Der Goldpreis bricht weiterhin alle Rekorde und hat die symbolische Schwelle von 2500 US-Dollar nunmehr überwunden. Der Kurs in Euro, der uns direkter betrifft, ist auf 2300 Euro je Unze geklettert, was dem Doppelten des Wertes vor fünf Jahren entspricht. Eine bemerkenswerte Performance!

Das wirft unweigerlich die folgende Frage auf: Wird es so weitergehen?

Unserer Ansicht nach ja, und zwar aus verschiedenen Gründen:

  • Die Inflation wird relativ hoch bleiben, bestenfalls im Bereich von rund 2 %, statt erneut auf um die 0 % zu sinken, wie vor der Coronakrise. Das ist durch die stärkere Empfindlichkeit unserer europäischen Volkswirtschaften gegenüber den Energiepreisen zu erklären, die auf einem erhöhten Niveau verharren sollten: Das amerikanische Flüssigerdgas (LNG) ist teurer als russisches Gas, der europäische Energiemarkt ist an den Gaspreis gekoppelt, die Energiewende ist mit kolossalen Kosten verbunden, der Erdölpreis wird hoch bleiben, zum einen aufgrund eines entsprechenden Abkommens zwischen Saudi-Arabien und Russland und zum anderen weil die USA ihr Schieferöl gewinnbringend verkaufen müssen.

Darüber hinaus schwinden die Preisvorteile, die die Globalisierung mit sich brachte, und die erneute Regionalisierung der Welt wird die Preise für Güter aller Art stattdessen wieder in die Höhe treiben. Die Vereinigten Staaten bauen beispielsweise Werkanlagen für Halbleiter, um ihre diesbezügliche Souveränität sicherzustellen – eine exzellente Initiative und ein Beispiel, dem Europa folgen sollte. Allerdings werden diese Produkte teurer sein, schon allein, um die umfangreichen Subventionen zu amortisieren, die in diesem Zusammenhang gewährt wurden.

  • Die Staatsverschuldung in der EU und in den USA ist so hoch, dass die Zentralbanken ihre Druckerpressen eines Tages wieder in Gang setzen oder die Leitzinsen übertrieben senken werden. Darauf kann man wetten.
  • Die Privatanleger wenden sich physischem Gold zu. Wenngleich dieser Trend je nach Land mehr oder weniger stark ausgeprägt ist, handelt es sich um eine allgemeine Tendenz.
  • Zu guter Letzt gibt es einen neuen Marktteilnehmer, der enorme Goldmengen kauft: Die Zentralbanken, oder die Staaten selbst. Das werden wir uns gleich ansehen.

Nachdem sie unterm Strich lange zu den Verkäufern am Goldmarkt zählten, sind die Zentralbanken nach der Subprime-Krise von 2008 auf die Käuferseite gewechselt. Das neu erwachte Bewusstsein für die Krisenanfälligkeit des Bankensystems und des Dollars brachte sie dazu, sich einem Vermögenswert zuzuwenden, der sowohl allen Krisen widersteht als auch hochliquide ist: Gold.

Das Bestreben der BRICS-Staaten, sich so weit wie möglich vom Dollar zu befreien, treibt sie zu Gold, umso mehr, da keine andere Währung den Staffelstab von der US-Währung übernehmen will. China insbesondere hat kein Interesse daran, die Verantwortungen zu übernehmen, die mit einer internationalen Währung einhergehen, wie beispielsweise das Zulassen von frei schwankenden Wechselkursen. Das Land bevorzugt es, weiterhin an den Dollar gebunden zu bleiben, um seine Exporte zu schützen.

Das Ergebnis: Die Exporteure von Rohstoffen und Produkten, so wie der Nahe Osten und Asien, die infolgedessen Devisenreserven, vor allem in Dollar, anhäufen, wenden sich nunmehr Gold zu.

 

 

Uns scheint, dass dieser Trend unterbewertet wird. Bereits 2015 erklärten wir, dass China mit Sicherheit ein falsches Spiel spielt und seine Goldreserven heute wahrscheinlich 10.000 Tonnen übersteigen. Das wäre mehr als der Umfang der amerikanischen Goldbestände in Fort Knox: „China fördert jedes Jahr 400 Tonnen Gold und nichts davon verlässt das Land, das verschiedenen Schätzungen zufolge gleichzeitig knapp 1000 Tonnen jährlich importiert. Selbst wenn nicht alles in den Tresoren der Zentralbank landet, belaufen sich die wahren Reserven auf deutlich mehr als die offiziell genannten 1658 Tonnen,“

Wir haben kürzlich erfahren, dass Saudi-Arabien „seit Jahresbeginn 2022 heimlich 160 Tonnen Gold aus der Schweiz erworben und so zum aktuellen Anstieg des Goldpreises beigetragen hat“ (Cointribune). Die Zentralbanken und die Staaten haben kein Interesse daran, den tatsächlichen Umfang ihrer Goldkäufe zu offenbaren, denn dies würde den Kurs steigen lassen und die Aufstockung ihrer Reserven teurer machen.

Also keine Sorge: Nicht nur die hartnäckige Inflation, sondern auch die starke Tendenz zu Goldkäufen in den Ländern des Nahen und des Fernen Ostens werden den Goldpreis weiter nach oben treiben.

Nein, es ist noch nicht zu spät, um zu kaufen.

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