Zwar sagt der Experte gleich zu Beginn, dass er sich nicht festlegen will, ob wir uns wirklich in einem Rohstoff-Superzyklus befinden. Allerdings beobachtet er die Entwicklung eines Ungleichgewichts zwischen Angebot und Nachfrage, das sich positiv auf die Entwicklung der Kurse auswirken könnte. Da viele institutionelle Investoren zunehmen auf ESG-Kriterien achten, fehlt es in bestimmten Sektoren der Rohstoffmärkte und im Bergbau im Allgemeinen in Investitionsgeldern, während gleichzeitig große Rohstoffmengen für den Umstieg auf erneuerbare Energien benötigt werden. Dies könne die Preise langfristig nach oben treiben. Zudem seien Teile des Sektors im Verhältnis zu anderen Assets wie z. B. Aktien noch unterbewertet.

Auch die steigenden Inflationsraten sprechen Hansen zufolge für die Fortsetzung des Aufwärtstrends. Er rechnet damit, dass die Inflation auch weiterhin auf erhöhtem Niveau bleibt, während das Wirtschaftswachstum sinken könnte. Für die allgemeinen Finanzmärkte sei das „keine gute Mischung“, die Rohstoffe könnten jedoch profitieren.

Ole Hansen stimmt mit Friedrich darin überein, dass Gold, welches sich seit dem neuen Allzeithoch im August 2020 in einer Korrekturphase befindet, aktuell unterbewertet ist. Einschränkend fügt er jedoch hinzu, dass Gold der Rohstoff ist, dessen Kurs am stärksten vom Zinsniveau und der Entwicklung des US-Dollars abhängt und deswegen zuletzt keine Gewinne verbuchen konnte. Eine Abschwächung des Dollars wäre seiner Einschätzung nach nötig für eine neue Aufwärtsbewegung am Goldmarkt, ebenso wie ein Zinsniveau, welches sich inflationsbereinigt weiterhin im Minusbereich bewegt.

Eine Rückkehr zum Kursniveau von rund 2000 USD je Unze Gold hält Hansen für realistisch. Die Käufe der Zentralbanken, die im zweiten Quartal wieder ausgeweitet wurden, könnten zusätzliche fundamentale Unterstützung für den Edelmetallsektor bieten. Silber könnte im Fall einer neuen Aufwärtsbewegung besonders profitieren, da sich am Silbermarkt nicht nur Makro-Faktoren wie Inflation und Zinsniveau positiv auswirken, sondern auch industrielle Entwicklungen wie die weiterhin steigende Nachfrage nach Solarpanels. Zudem ist Silber noch weit von seinem Allzeithoch aus dem Jahr 2011 entfernt. Auf die Frage, welchen Rohstoff er wählen würde, wenn er nur in einen einzigen investieren könnte, meint Hansen dann auch: „Wahrscheinlich Silber.

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