Nach Angaben des World Gold Council, der die Daten zu den staatlichen Goldkäufen bis einschließlich September 2021 veröffentlich hat, haben die Notenbanken weltweit allein in den ersten drei Quartalen dieses Jahres fast 400 Tonnen Gold netto zugekauft. Aus der Statistik geht zudem hervor, dass dies keinesfalls eine Ausnahme ist: Tatsächlich stocken die Zentralbanken ihre offiziellen Goldreserven schon seit Längerem um mehrere hundert Tonnen jährlich auf.

Zu den Käufern zählen in erster Linie die Notenbanken von Schwellenländern wie Brasilien, Indien und Russland. Das liegt Sebastian Hell zufolge vor allem daran, dass die Industrienationen im Gegensatz zu den Schwellenländern bereits einen sehr hohen Anteil ihrer Gesamtdevisenreserven in Form von Gold halten und deswegen keinen Grund sehen, die Bestände weiter zu erhöhen. So halten beispielsweise die USA 78 % ihrer Devisenreserven in Gold, bei Deutschland sind es knapp 75 % und bei Frankreich etwa 65 %. In Russland beträgt der Anteil dagegen nur 22 %, in Indien sind es 6,5 % und in Thailand 5 %. Diese Länder haben daher ein Interesse am Aufbau ihrer Goldreserven, mit denen sie das Vertrauen in die eigene Währung stärken und diese dadurch stabilisieren können.

Doch warum hat diese stetige Nachfrage keine spürbare Auswirkung auf den Goldpreis? Grund sei die „extreme Entkopplung“ zwischen dem physischen Goldmarkt und dem Markt für Papiergold (Futures, Zertifikate, Optionen etc.), so Sebastian Hell. Das Volumen dieses Papiergoldmarktes wird auf das 100- bis 300-fache des physischen Marktes geschätzt – entsprechend überproportional ist daher auch sein Einfluss auf die Preisbildung.

Der Marktbeobachter geht davon aus, dass die Papiermärkte systematisch genutzt werden, um einen plötzlichen Ausschlag des „Angstbarometers“ Gold nach oben zu verhindern. Der langsame Anstieg des Preises im Laufe der Zeit lässt sich jedoch auch so nicht stoppen. Eine Investition in Gold ist nach Ansicht von Sebastian Hell daher dennoch sinnvoll, da das gelbe Metall die ultimative Versicherung und die Ausgangsbasis für einen Neuanfang darstellt, falls das Finanzsystem wirklich zusammenbricht. 

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