Wie ich das in meinem Beitrag von 25. September bereits dargelegt hatte, kommt es im Rahmen einer Edelmetallhausse zu systematischen Korrekturen in einer Größenordnung von -20% bei Gold und -30% bei Silber. Seit dem Hoch, welches Ende Juli dieses Jahres bei etwas mehr als 2.000 USD je Unze verzeichnet wurde, ist der Goldpreis um 14% gesunken.

m gleichen Artikel schrieb ich:

„Aktuell steht der 200-tägige gleitende Durchschnitt des Goldkurses bei 1.720 USD. Es ist möglich, dass diese Marke vorübergehend unterschritten wird – nicht aus fundamentalen Gründen, sondern infolge von Übertreibungen des Sentiments. Die Märkte bewegen sich zwischen Euphorie und Angst hin und her und lösen dadurch exzessive Kursbewegungen aus. Im Anschluss an solche Bewegungen beruhigt sich die Lage dann und die Fundamentaldaten gewinnen wieder die Überhand.“

Während ich diese Zeilen schreibe, notiert der Goldpreis bei 1.771 USD je Unze. Selbst falls der Kurs noch ein wenig nachgeben sollte, ist diese Korrektur keinesfalls überraschend.

 

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Am 7. August schrieb ich auf Twitter (in Englisch), dass der Kurs wahrscheinlich ein vorübergehendes Hoch gebildet hat und nun eine Korrekturphase beginnen würde. Genau das ist auch geschehen.

 

 

Ich ging zudem davon aus, dass auch der Silberpreis korrigieren und bis auf 20-21 USD je Unze fallen würde. Heute notiert das weiße Metall bei knapp über 22 USD.

 

 

Nach vier Monaten des Rückgangs nähern sich Gold und Silber nun einem zwischenzeitlichen Tief. Die Stimmung am Goldmarkt ist in exzessiven Pessimismus umgeschlagen und die Euphorie hat der Angst Platz gemacht.

Aus fundamentaler Sicht sind es vor allem die Realzinsen, die die Entwicklung des Goldpreises beeinflussen. Wie wir anhand der folgenden Grafik sehen können, verhält sich Gold noch immer so wie schon seit Jahrzehnten: Es spiegelt die umgekehrte Entwicklung des inflationsbereinigten Zinsniveaus wider.

 

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Hier noch ein Chart der gleichen Werte, aber mit der invertierten Kurve der Realzinsen:

 

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Man sieht sehr deutlich, dass der Goldpreis steigt, wenn die Realzinsen tiefer und tiefer in den negativen Bereich sinken. Wenn die Sparer (nach Einberechnung der Inflation) negative Erträge erzielen, wenden sie sich den Vermögenswerten zu, mit denen sie sich schützen können, allen voran Gold.

Zum Schluss noch eine letzte Grafik, die eine charakteristische Abweichung des Goldkurses beim Erreichen eines Tiefs zeigt: Der Goldpreis im Vergleich zu den Realzinsen (invertiert).

 

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Sollte man deshalb einen Anstieg der Realzinsen fürchten?

Nein, denn das würde voraussetzen, dass die Zentralbanken aufhören, massiv Staatsschulden aufzukaufen und Geld zu drucken. Falls Sie diesbezüglich Zweifel hegen, reicht es, Christine Lagarde von der EZB oder neuerdings auch den beiden Wirtschaftsberatern von Donald Trump und John Biden (Gary Cohn bzw. Dr. Stephanie Kelton) zuzuhören, die bestätigen, dass das nächste „Hilfspaket“ rund 5 Billionen USD umfassen wird.

Die fortgesetzten massiven Schuldenkäufe werden die Zinsen auch in den kommenden Jahren weiter unter Druck setzen. Und in Anbetracht des allgemeinen Schuldenstands wissen wir, wenn wir ehrlich sind, dass keine Regierung sich einen Anstieg des Zinsniveaus überhaupt leisten könnte.

Erinnern wir uns, dass die Realzinsen nach dem Zweiten Weltkrieg in den Vereinigten Staaten mehr als 30 Jahre lang negativ blieben, und dass zahlreiche Industriestaaten in den zehn Jahren nach dem Krieg Realzinsen im Bereich von -5% bis -60% verzeichneten, wie der Analyst Luke Gromen treffend beschreibt. Die Inhaber von Anleihen mussten im Allgemeinen für den Krieg bezahlen, und beim „Krieg“ gegen Covid-19 wird es nicht anders sein. Die inflationsbereinigten Realzinsen werden negativ bleiben.

Wir sind daher weit davon entfernt, das Top an den Edelmetallmärkten zu erleben. Die aktuelle Korrekturphase ist kurz vor ihrem Ende.

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