Ersparnisse anzulegen ist vollkommen normal und notwendig, doch deutet ein überzogener Spartrieb nicht auf Angst vor der Zukunft hin? Diese Neigung scheinen die Europäer gemäß einer kürzlich veröffentlichten Studie der Research-Abteilung von Natixis an den Tag zu legen. „Amerikanische Konsumenten haben ein sehr dynamisches Ausgabeverhalten, während es die Verbraucher der Eurozone vorziehen zu sparen“, hebt Direktor Patrick Artus hervor. Exzessiver Konsum und die damit einhergehende Verschuldung sind mit Sicherheit auch kein gutes Vorbild und ein Fehler, den die Amerikaner oft begehen. Dennoch stellt die Studie bei den Konsumenten der Eurozone eine übertriebene Vorsicht fest.

Mehrere Gründe, denen wir nur zustimmen können, werden angeführt, um das über das Notwendige hinausgehende Sparverhalten der Europäer zu erklären:

  • Sorge angesichts der staatlichen Defizite, die in der Eurozone – aber nicht in den USA – zu einem als “Ricardianische Äquivalenz” bezeichnetem Verhalten führt (vorsorgliches Sparen in Erwartung einer künftigen Kompensation des Staatsdefizits, d. h. die privaten Haushalte sparen, weil sie mit einer kommenden Steuererhöhung rechnen)
  • Demografische Lage: stärkere Überalterung der Bevölkerung in der Eurozone als in den USA
  • Rentensystem: Kapitalgewinne für das kapitalgedeckte System in den USA, aber Probleme beim Ausbalancieren der Umlagesysteme in Europa
  • Rasche Zunahme der Produktivität in den USA, während sie im Euroraum sinkt, was zu einer wachsenden Kluft bei den erwarteten zukünftigen Einnahmen führt

Was den ersten Punkt betrifft, so haben die USA ebenfalls ein enormes Haushaltsdefizit ... aber ihre Währung ist der Dollar, den sie im großen Stil drucken können, weil die Welt ihn braucht (für den internationalen Handel, zur Bezahlung von Rohstoffen etc.). Mit den BRICS-Staaten, die sich von der US-Währung befreien wollen, treten die Grenzen dieses Systems zwar langsam zum Vorschein, doch es bleibt noch etwas Zeit.

Die Demografie gereicht den USA ebenfalls zum Vorteil, belastet aber die in Europa vorherrschenden umlagefinanzierten Rentensysteme: Wer wird die Renten bezahlen? Die Menschen im Ruhestand werden gezwungen sein, eine Senkung ihrer Renten zu akzeptieren, das ist unausweichlich.

Schließlich, und das ist das größte Problem, geht die Arbeitsproduktivität in der EU zurück, während sie in den Vereinigten Staaten zunimmt. Deklassierung und Verarmung stehen uns bevor. Die Studie fragt nicht nach den Ursachen für diese große Kluft zwischen der Produktivität auf beiden Seiten des Atlantiks, aber für uns sind sie klar, und wir haben sie in diesen Beiträgen bereits angesprochen: die steigenden Energiekosten aufgrund einer mit aller Macht betriebenen "Energiewende" (Windräder nützen nicht viel, sie verteuern nur den Strom) und die Bumerang-Sanktionen gegen Russland (Auf Wiedersehen, billiges Erdgas! Hallo, viermal so teures amerikanisches Flüssiggas). Dazu kommen die zerstörerischen Auswirkungen dieser Politik: das obligatorische Elektroauto im Jahr 2035 (Ruhe in Frieden, europäische Automobilindustrie), die im Green Deal vorgesehene Reduzierung der Pflanzenschutzmittel um 50 % bis 2030 (RIP, europäische Landwirtschaft) usw.

Zum Schluss wollen wir noch einen legitimen Grund für Zukunftsangst anfügen: das Marschgeräusch von Soldatenstiefeln in der Ukraine (Von der NATO? Von der französischen Armee? Macron zieht die Entsendung von Truppen in Erwägung.). Es fehlt wirklich nur noch ein großer Krieg (konventioneller Art, an den schlimmsten Fall wollen wir gar nicht denken), um die europäische Wirtschaft vollends zu versenken...

Wenn man die Gesamtsituation betrachtet, ist es tatsächlich umsichtig, Geld beiseitezulegen. Die Europäer haben leider recht, die Zukunft gibt Anlass zur Sorge. Zu meiden sind allerdings Finanzprodukte in Euro (die Währung wird beim Untergang des Kontinents mit in die Tiefe gerissen), Immobilien (Wer wird Ihnen diese noch zum aktuellen Wert abkaufen?) und Aktien (mit Ausnahme einiger sehr international ausgerichteter Unternehmen). Was soll man also wählen? Vermögenswerte, deren Wert von der Welt und nicht von Europa abhängt, und die leicht transportierbar sind (seien wir vorsichtig): physisches Gold, Bitcoin, und eventuell das ein oder andere Asset hier oder dort auf der Welt, wenn Sie die richtigen Informationen und die richtigen Kontakte haben ... Kurz gesagt, Gold, real und/oder digital. Ja, es ist klug, sich jetzt zum Sparen zu verpflichten.

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