In die Tonne mit den Theorien über die Schwächung des US-Dollars und seinen Verlust an internationalem Einfluss. Er triumphiert, auf olympische Weise! Zu diesem Schluss kommt man anhand des „Dollar-Index“ (DXY), der die Stärke der Währung im Verhältnis zu anderen führenden internationalen Devisen misst (dem Euro, gewichtet mit 57,6 %, dem Yen mit 13,6 %, dem britischen Pfund mit 11,9 %, dem kanadischen Dollar mit 9,1 % der schwedischen Krone mit 4,2 % und dem Schweizer Franken mit 3,6 %). Seit Anfang 2021 kennt die Währung von Uncle Sam nur eine Richtung: nach oben.
Nichts kann dem Dollar aktuell widerstehen, weder Bitcoin noch Gold. Der Preis des gelben Metalls hat seit März angesichts des starken Dollars deutlich nachgegeben:
Es wäre jedoch ein Fehler, sich deshalb von Gold abzuwenden, denn in Euro hat sich der Kurs gut gehalten und zeigt, dass das Metall hervorragenden Schutz bietet:
Der Unterschied zwischen den beiden Charts erklärt sich durch den Rückgang des Euros gegenüber dem Dollar. In Europa, im Euroraum, ist der Kauf von Gold nach wie vor höchst ratsam, insbesondere wenn man es mit anderen traditionellen Assets wie Aktien und Immobilien vergleicht, die aktuell Verluste verbuchen.
Doch sollte man nun alle Anlagen verkaufen und auf den Dollar umsatteln? Wird die US-Währung das neue Star-Investment? Nicht so schnell. Zuerst muss man verstehen, warum der Dollar so unverschämt gut in Form ist, und ob das anhalten wird.
Dass die Währung nun zu neuen Höchstleistungen aufläuft, erklärt sich selbstverständlich durch die Anhebung des Leitzinses durch die US-Notenbank Fed: Diese hat nunmehr einen Zinskorridor von 3-3,25 % beschlossen. Doch damit nicht genug. Jerome Powell betont, dass weitere Zinsschritte folgen werden und fügt hinzu, dass die Bilanz der Notenbank zudem sinken wird. Die Zeiten des Gelddruckens sind vorbei. Erklärtes Ziel ist es, die Inflation zu besiegen, auf die Gefahr hin, dies mit einer Rezession zu bezahlen. „Es gibt keine schmerzlose Lösung zur Senkung der Inflationsraten. Wir benötigen einen Anstieg der Arbeitslosigkeit“, hat der Präsident der Fed erklärt.
Kann dieser entschlossene Kurs Bestand haben? Eine Anhebung der Leitzinsen lässt auch die Zinskosten der verschuldeten Akteure steigen, allen voran der Staat, der keine großen Anstrengungen unternimmt, um sein Haushaltsdefizit zu reduzieren. Nach Angaben des Congressional Budget Office (CBO) wird die US-Regierung 2022 400 Milliarden $ allein für Zinszahlungen aufwenden, was bereits mehr als „8 % aller staatlichen Einnahmen entspricht. Das sind 3000 $ pro Jahr und Haushalt.“ Der Immobilienmarkt, der auf Kreditvergabe basiert, wird ebenfalls darunter leiden. Gleiches gilt für die Börse. Nouriel Roubini erwartet eine „schwere, lange und schreckliche“ Rezession und einen Einbruch der Aktienkurse um 40 %.
Wird die Fed an ihrer rigorosen Strategie festhalten? Die Geschichte ist nicht auf ihrer Seite, wie dieser Analyst anmerkt. Seit der Subprime-Krise haben sich alle Vorhersagen einer Bilanzverkürzung systematisch als falsch erwiesen:
„Eine meiner Lieblingsgrafiken.
„Wir reduzieren die Bilanz“, riefen sie in die Leere – nur, um sie anschließend schnell auszuweiten.
Die Fed kann ihre Bilanz nicht langfristig deutlich kürzen, ohne dass dabei etwas kaputtgeht und sie anschließend als Käufer letzter Instanz einspringen muss.“
One of my favorite charts.
— Joe Consorti ⚡ (@JoeConsorti) September 19, 2022
"We're tapering" they shouted into the void - only to swiftly run up the balance sheet.
The Fed can't meaningfully taper for very long without breaking something and subsequently becoming the buyer of last resort. pic.twitter.com/QknAYiSbxe
Der Analyst schlussfolgert, dass die Fed „ihre Bilanz nicht langfristig deutlich kürzen kann, ohne dass dabei etwas kaputtgeht und sie anschließend als Käufer letzter Instanz einspringen muss.“ Wird es diesmal anders sein? Wenn nicht, was wird „kaputtgehen“? Der Dow Jones? Der Immobilienmarkt? Die staatliche Schuldenlast? Die Verschuldung ist in der gesamten Wirtschaft so hoch, dass überall Risiken lauern. Also nein, Dollar zu kaufen ist vielleicht nicht die beste Idee.
Die Stärke des Dollars hebt sich sicherlich von den anderen großen Währungen ab, doch alle Papierwährungen sind von der heimtückischen Krankheit Inflation befallen. Dem Dollar geht es im Moment noch gut, doch wie es treffend heißt: „Unter den Blinden ist der Einäugige König.“
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