Obwohl man angesichts der Weltlage annehmen könnte, dass der Preis des „Angst-Barometers“ Gold in die Höhe schießen müsste, tritt der Kurs auf der Stelle. Selbst die EZB hat kürzlich die Wachstumsprognose für die Eurozone halbiert und die Inflationsprognose für dieses Jahr deutlich erhöht. Auch in China schwächeln die Indikatoren aufgrund umfangreicher Lockdowns. An den Finanzmärkten fallen die Aktien und die Anleihen gleichzeitig und die Kryptowährungen sind ebenfalls in der Krise. Der traditionelle „sichere Hafen“ Gold scheint darauf jedoch kaum zu regieren.

Während dies nun einerseits Anlass zu zahlreichen Manipulationstheorien gibt, spielt dem Marktbeobachter Sebastian Hell zufolge noch ein anderer Faktor eine wichtige Rolle: Die Zukunftserwartungen der Märkte. Die Märkte scheinen nach wie vor ein gewisses Grundvertrauen in die Fähigkeit der Notenbanken zu haben, die Situation wieder unter Kontrolle zu bringen und erwarten einen Rückgang der Inflation auf etwa 3-4 %. Zudem wird offenbar nicht mit einer besonders heftigen Rezession gerechnet.

In Chart ist zu sehen, dass der Goldpreis in US-Dollar zuletzt unter seine aufwärts gerichtete Trendlinie gefallen ist. Ob es sich dabei um eine „Bärenfalle“, d. h. nur einen vorübergehenden Ausrutscher nach unten, oder um den Auftakt einer weiteren Abwärtsbewegung handelt, muss sich noch zeigen.

Auch wenn Gold charttechnisch angeschlagen ist, weist Sebastian Hell darauf hin, dass sich der Goldkurs in Euro gar nicht so schlecht entwickelt hat und für dieses Jahr über 8 % im Plus ist. Gut schneiden die Edelmetalle insbesondere auch im Vergleich zu den Aktienmärkten ab, wo selbst die breit angelegten Indices Rückgänge zwischen 15 % und 30 % verbuchten, während bestimmte Sektoren (z. B. Tech-Aktien) viel stärker abstürzten. Insofern hat Gold in Euro in diesem Jahr durchaus seine Funktion erfüllt und Verluste in einem diversifizierten Portfolio begrenzt.

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