Letzte Woche ist der Goldpreis innerhalb von nur drei Tagen von 1850 $ auf rund 1780 $ abgerutscht. Grund für diesen Sell-off war der Vorsitzende der US-Notenbank Jerome Powell, der während einer Pressekonferenz am Mittwoch noch etwas „hawkisher“ gab als die Fed in ihrem zuvor veröffentlichten Statement. Das Ende der Anleihekäufe sowie eine anschließende Bilanzverkürzung, ein erster Zinsschritt im März und noch zwei bis drei weitere in diesem Jahr waren bereits in Aussicht gestellt. Powell deutete jedoch bis zu fünf Zinsanhebungen 2022 an und sorgte damit für Überraschung an den Märkten.
Der Goldpreis gab daraufhin deutlich nach, weil höhere Zinsen auch höhere Opportunitätskosten für Gold bedeuten. Sebastian Hell weist zwar darauf hin, dass die Realzinsen aktuell tief im Minusbereich liegen, doch die Märkte erwarten offenbar weiterhin, dass die Notenbank die Inflation in den Griff bekommt. „Die Märkte unterschätzen das Inflationsrisiko immens“, so der Marktbeobachter. Steigende Öl- und Transportkosten, Lieferkettenprobleme und Lohndruck werden seiner Einschätzung nach in diesem Jahr für hohe Inflationsraten im Bereich von 4-5 % sorgen. Real bestehen daher keine Opportunitätskosten für den Goldbesitz.
Ungeachtet der jüngsten Kursentwicklung gibt es jedoch auch Lichtblicke am Goldmarkt. So hat beispielsweise die russische Zentralbank ihre offiziellen Bestände weiter erhöht, auf nunmehr 74 Mio. Unzen bzw. 2.301 Tonnen. Das entspricht 21% der gesamten Devisenreserven des Landes. Auch andere Schwellenländer investieren massiv in Gold, da das Edelmetall das Vertrauen in die eigene Währung stärkt. Zudem bietet Gold Unabhängigkeit vom US-Dollar und damit auch Schutz vor möglichen Sanktionen.
Eine positive Wirtschaftsentwicklung der Schwellenländer wird Sebastian Hell zufolge in den kommenden Jahren zu verstärkter Nachfrage nach dem gelben Metall führen und dadurch auch den Preis stützen. Langfristig rechnet er deshalb mit höheren Kursen und nutzt das aktuelle Niveau gerne für Nachkäufe. Die jüngsten Zuflüsse in die Gold-ETFs zeigen, dass auch institutionelle Investoren wieder Gold kaufen. Dies könnte in den nächsten Tagen oder Wochen zur Bodenbildung am Goldmarkt führen und die Basis für eine neue Aufwärtsbewegung legen.
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