In diesem erfrischend faktenorientierten Bericht wirft Ronald Stöferle, Berater von Matterhorn Asset Management (MAM), einen tieferen Blick auf den falschen „Ökokrieg“ um Gold.
In einer Welt stetig wachsender öffentlicher Narrative, die im absoluten Widerspruch zur transparenten Realität stehen (vom „Krieg Putins“ bis zur „vorübergehenden Inflation“), sollte es niemanden überraschen, dass der aktuelle ESG-Fokus und die „Armee der Grünen Revolution“ des woken Westens jenes eine Edelmetall ins politische Visier nehmen, das als die größte Bedrohung für ein sterbendes Fiat-Währungssystem gilt: Gold. Großspurig und mit kühnen Behauptungen hat das globale Umweltregime einen unaufrichtigen Frontalangriff auf den Goldbergbau (und damit auf Gold) gestartet, der praktischerweise mit ökologischen Bedrohungen gerechtfertigt wird.
Sehr praktisch…
Glücklicherweise bietet Ronald Stöferle mit seiner Analyse der Verwendungs-/Verbrauchszahlen von Gold, der CO2-Eckdaten sowie ökologischer Vergleiche mit konventionellen Fiat-Währungen einen wesentlich stärker faktengestützten (anstatt politisch aufgeladenen) Kontext zu diesem ansonsten fingierten Krieg gegen das wertvollste Metall der Geschichte.
5 Gründe, warum Gold grün ist
Auch in der Goldbranche ist ESG mittlerweile in aller Munde. Hinter dem Buchstabenkürzel ESG verbirgt sich das Bestreben, Unternehmen zu einer ökologischeren, sozialeren und verantwortungsvolleren Unternehmensführung zu motivieren. Einschlägige ESG-Ratings sollen dem Investor und der Zivilgesellschaft die Möglichkeit geben, den Fortschritt in diesem Bemühen verfolgen und die branchenbesten Unternehmen identifizieren zu können.
Doch es greift zu kurz, Nachhaltigkeit auf diese einschlägigen ESG-Ratings zu beschränken. Schließlich bewerten die Ratings nur die Minenunternehmen, nicht aber etwa die Edelmetalle selbst. Unter dieser beschränkten Sicht auf Nachhaltigkeit leidet Gold besonders. So wird etwa über die Goldförderung meist in einem negativen Kontext berichtet. Unmenschliche Arbeitsbedingungen in einigen Goldminen in Afrika oder die Umweltbedrohung durch Cyanid-Kontamination stehen im Fokus dieser Berichterstattung.
Das Aufspüren derartiger Verfehlungen ist zweifelsohne berechtigt und wichtig. Dass derartige Nachrichten umweltbewusste oder sozial engagierte Anleger von einer Investition in das gelbe Metall vollständig abhalten, ist jedoch eine überschießende Reaktion. Es mag auf den ersten Blick überraschend klingen: Insbesondere umweltbewusste Anleger sollten auf Gold als Anlageinstrument setzen. Denn Gold ist grün, weil
- Gold gebraucht und nicht verbraucht wird
- CO2-Emission nur bei der relativ unbedeutenden Förderung von neuem Gold anfallen
- Gold vielseitig einsetzbar ist
- viele andere Rohstoffe ökologisch deutlich schlechter abschneiden
- gerade auch Fiat-Geld eine schlechte Umweltbilanz aufweist.
1. Gold wird gebraucht und nicht verbraucht
In der öffentlichen Debatte sind aktuell verkürzte Darstellungen sehr en vogue. Elektroautos gelten als klimafreundlich, weil der Betrieb im Unterschied zu Autos mit Verbrennermotoren keine Emissionen verursacht. Etwaige zusätzlichen Emissionen und Umweltbelastungen bei der Stromproduktion sowie bei der Herstellung und der Verschrottung des Autos anfallen, bleiben unberücksichtigt. Dabei sollte für eine ökologische Bewertung ausschließlich die Gesamtbetrachtung über den gesamten Lebenszyklus relevant sein. Und in dieser Betrachtung ist Gold wegen seiner elementaren Eigenschaften, des Förderprozesses und seiner Wertbeständigkeit in der Tat das nachhaltigste Metall der Welt.
Seit mehr als 7.000 Jahren wird Gold gefördert. In diesem Zeitraum wurden über 205.000 Tonnen produziert, was der Größe von rund 3,5 olympischen Schwimmbecken entspricht. Mehr als die Hälfte davon wurde seit den 1950er-Jahren abgebaut. Für die Nachhaltigkeit und den ökologischen Fußabdruck von Gold entscheidend ist, dass praktisch das gesamte jemals geförderte Gold nach wie vor verwendet wird. Bei jedem Goldschmuck, bei jeder Goldmünze, bei jedem Goldbarren besteht eine gewisse Chance, dass ein Teil davon bereits seit vielen Jahrhunderten, vielleicht sogar Jahrtausenden genutzt wird. Im Unterschied zu Verbrauchsgütern wie Nahrungsmitteln, Gebrauchsgegenständen, aber auch Immobilien wird Gold nicht verbraucht, sondern lediglich gebraucht.
Daher fällt die Neuförderung von Gold in einer Gesamtbetrachtung kaum ins Gewicht. Das Stock-to-Flow-Ratio bildet dieses Verhältnis von Neuförderung (Flow) zu Gesamtbestand (Stock) ab. Der aktuelle Wert von rund 58 besagt, dass die bereits existierende Menge an Gold 58-mal so groß ist wie die Neuförderung. Anders gesagt, die jährliche „Inflationsrate“, also das Wachstum des weltweiten Goldbestandes im Vergleich zur bereits geförderten und weiter genutzten (!) Menge, ist gering und relativ stabil. Sie schwankt zwischen 1,2% und maximal 2,4%.
Als Edelmetall zeichnet sich Gold dadurch aus, dass es chemisch nicht mit Luft oder ihren Komponenten wie Sauerstoff, Kohlendioxid und anderen Gasen reagiert. Das schützt Gold davor, seinen Glanz zu verlieren. Gold bleibt daher in seiner reinsten Form ewig erhalten. Das macht es zum perfekten Investmentvehikel, das von Generation zu Generation weitergereicht werden kann. Die sozialen und ökologischen Kosten der Goldförderung können folglich auf eine fast unendliche lange Zeitspanne aufgeteilt werden, was sie gegen null konvergieren lässt. Die Beständigkeit von Gold hat auch zufolge, dass Gold nie als Müll entsorgt werden muss. Niemand wird Gold freiwillig wegwerfen, sondern es gewinnbringend recyceln wollen.
2. Bedeutsame CO2-Emissionen fallen bei Gold nur bei der Förderung an
Der aktuell starke Fokus auf die Eindämmung der CO2-Emissionen zur Bekämpfung des Klimawandels sollte ebenfalls dazu führen, dass Gold bei Investoren und Anlegern mehr Aufmerksamkeit erhält. Denn Gold ist ein ausgesprochen CO2-freundliches Metall und Investment.
Bei der Zurechnung der CO2-Emissionen werden drei verschiedene Quellen unterschieden. Scope 1 erfasst jene klimaschädlichen Emissionen, die im eigenen Unternehmen freigesetzt werden. Unter Scope 2 werden jene Emissionen verbucht, die durch die Energielieferanten des Unternehmens verursacht werden. Unter Scope 3 werden schließlich jene Emissionen dokumentiert, die in der vor- und nachgelagerten Lieferkette anfallen.
Bei vielen Produkten entsteht der Gutteil der Emissionen in den vor- und nachgelagerten Lieferketten, d. h. Scope 3. Die Scope-3-Emissionen von Goldminenunternehmen sind jedoch nahezu vernachlässigbar, da ein Goldbarren nur sehr selten weiterverarbeitet wird. Darüber hinaus sind die Scope-1- und Scope-2-CO2-Emissionen pro produzierter Unze Gold bei großen Betrieben extrem niedrig.
Der Vergleich mit anderen Rohstoffen macht sicher. Die Produktion von Aluminium verbraucht pro US-Dollar-Produktionswert fast 11-mal so viel CO2, jene von Stahl mehr als das 5,5fache, Kohle fast das Dreifache und Zink mehr als das Doppelte. Kupfer bewegt sich in der Region von Gold, Blei leicht darunter, während Eisenerz mit rund zwei Drittel weniger Emissionen deutlich CO2-freundlicher ist. Allerdings fallen beim Goldrecycling 90% weniger CO2-Emissionen an als bei der Goldförderung und etwa 25% des jährlichen Goldbedarfs werden allein durch Recycling gedeckt.
Hinzu kommt, dass bereits gefördertes Gold keine zusätzlichen Emissionen herbeiführt, da diese ausschließlich beim Abbau und der Raffination des Goldes entstehen. Gold wird eben gebraucht und nicht verbraucht. Folglich verursacht auch der Besitz von physischem Gold keine Emissionen. Lediglich bei der Weiterverarbeitung von Gold zu Schmuck und der industriellen Nutzung von Gold wird ein klein wenig zusätzliches CO2 emittiert. Im Zeitverlauf wird physisches Gold die Emissionsintensität eines Portfolios folglich immer weiter reduzieren.
3. Gold macht ein Portfolio grüner
Folglich verringert eine Erhöhung des Goldanteils im Portfolio eines Anlegers den CO2-Fußabdruck und die Emissionsintensität des Gesamtportfolios beträchtlich. Bei einem Portfolio, das zu 70% aus Aktien und zu 30% aus Anleihen besteht, mindert eine 10%-Gold-Allokation die Emissionsintensität um 7%. Ein Goldanteil von 20% reduziert die Emissionen um 17%, so die Berechnungen des World Gold Council in seiner lesenswerten Studie „Gold and climate change – Decarbonising investment portfolios“.
4. Fiat-Geld schädigt Klima und Umwelt
Fiat-Währungen haben andererseits große Auswirkungen auf die Umwelt. Weltweit sind ungefähr 1,5 Billionen Münzen mit einem Gesamtgewicht von geschätzten 5,25 Millionen Tonnen im Umlauf, die im Wesentlichen aus Nickel, Kupfer und Stahl bestehen. An Banknoten waren 2018 rund 576 Milliarden im Umlauf. Jahr für Jahr werden rund 150 Milliarden neue Banknoten in Umlauf gebracht. Das entspricht einer Stock-to-Flow-Ratio von nicht einmal 4. Oder anders ausgedrückt: Eine Banknote hat eine Lebenserwartung von gerade einmal 4 Jahren.
Die Umweltschäden, die solche enormen Mengen an Baumwolle, Wasser, Tinte und Polymeren sowie Metall laufend verursachen, sind enorm, speziell im Vergleich zu den 205.000 Tonnen Gold, die bisher gefördert wurden.
Daher stellt sich die mehr als berechtigte Frage, ob unser derzeitiges Fiat-Geldsystem als nachhaltig einzustufen ist – und das in zweifacher Weise: zum einen nachhaltig im Sinne der ökologischen Verträglichkeit, zum anderen nachhaltig im ökonomischen Sinn. Denn die vernachlässigbaren Grenzkosten der Papiergeldproduktion ermuntern zu einer exzessiven Ausweitung der Geldmenge, die sowohl ökologische als auch ökonomische Verwerfungen nach sich zieht.
5. Gold ist vielseitig einsetzbar
Gold ist auch aufgrund weiterer Eigenschaften sehr nachhaltig. Die spezifische Dichte und Verformbarkeit macht Gold zur perfekten Währung. Es kann zum Transport einer großen Wertmenge auf engstem Raum dienen oder es kann zu hauchdünnem Blattgold gehämmert werden, das nicht einmal einen Mikrometer dick ist. Es stand schon vor Jahrtausenden hoch im Kurs und ist auch heute noch die erste Wahl der Zentralbanken. Im Unterschied zu einer Papierwährung muss man Goldreserven nicht aufstocken, um die Kaufkraft zu erhalten, denn Gold ist vor Inflation weitgehend gefeit.
Fazit
Bei näherem Hinsehen zeigt sich zweifelsfrei, dass entgegen einer Vielzahl an medial verbreiteten Berichten und Vorurteilen Gold in einer Gesamtbetrachtung schon heute als sehr nachhaltiges Investment im Sinne der ESG-Richtlinien einzustufen ist. Und die gesamte Branche unternimmt große Anstrengungen, die verbliebenen Makel zu beseitigen. Abseits der Bedeutung von Gold für Anleger und die Industrie sollte aufgrund der unbestreitbaren Vorteile von Gold die Frage, ob das aktuelle Geldsystem durch eine stärkere Einbindung von Gold nachhaltiger gestaltet werden kann, vermehrt in den Mittelpunkt rücken; dies nicht nur aus ökologischen, sondern auch aus ökonomischen Nachhaltigkeitserwägungen.
Wer sich also von Gold abwendet, wendet sich mit Blick auf die CO2-Bilanz, die Abfallmenge und die Menge an eingesetzten Ressourcen nämlich vom nachhaltigsten Metall der Welt ab.
Originalquelle: Matterhorn - GoldSwitzerland
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