Wir sind in der Inflation angelangt, das ist mittlerweile für alle offensichtlich, selbst für diejenigen, die es lange Zeit geleugnet haben: die monetären und politischen Entscheidungsträger, die nun zusehen müssen, wie ihr Lieblingsspielzeug kaputtgeht (Finanzierung über Haushaltsdefizite, ohne dass es wehtut). Letztere glauben noch immer, dass es sich um eine vorübergehende Phase handeln wird. Ein Witz! Ausdauernde Kräfte sind am Werk: Die Druckerpresse, die seit dem Beginn der Coronakrise nicht mehr stillsteht, die Nullzinsen, die extrem teure Energiewende und die Rohstoffproduzenten, die den unverhofften Glücksfall nutzen und ihre Preise erhöhen. Auch die Preise für Elektroautos steigen weiter, obwohl sie bereits sehr kostspielig sind und hohe Subventionen benötigen. Wie wird dieses wirtschaftliche Modell überleben, ohne den Staatshaushalt zu stark zu belasten?

Kurz gesagt ist die Inflation gekommen, um zu bleiben. Daher stellt sich nun die folgende Frage: Könnte sie sich zur Hyperinflation ausweiten? In den USA hat die Notenbank Fed eine erneute Straffung der Geldpolitik mittels einer progressiven Anhebung ihrer Leitzinsen angekündigt. Diese Zinserhöhung ist noch keineswegs gesichert, weil die öffentliche und die private Verschuldung ein solches Niveau erreicht hat, dass es zu einer Solvenzkrise kommen könnte, doch der Wille ist zumindest vorhanden. Vergessen wir dabei nicht, dass das Ende der Nullzinspolitik nur einen der Gründe für die Inflation beseitigen würde, wie wir in früheren Beiträgen erklärt haben

Auch die EZB kündigt nun eine kommende Zinserhöhung an, wirkt dabei aber viel weniger überzeugend. Zudem zeichnet sich ein für die Eurozone spezifisches Risiko ab, das die Pläne in Gefahr bringt:

 

Muss die EZB zur Hilfe eilen? Italiens Anleiherenditen steigen weiter. Die der 10-jährigen Staatsanleihen erhöhen sich auf 3,4 %, der höchste Wert seit 2018.

 

Die Zinsen der italienischen Staatsschulden klettern bedrohlich: Seit ihrem Tief Mitte 2021 haben sie sich um drei Punkte erhöht, ein enormer Anstieg. Wenn der italienische Staat Finanzierungsprobleme bekommt, gerät die gesamte Gemeinschaftswährung ins Wackeln! Zudem bedeuten Risiken auf Staatsebene auch Risiken für das Bankensystem und es ist allgemein bekannt, dass die italienischen Banken schon seit Langem in einer schlechten finanziellen Lage sind.

Eine Schuldenkrise in Italien und Griechenland wie im Jahr 2011, und möglicherweise auch in Spanien, Portugal und Frankreich würde alle zaghaften Bestrebungen der Frankfurter Institution, zur Normalität zurückzukehren, sofort zertrümmern. Nach dem Gelddrucken im Zuge der Corona-Krise wäre die EZB gezwungen, die Druckerpressen erneut anzuwerfen, um die Implosion der Eurozone zu verhindern. In diesem Fall würden wir tatsächlich direkt in die Hyperinflation steuern. Wir dürfen nicht vergessen, dass das Gelddrucken zusätzlich zur Verteuerung der Rohstoffpreise und der sehr kostenintensiven Energiewende hinzukommen würde.

Jährliche Inflationsraten von 50 % oder 70 %, wie wir sie in der Türkei oder in Argentinien erlebt haben, würden dann auch das tägliche Los der Europäer. Dies wäre eine Katastrophe, die den Euro selbst in Frage stellen und eine Rückkehr zu den nationalen Währungen ankündigen würde, unserer Meinung nach angefangen bei Deutschland.

Die USA müssen sich nicht mit einer derartigen Heterogenität auseinandersetzen und die internationale Nachfrage nach dem Dollar schützt sie vor exzessivem Gelddrucken. Sie besitzen zudem beträchtliche Ressourcen an Energierohstoffen. (Wenn die Kraftstoffpreise steigen, leiden auch die amerikanischen Verbraucher, aber die lokalen Produzenten profitieren und das Volkseinkommen bleibt unterm Strich stabil, während in Europa Geld ins Ausland abfließt.) Die Vereinigten Staaten haben unserer Einschätzung nach daher kein großes Risiko für eine Hyperinflation.

In Europa muss man dieses Szenario dagegen sehr ernst nehmen. Wir sind nur einen Schritt, d. h. eine staatliche Schuldenkrise, davon entfernt. Und diese beginnt sich bereits anzudeuten…

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