon von Greyerz
6. September 2018
Wenn ich mir diesen 9 Jahre alten Artikel erneut durchlese, finde ich nur sehr wenige Wörter, die ich ändern würde. Rund 98% des Artikels sind voll und ganz gültig. Doch die Zeitangaben waren natürlich ganz falsch. Durch die Änderung von nur ein paar Daten hätte der Artikel von heute stammen können.
Die Goldprognose war akzeptabel, da Gold sich mehr als verdoppelt hatte – von 900 $ im Jahr 2009 auf 1.920 $ im Jahr 2011. Aber die Börsenprognose war ernsthaft falsch. Das zeigt, dass wir Goldexperten sind und keine Aktienexperten! Es zeigt aber auch, dass Aktien in einer massiven Blase stecken.
Was habe ich/wir also 9 Jahre später gelernt?
Erstens: Die augenscheinlichste Lektion ist natürlich, dass genaue Prognosen irgendwo schwachsinnig sind. Zweitens: Da wir es wahrscheinlich mit dem Ende eines großen Superzyklus zu tun haben (sei es ein Zyklus von ein paar hundert Jahren oder einigen tausend Jahren), müssen wir einsehen, dass die Dinge oft länger dauern als der kurze Horizont eines Menschen.
Drittens habe ich, wie viele andere Personen, die Risiken analysieren, die Fähigkeit von Regierungen und Zentralbanken unterschätzt, Dinge einfach aufschieben zu können, indem sie die globale Verschuldung seit 2006 verdoppelt haben und Gesamtverbindlichkeiten in Billiarden-Höhe übernommen haben (einschließlich Derivate und ungedeckte Verbindlichkeiten).
Falschgeld, gefälschte Nachrichten und manipulierte Daten haben wesentlich dazu beigetragen, die Welt zur irrigen Annahme zu bringen, dass alles gut sei und „Im Westen nichts Neues“ passiert.
Aber im Westen ist mit Sicherheit nicht mehr alles gut, und im Osten auch nicht.
2009 war das Risiko sehr hoch, aber den Herrschenden gelang es, das Unvermeidliche neun weitere Jahre aufzuschieben. 2007/09 war nur die Probe. Heute im Jahr 2018 ist das Risiko exponentiell höher. Anstatt uns Gedanken darüber zu machen, wann das Finanzsystem zusammenbrechen wird, müssen wir uns um das massive Risiko und die Folgen eines Systemausfalls sorgen.
Es passiert bereits in der Peripherie und wird sich auch auf das Zentrum ausbreiten. Schauen Sie sich Venezuela an, schauen Sie sich Argentinien an, oder die Türkei, Brasilien, Indonesien. Diese Länder sind bereits stark betroffen. Es wird Italien, Japan und auch die USA erreichen und, und, und… Es geht nicht um das OB, sondern um das WANN. In den meisten dieser Länder haben die Dunklen Jahre bereits begonnen.
Auch im Westen leiden die einfachen Menschen unter stagnierenden Realeinkommen und jahrzehntelang steigenden Preisen und auch unter Schulden, deren Zinsen sie sich nicht leisten können, von einer Rückzahlung ganz zu schweigen. Der Anstieg der globalen Verschuldung um 125 Billionen Dollar seit 2006 hat den meisten einfachen Menschen eine Last angetragen, an der sie zerbrechen werden. Die Reichen hingegen haben dieses massive Kreditwachstum genutzt, um ihre Vermögenswerte zu hebeln und unvorstellbare Vermögen anzuhäufen. Die meisten dieser Vermögen werden in den kommenden Jahren implodieren.
Risikoschutz muss vor dem Ereignis erworben werden. Es bleibt noch Zeit, sich eine “Versicherung” zu einem sehr günstigen Preis zu kaufen. Sobald Sie die Versicherung in Form von Edelmetallen besitzen, stellen Sie diese auf den Boden Ihrer Vermögenspyramide und lassen Sie sie dort stehen.
Kaufen Sie also physisches Gold und etwas Silber jetzt. Bewahren Sie es sicher außerhalb Ihres Wohnsitzlandes auf. Warten Sie nicht; es wird Devisenkontrollen geben, da alle Währungen entwerten werden – und an diesem Punkt ist es schon zu spät.
Anschließend genießen Sie ihr Leben. Denn irgendwann in den kommenden Jahren werden die Zeiten für viele von uns viel schwerer sein.
September 2018
Egon von Greyerz
„Es gibt keine Möglichkeit, den finalen Zusammenbruch eines Booms zu verhindern, der durch Kreditexpansion erzeugt wurde. Die einzige Alternative lautet: Entweder die Krise entsteht früher durch die freiwillige Beendigung einer Kreditexpansion, oder sie entsteht später als finale und totale Katastrophe für das betreffende Währungssystem.”
Ludwig von Mises
Originalquelle: Matterhorn - GoldSwitzerland
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