In Moskau soll eine neue Goldhandelsbörse in Konkurrenz zu den tonangebenden Märkten in London und New York entstehen. Die Besonderheit: Derivate sollen nicht zugelassen werden, so dass keine Manipulation des Preises stattfinden kann. Der Marktbeobachter Sebastian Hell betrachtet die Hintergründe in einem aktuellen Video und geht der Frage nach, ob dies als Vorbereitung zur Etablierung eines Goldstandards gesehen werden kann.
Die geplante Goldbörse wertet Sebastian Hell als Antwort auf das Einfrieren der Devisenreserven der russischen Zentralbank und die Sanktionierung des russischen Goldhandels durch westliche Staaten. Besonders interessant ist diese Entwicklung, weil Russland weltweit der zweitgrößte Goldproduzent nach China ist. Nachdem den russischen Scheideanstalten die LBMA-Zertifizierung für ihre Barren entzogen wurde, soll zusammen mit dem neuen Handelsplatz, der Moscow International Precious Metals Exchange, nun auch ein gleichwertiger Handelsstandard eingeführt werden, der Moscow World Standard. Zudem soll ein Preiskomitee einen Referenzpreis ausgeben, analog zum Londoner Goldpreis-Fixing.
In diesem Zusammenhang wirft Russland den weltweit größten Goldhandelsplätzen in New York und London Preismanipulationen vor, die in Moskau nicht möglich sein sollen. Dort soll offiziellen Angaben zufolge nur physisches Gold gehandelt werden, nicht jedoch Futures oder andere Derivate. Eine transparente Preisbildung könnte ein Anreiz für andere Länder darstellen, die neue Börse zu nutzen.
Eine eigene Goldbörse von Russland in Kooperation mit China und anderen Ländern könnte nach Ansicht von Sebastian Hell zudem als Vorstufe für einen Goldstandard oder teilgedeckten Goldstandard fungieren. Aktuell hätte Russland bei Einführung eines Goldstandards das Problem, dass das größte Handelsvolumen und die Preisbildung in London und New York stattfinden. Im Rahmen eines Wirtschaftskrieges könnte der Goldpreis dort nach unten manipuliert werden, um die russische Währung zu entwerten. Mit einer international anerkannten Goldbörse und einem Referenzpreis im eigenen Land ließe sich ein solches Währungsprojekt dagegen besser umsetzen.
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