Ray Dalio, der  Gründer des weltgrößten Hedgefonds Bridgewater, unterscheidet bei Staaten zwischen kleinen und großen Schuldenzyklen, wobei die „kleinen“ Schuldenzyklen die regelmäßigen Krisen der letzten Jahrzehnte darstellen: Dotcom-Krise, Finanzkrise, Corona-Krise. Diese können von den Zentralbanken relativ gut abgefedert werden und die Wirtschaft erholt sich anschließend wieder. Dem Marktveteranen zufolge sind die kleinen Zyklen eingebettet in große, langfristige Schuldenzyklen von etwa 70 Jahren, die „am Ende immer in einem Systemzusammenbruch münden.“

Der aktuelle große Schuldenzyklus begann in Europa und den USA nach dem Zweiten Weltkrieg, d. h. er dauert bereits seit über 70 Jahren an. Die erste Phase des langen Schuldenzyklus ist durch das Bezahlen mit harter Währung charakterisiert, beispielsweise mit Gold- und Silbermünzen oder mit dem US-Dollar, auf den heutzutage typischerweise zurückgegriffen wird, wenn die Währung eines Schwellenlandes zusammenbricht. In der zweiten Phase folgt dann die Forderung auf das harte Geld: Nach dem Zweiten Weltkrieg war dies der Goldstandard im Rahmen des Bretton-Woods-Systems. Daran schließt sich die Phase der Verwässerung an, bevor die (Gold-)Deckung der Währung schließlich ganz aufgegeben wird. Dies geht nahtlos in die fünfte Phase des Schuldenzyklus über: Die Fiatgeld-Phase, in der alle Währungen ungedeckt sind und nur auf dem Vertrauen in die Zentralbanken basieren. In dieser Phase befinden wir uns heute.

Die sechste und letzte Phase des langen Zyklus ist der Zusammenbruch des Geldsystems, zu dem es kommt, wenn das Vertrauen in die Währungen zerstört ist. In den Schwellenländern sind der Dollar und der Euro zurzeit die typischen Fluchtwährungen, in Europa und den USA würde ein solcher Vertrauensverlust jedoch einen massenhaften Umtausch von Geld in Sachwerte wie Immobilien, Edelmetalle und Aktien bedeuten. Ab diesem Punkt könne der große Schuldenzyklus auch von den Zentralbanken nicht mehr gemanagt werden.

Zwar gäbe es durchaus Möglichkeiten, das Vertrauen in die Währungen immer wieder zu stärken und den Zusammenbruch zu verhindern. Allerdings ist eine Rückkehr zum Goldstandard unter heutigen Bedingungen kaum vorstellbar und selbst ein einfacher Schuldenabbau wäre mit äußerst unpopulären Einschnitten wie Steuererhöhungen oder staatlichen Sparmaßnahmen verbunden. Der Zusammenbruch werde in unserem überschuldeten System früher oder später kommen – auf einen Zeitpunkt will sich Ray Dalio jedoch nicht festlegen.

Die Lösung: breit diversifizierte Anlagen in Sachwerten. Ray Dalio und Sebastian Hell empfehlen einen Anteil des eigenen Portfolios in Edelmetalle zu investieren, da diese eine schlechte Entwicklung anderer Assets im Krisenfall abfedern können und auch einem Zusammenbruch des Währungssystems unbeschadet überstehen. Darüber hinaus seien auch andere Sachwerte wie Immobilien und Unternehmensanteile empfehlenswert, vorausgesetzt man ist breit aufgestellt.

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