Die dänische Saxobank ist dadurch bekannt geworden, dass sie jedes Jahr zehn „skandalöse Vorhersagen“ veröffentlicht, die die Gesellschaften im folgenden Jahr grundlegend verändern könnten.

Das ist eine schwierige Übung und die Prognosen treffen kaum je ein. Aber sie zeigen Probleme, Herausforderungen und Kräfteverhältnisse auf, die unsere Zukunft in jedem Fall mitbestimmen werden.

 

 

Drei der zehn „skandalösen Vorhersagen“ für 2022 betreffen die Makroökonomie und erscheinen uns vollkommen plausibel:

1. Die Pläne zum Verzicht auf fossile Energieträger werden verschoben.

4. Die Lohnpreisspirale lässt die Inflation in den USA auf mehr als 15 % steigen.

5. Gründung eines europäischen Superfonds für Klima, Energie und Verteidigung, finanziert von den privaten Rentenkassen.

 

Die Energiewende wird sehr teuer. Die Installation massiver Onshore- und Offshore-Windparks muss subventioniert werden, um die Mehrkosten abzufangen, ebenso wie die Elektrofahrzeuge (der Verkauf von Verbrennungsmotoren soll in der EU ab 2035 verboten werden). Die Verschiebung dieses Datums wird unweigerlich kommen, wenn auch vielleicht nicht 2022, sondern im Laufe der folgenden Jahre. Die im Eilmarsch vorangetriebene Energiewende lässt die Energiepreise und damit auch die Inflation steigen und erfordert immer mehr öffentliche Gelder. Eine Möglichkeit, die finanzielle Belastung für die Bevölkerung zu begrenzen, wäre die Umleitung der Mittel aus den Rentenkassen in die „grüne Wirtschaft“. Die Erträge wären mager, aber angesichts der aktuell in den Minusbereich fallenden Realzinsen auch nicht schlechter als zurzeit.

In den USA haben die steigenden Energiepreise und die Schwierigkeiten bei der Stellenvergabe begonnen die Lohnpreisspirale in Gang zu setzen. Eine Inflationsrate von 15 % scheint hoch gegriffen, aber Werte in der Nähe von 10 % wären keine Überraschung angesichts der Tatsache, dass mehr als die Hälfte des Weges bereits zurückgelegt wurde.

Gleichzeitig wird das Wachstum ins Straucheln geraten. Es wird keine Rückkehr zur Normalität nach der Corona-Krise geben: Wir sind noch nicht fertig mit dem Virus, man spricht von der fünften Welle und erwartet eine sechste, siebte… Aufgrund der Inflation, die die Kaufkraft angreift, wird der Konsum nicht besonders dynamisch sein. Die Stagflation ist zurück, die wir seit den 1970-er Jahren für längst überwunden hielten!

Wir wollen eine Vorhersage für 2022 oder 2023 hinzufügen: Bankenpleiten. Den an den Finanzmärken aktiven Banken gelingt es noch immer Gewinne einzufahren, aber die reinen Depotbanken leiden schrecklich. Das von ihren Kunden hinterlegte Geld bringt infolge des Nullzinses nichts mehr ein. Mit der wieder aufflammenden Inflation werden die Bankkunden zudem zu Verlierern, wenn sie das Geld auf dem Konto lassen, und werden sich womöglich anderswo umschauen (Aktien, Immobilien, Kryptowährungen und natürlich physisches Gold). Wir bemerken bereits erste Anzeichen: Die Depotbanken schließen ihre Filialen im Ausland (die niederländische ING zieht sich aus Frankreich zurück, die deutsche Neobank N26 aus den USA etc.) Sie verschaffen sich damit lediglich etwas Zeit, denn ihr Geschäftsmodell ist inhärent mangelhaft.

Stagflation, Risiken im Bankensektor, die x-te Corona-Welle… das Jahr 2022 kündigt sich nicht besonders ermutigend an.

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