Die lange Geschichte des Goldmarkts liefert eine beträchtliche Datenbasis und bietet folglich umfassendes Analysepotenzial. In diesem Beitrag konzentrieren wir uns auf die Statistiken des Goldkurses ab 1968, d. h. über einen Zeitraum von mehr als 50 Jahren. Die Untersuchung der statistischen Daten des Goldpreises legt nahe, dass das gelbe Metall seinen sehr langfristigen Aufwärtstrend mit Leichtigkeit fortsetzen sollte.
Verteilung der Goldpreisschwankungen
Wie die Kurse aller anderen Vermögenswerte auch, kann sich der Goldpreis nach oben oder nach unten entwickeln. Wenn wir die Verteilung all seiner prozentualen Schwankungen grafisch darstellen, erhalten wir eine fast symmetrische Verteilungskurve, d. h. sie kann mit den Mitteln der Statistik beschrieben werden. Die folgende Grafik umfasst alle Bewegungen des Goldkurses auf Tagesbasis zwischen 1968 und 2021.
Aus den fast 14.000 täglichen Kursdaten seit 1968 ergibt sich eine relativ gleichmäßige Verteilung. Die Grafik zeigt unns, dass die meisten täglichen Kursschwankungen von Gold im Bereich von +0,03 % liegen. Der Mittelwert der täglichen Kursbewegungen seit 1968 liegt bei 0,035 %. Dies entspräche theoretisch einer durchschnittlichen Jahresperformance von +13,7 %, wenn man die Tagesperformance über diesen Zeitraum addiert. Infolgedessen wäre 2021 im Schnitt ein Goldpreis von rund 1900 $ zu erwarten, was auch der Fall zu sein scheint.
Abgesehen vom Beweis, dass Gold zu allen Zeiten ein strukturell gewinnbringender Vermögenswert ist, zeigt die Grafik auch, dass der Goldpreis sehr stabil ist. Die starke Neigung der Kurve illustriert, dass das gelbe Metall nur eine geringe Volatilität aufweist. Mehr als zwei Drittel aller täglichen Kursbewegungen liegen zwischen -1,19 % und +1,26 %. Zum Vergleich: Beim Bitcoin liegen zwei Drittel der Kursschwankungen zwischen -3,88 % und +4,5 %, beim Dow Jones zwischen -0,45 % und +1,75 %. Gold ist damit 10 % volatiler als der Dow Jones, während Bitcoin 3,5-mal so volatil ist wie Gold! Nichtsdestotrotz bemerken wir, dass Gold weniger anfällig für starke Kursschwankungen ist als der Dow Jones.
Konsekutive Schwankungen des Goldpreises
Die nächste Grafik nimmt die täglichen Kursbewegungen t (x-Achse) wieder auf und setzt sie ins Verhältnis zu den Kursbewegungen am jeweils nächsten Tag t+1 (y-Achse). Es ergibt sich ein sehr homogenes Bild mit einer Konzentration in der Mitte, das die langfristige Stabilität des Goldpreises bestätigt. Statistisch gesehen führt eine Zunahme der Volatilität zu stärkeren Kursbewegungen im Tagesvergleich und damit zu Abweichungen von der in der Grafik erkennbaren Mitte.
Die größten Abwärtsbewegungen des Kurses wurden 1980 verzeichnet. Die stark schwankenden Zinsen und Inflationsraten führten logischerweise zu stärker ausgeprägten Kursbewegungen. Die schlechteste Tagesperformance zeigte der Goldpreis im Januar 1980 (-14 %) und im März 1980 (-12 %). In meinem Buch über Gold und Silber [erhältlich auf Französisch, Anm. d. Red.] bin ich darauf eingegangen, dass die zyklische Entwicklung des Goldpreises infolge der Diskrepanz zwischen den Inflationszyklen und den Wachstumszyklen ebenfalls volatiler wurde.
Absolute Differenz der täglichen Goldpreise
Im Gegensatz zu den meisten anderen Assets bewahrt Gold bei seinen Preisschwankungen eine gewisse Stabilität. Die obenstehende Grafik veranschaulicht die absolute Preisdifferenz (in Dollar) zwischen zwei Handelstagen. Wir bemerken die erhöhte Instabilität der Preise im Zeitraum zwischen 1979 und 1981. Anschließend blieben die täglichen Kursschwankungen bis zum Beginn der 2000-er Jahre sehr gering. Wie andere Aktiva auch, ist der Goldpreis durch die zyklische Natur der Schwankungen geprägt.
Wenn wir die Schwankungen der täglichen Preisdifferenzen von Gold grafisch darstellen, erhalten wir eine noch präzisere Verteilung als die vorherige, d.h. die täglichen Preisdifferenzen folgen besonders regelmäßigen Gesetzmäßigkeiten.
Schwankungsindikator
Eine Methode, um Zeiträume zu ermitteln, die statistisch gesehen günstig für den Kauf oder Verkauf von Gold sind, ist es, die Summe der vorhergegangenen Kursschwankungen zu bilden. Je mehr vergangene Tage diese Summe umfasst, desto stärker wird der Indikator kanalisiert und desto bessere langfristige Kauf- und Verkaufssignale liefert er.
Die obenstehende Grafik stellt die kumulierten täglichen Kursschwankungen der jeweils letzten 180 Tage dar. Sie bestätigt unsere Analyse, dass sich der Goldpreis langfristig weiterhin gut entwickeln sollte. Tatsächlich zeigen die kumulierten Preisdifferenzen, dass Gold von einem statistischen Potenzial profitiert. Zwar sind normale Korrekturphasen durchaus möglich, doch die Tatsache, dass der statistische Indikator von wichtigen Unterstützungslinien getragen wird, begrenzt das Risiko eines starken langfristigen Preiseinbruchs deutlich (sagen wir auf beispielsweise 1500 $). Der Indikator hat auch die Trendwende im August 2020 sowie frühere Wendepunkte eingerahmt.
Im Endeffekt ist Gold ein stabiler, ewiger Vermögenswert. Seine Volatilität ist im Vergleich mit anderen Finanzwerten äußerst gering und extreme Kursschwankungen sind sehr selten. Im Gegensatz zu den meisten anderen Aktiva weisen die absoluten Preisschwankungen bei Gold eine ausgeprägte Stabilität und Regelmäßigkeit auf. Schließlich deutet auch die Analyse der statistischen Stärke der Trendumkehr über 180 Tage darauf hin, dass Gold derzeit nicht überbewertet ist. Die jüngste Korrekturphase seit Sommer 2020 hat den starken Aufwärtstrend des Goldpreises beendet, doch sie ermöglicht ihm die Rückkehr in seinen statistischen Normbereich und damit die fortgesetzte langfristige Outperformance gegenüber den Währungen.
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