Digitales Zentralbankgeld (oder CBDC, für Central Bank Digital Currency) macht von sich reden und die meisten Notenbankchefs deuten in diesem Zusammenhang auf mehr oder weniger konkrete Projekte hin. Für sie geht es darum, sich nicht von Kryptowährungen oder von Apps zur leichten Abwicklung von Geldtransfers (wie Lydia in Frankreich) deklassieren zu lassen, aber auch darum, Sofortüberweisungen per Smartphone zu ermöglichen. Das ist die Anfangsidee. Weitere Ambitionen, die weit seltener offen zugegeben werden, bestehen darin, Bargeld überflüssig zu machen und alle Transaktionen der Bürger nachverfolgen zu können, um gegen Schwarzarbeit vorzugehen (und gegen Terrorismus, ein unschlagbares Argument). Man schreibt den Befürwortern sogar den Willen zu, Geld programmierbar zu machen, was technisch durchaus möglich ist („Sie haben Ihre CO2-Quote ausgeschöpft, Sie können keine weiteren Flugtickets kaufen.“)

Aktuell ist jedoch schwer vorstellbar, wie das digitale Zentralbankgeld zirkulieren könnte. Da es anderer Natur ist als die übliche Währung, wäre es parallel im Umlauf, in einem anderen System. Und da es von der Zentralbank selbst garantiert wird, hätte dieses Geld zudem einen höheren Wert als das Ihrer Bank, die schließlich bankrottgehen kann. Im Mai 2022 hat daher ein Zusammenschluss amerikanischer Geschäftsbanken (American Bankers Association) Position gegen das Projekt des digitalen Dollars der Fed bezogen und erklärte, dass „die Einführung eines digitalen Zentralbankgeldes die wichtige Rolle zu untergraben droht, die die Banken als finanzielle Mittler spielen“ (CoinTelegraph). Falls Zweifel an der Stabilität einer Bank aufkommen, könnten die Einleger tatsächlich leicht einen Bank Run auslösen, indem sie ihre Einlagen in digitale Dollar umwandeln, die von der Fed verwahrt werden. Ohne die Einlagen hätte die Bank nicht die geringste Überlebenschance.

Um die Befürchtungen der Banken zu entkräften, hat die EZB-Vorsitzende Christine Lagarde erklärt, dass Privatkonten für digitale Euros auf 3000 Euro begrenzt wären. Doch was geschieht, wenn diese Obergrenze bereits erreicht ist, und Sie eine Überweisung erhalten? Würde diese blockiert? Oder müssten Sie schnell einen Teil Ihrer digitalen Euros in klassische Euros umwandeln? Wie sollte eine solche Komplexität von Privatpersonen, Händlern, Unternehmen und Banken gemanagt werden, die doch der Einfachheit, welche eine gemeinsame Währung mit sich bringt, völlig zuwiderläuft?

Das ist nicht haltbar. Unserer Einschätzung nach verfolgen die Zentralbanken ein Projekt von ganz anderen Dimensionen: das digitale Zentralbankgeld soll die einzige Währungsform werden. Keine Verwirrung zwischen den beiden Versionen des Euro oder des Dollar, keine Gefahr von Bank Runs, aber dafür die Möglichkeit, sämtliche Transaktionen nachzuverfolgen, da das Bargeld schrittweise verschwindet. Zudem bietet sich die Möglichkeit – das wird später kommen – das Geld zu programmieren (selbstverständlich zur Terrorbekämpfung, zur Umsetzung der Energiewende, zur Einführung von Negativzinsen, um Konsum zu erzwingen und die Wirtschaft anzukurbeln etc. An Ideen wird es nicht mangeln.)

Die Kommunikation der Notenbanken zu den laufenden Projekten für digitales Zentralbankgeld stellt eine erste Sondierung dar, mit der die Reaktionen geprüft werden. Später wird es ganz selbstverständlich einfacher erscheinen, sich auf eine einheitliche Währung festzulegen. Wir verwenden ja ohnehin bereits fast ausschließlich Digitalgeld. Was würde ein weiterer Schritt in diese Richtung (die Zentralisierung aller Transaktionen durch die Zentralbank, nicht nur Ihre Bank) denn groß ändern? Das Geld wird programmierbar? Sie verlieren die Freiheit, Ihr Geld so zu verwenden, wie Sie wollen? Nein, das wird man Ihnen nicht sofort sagen…

 

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