15. August 1971. Richard Nixon, Präsident der Vereinigten Staaten, verkündet das Ende der Umtauschbarkeit des Dollars in Gold. Er gibt gleichzeitig weitere Maßnahmen bekannt, die die Wirtschaftsfreiheit einschränken, wie beispielsweise Preisstopps und das Einfrieren der Löhne.

Die Entscheidung vom 15. August 1971 war keine einfache administrative Entscheidung, sondern ein beispielloses historisches Ereignis. Während die Währungen seit Jahrtausenden auf Sachwerten basierten, insbesondere auf Edelmetallen wie Gold und Silber, hat Richard Nixon die größte Enteignung der Geschichte angeordnet, indem er entschied, dass die US-Dollars fortan nichts als Papier sein würden.

Auch zuvor war der Umtausch von Dollars in Gold nicht ohne weiteres möglich, sondern lediglich den Zentralbanken vorbehalten. Seit 1933 war es den Amerikanern infolge einer Entscheidung des Präsidenten Roosevelt verboten, Gold zu besitzen. Dieses Verbot wurde kurz nach der Entscheidung vom 15. August 1971 aufgehoben. In Europa war die Konvertibilität der Währungen in Gold während dem ersten Weltkrieg aufgehoben worden, kehrte dann in den 1920-er Jahren vorübergehend zurück, bevor sie in den 1930-ern erneut abgeschafft wurde. Nach der Umsetzung des Bretton-Woods-Abkommen im Jahr 1944 war der US-Dollar die einzige goldgedeckte Währung, zu einem Preis von 35 USD je Unze. Alle anderen Währungen definierten sich im Verhältnis zum Dollar.

Geld ist vor Jahrtausenden auf natürliche Weise aus dem freien Handel zwischen den Menschen entstanden. Es gibt ihnen die Möglichkeit zur Arbeitsteilung, zu sparen, langfristig zu investieren, ökonomische Berechnungen anzustellen und wirtschaftliche Projekte umzusetzen, die in einer primitiven, auf Tauschhandel begrenzten Wirtschaft nicht möglich wären.

Seit jeher gab es Versuche zur Entwertung und Manipulation der Währungen seitens der Regierenden. Doch bis 1971 hat sich das Geld immer dem totalen, unbegrenzten Einfluss der Regierungen entzogen. Die Abschaffung der Umtauschbarkeit in Gold ermöglicht theoretisch die unbegrenzte Geldschöpfung. Die Edelmetalle wurden jahrtausendelang als Geld verwendet, entweder direkt oder durch Ersatzmittel wie Geldscheine, weil sie selten, wertvoll und schwer zu fälschen sind. Sie sind das ganze Gegenteil des Zentralbankgeldes, mit dem wir uns nun schon seit 50 Jahren herumschlagen müssen. Unsere heutigen Währungen haben keinen natürlichen Nutzen, ihre Menge wird vollkommen arbiträr per Tastendruck von Bürokraten bestimmt, welche vom Staat eingesetzt wurden, und ihr Wert hört nicht auf in dem Maße zu sinken, in dem die Geldmenge wächst.

Das traurige 50. Jubiläum des Endes der Umtauschbarkeit von Dollars in Gold hat erhebliche wirtschaftliche, aber in erster Linie soziale und politische Folgen, die Gegenstand des vorliegenden Artikels sind. Geld repräsentiert eine Seite aller Transaktionen, mit Ausnahme des Tauschhandels. Die Währungen nehmen daher eine zentrale Rolle in der Wirtschaft und auch im Sozialleben ein, da sie am Austausch und den Beziehungen zwischen den Menschen beteiligt sind.

Das folgende Zitat schreibt man Lenin zu: „Wer die Kapitalisten vernichten will, der muss ihre Währung zerstören.“ Das ist vielleicht eine der seltenen ökonomischen Wahrheiten, die der kommunistische Führer geäußert hat. Wie kann es sein, dass Tag für Tag Milliarden von Transaktionen mit Geld abgewickelt werden, das an nichts mehr gekoppelt ist und dessen Herstellung praktisch nichts mehr kostet, weil dieses Geld nur noch aus Tinte auf Papier und Bytes im Computer besteht?

Die aktuelle Situation ist mitnichten das Ergebnis eines freien und einvernehmlichen Austauschs zwischen verantwortungsbewussten Individuen, sondern resultiert vielmehr aus Gewalt und willkürlichen Staatshandlungen, die an sich wertlose Währungen zu gesetzlichen Zahlungsmitteln erklärt und deren Verwendung durchgesetzt haben. Wenn die Staaten ihren Bürgern die Freiheit lassen würden, mit der Währung ihrer Wahl zu handeln, wer würde seine Einnahmen dann noch in Euro erhalten wollen, statt in echten, seltenen, wertvollen Gütern, die einen inneren Nutzen haben, wie Gold oder Silber? Nie in der Geschichte ist eine Papierwährung aus dem freien Markt hervorgegangen.

Die Regierungen haben die Konvertibilität der Währungen in Gold aufgehoben, weil sie Gold nicht drucken können. Unter einem Goldstandard hängt die Umlaufgeldmenge von einem physischen Goldbestand ab. Den Möglichkeiten zur Verschuldung eines Staates und der Höhe des Staatshaushaltes sind dadurch enge Grenzen gesetzt. Ein Staat kann sich nur in Höhe seiner Goldreserven oder der Goldbestände, über die er verfügen kann, verschulden. Dies limitiert das mögliche Wachstum des Staates und die Kontrolle, die dieser über die Gesellschaft ausüben kann.  Wie der frühere US-Notenbankchef Alan Greenspan erklärte, ist der Wohlfahrtsstaat inkompatibel mit einem Goldstandard. Die Voraussetzung für einen Sozialstaat sind hohe öffentliche Ausgaben, die nicht allein durch Steuereinnahmen zu finanzieren sind, welche an die Wirtschaftsaktivität und ihre politische Akzeptanz gebunden sind. Der Wohlfahrtsstaat finanziert sich langfristig durch Geldschöpfung und die Monetarisierung der Staatsschulden mittels der Zentralbanken. Um ihre Macht zu steigern und die Kontrolle des Staates über unser Leben auszuweiten, haben die Regierenden den Goldstandard geopfert und damit auch jede wahre wirtschaftliche Freiheit. Wenn eine Regierung die Umtauschbarkeit des Geldes in Gold abschafft, ist das ein unilateraler Akt der Enteignung. Der Übergang von einem auf Gold (oder einem anderem, vom freien Markt bestimmten Gut) basierenden Währungssystem zu einem uneingeschränkt vom Staat kontrollierten Währungssystem bedeutet gleichzeitig die Aufgabe einer freiheitlichen Ordnung, in der die Eigentumsrechte respektiert werden, zugunsten eines tyrannischen Regimes, in dem staatlichen Enteignungen keine Grenzen mehr gesetzt sind. Ohne Goldstandard gibt es keine sichere Möglichkeit mehr, die eigenen Ersparnisse vor staatlichen Konfiszierungen zu schützen. Die Inflation, eine Art „legaler Diebstahl“, vernichtet schrittweise das Vermögen der Bürger zugunsten der Staatsfinanzen. Aufgrund ihrer negativen Nebenwirkungen muss die Inflation immer bekämpft werden.

Inflation als Kriegstreiber

Die Abschaffung der Umtauschbarkeit ihrer Währungen in Gold ermöglicht den Staaten die Finanzierung von Kriegen, die möglicherweise gar nicht stattfinden oder zumindest deutlich eher enden würden, wenn die Staaten ihre Armeen nicht mittels Gelddrucken finanzieren könnten. Wäre die Konvertibilität von Geld in Gold während des Ersten Weltkriegs nicht aufgegeben worden, hätte dies den Krieg wahrscheinlich um viele Monate verkürzt und Millionen Leben gerettet. In der jüngeren Vergangenheit haben die USA für die Finanzierung des weit weniger mörderischen Kriegs im Irak mehr als 2 Billionen Dollar aufgewendet. Das entspricht rund 40.000 Tonnen Gold, d. h. in etwa dem Fünffachen der amerikanischen Goldreserven, die sich den Angaben zufolge auf über 8.000 Tonnen belaufen. 40.000 Tonnen sind etwa 20 % der gesamten Goldreserven weltweit, die auf rund 200.000 Tonnen geschätzt werden. Wer würde glauben, dass die USA derartige Summen für den Krieg im Irak hätten aufwenden können, wenn sie beim Goldstandard geblieben wären?

Inflation: Eine Zwangsabgabe, die nicht angerechnet wird

Seit 1971 haben sich die Zwangsabgaben im Verhältnis zum BIP in fast allen Industriestaaten erhöht (Irland, wo die Steuerlast verringert wurde, stellt eine Ausnahme dar). Während sie in den OECD-Staaten 1971 im Schnitt noch 27,2 % betrugen, beliefen sie sich 2019 auf 33,8 % (letzter verfügbarer Datensatz). Die Rate der Zwangsabgaben berücksichtigt jedoch nicht die Inflation, was den tatsächlichen Einfluss des Staates auf die Wirtschaftsaktivität verfälscht. In Frankreich wird Kapital nicht direkt besteuert, mit Ausnahme von Immobilienkapital über 1,3 Millionen Euro (0,7 % - 1,5 % pro Jahr). Nicht mit eingerechnet ist dabei natürlich die Inflation, die nach und nach den Wert des Kapitals zerstört, das nicht in ein Asset investiert ist, dessen Rendite die Inflationsrate übersteigt. Das bedeutet, dass die privaten Haushalte, die ihre Ersparnisse als Bargeld oder auf einem Girokonto verwahren, nach und nach enteignet werden, weil die Kaufkraft ihrer Ersparnisse abnimmt. Die Inflation ist eine versteckte, aber sehr reale Steuer. In Frankreich beläuft sich die kumulierte Inflation seit 1971 auf 634 %. Dabei handelt es sich um die vom staatlichen Statistikinstitut INSEE berechnete Inflationsrate. Diese beruht auf einem theoretischen Warenkorb, während jeder von uns in Wirklichkeit seinen ganz persönlichen Warenkorb hat – je nach unserem Konsumprofil erleben wir also nicht alle die gleiche Inflation. Zudem nimmt das INSEE Anpassungen vor, um Qualitätssteigerungen zu berücksichtigen. Das führt zur Unterbewertung der realen Preise, die wir für bestimmte Produkte bezahlen, insbesondere für Technologie wie z. B. Computer und Hardware. Aus methodologischer Sicht wird es immer schwieriger, bestimmte Preise zu erfassen, weil sie stark schwanken, wie beispielsweise Flugzeugtickets. Zehn Passagiere in einem Flugzeug, in der gleichen Komfortklasse, können in Abhängigkeit vom Kaufdatum und dem Medium, über das sie ihre Reservierung gemacht haben, zehn unterschiedliche Preise bezahlt haben – ohne die Vorteile im Rahmen verschiedener Treueprogramme miteinzubeziehen. In der vom INSEE berechneten Inflationsrate werden insbesondere die realen Wohnkosten der Haushalte unterbewertet. Das Institut berücksichtigt Mieten und Nebenkosten, aber nicht die Kosten für den Kauf einer Wohnstätte, die als Investition und nicht als Konsum betrachtet werden. Das INSEE betrachtet die Konsumausgaben, was per Definition die Steuern ausschließt. Allerdings belasten diese den Lebensstandard der Haushalte und haben sich seit 1971 stark erhöht. Wenige Ökonomen sprechen darüber, aber wir glauben, dass die Inflation wie eine Vermögenssteuer behandelt werden sollte, die es bei der Berechnung der gesamten Steuerlast zu berücksichtigen gilt.

Die Inflation schadet den Familienunternehmen und der intergenerationalen Solidarität

Die Inflation, zusammen mit dem Rentensystem und dem Erbsteuersystem, welches in Frankreich einen besonders konfiskatorischen Charakter hat, schadet der Vermögensbildung und erschwert die Weitergabe von Familienvermögen über mehrere Generationen hinweg. Der Wohlfahrtsstaat mit seinen Pflichtabgaben für das staatliche Rentensystem beeinträchtigt auf der einen Seite die Fähigkeit der Haushalte zur Vermögensbildung und wirkt auf der anderen Seite der Solidarität innerhalb der Familien entgegen. Die Höhe der Rente ist unabhängig von der Anzahl der Kinder im Haushalt und setzt damit keinen Anreiz, Kinder zu bekommen, um den Lebensabend abzusichern. Die Kinder werden auf der anderen Seite nicht dazu angeregt, sich um ihre Eltern zu kümmern, da sie darauf vertrauen können, dass der Staat für das Nötigste aufkommt. Die Erbsteuer, deren Grenzsteuersatz in Frankreich bei 45 % liegt, ist sehr abschreckend für Unternehmer, die ihren Erben Kapital übertragen möchten. Jeglicher Anreiz zum Sparen mit Blick auf das eigene Erbe sowie die traditionelle Funktion der Familie werden dadurch untergraben, die Solidarität und gegenseitige Unterstützung zwischen verschiedenen Generationen geschwächt. Wohlhabende Familien, die ihren Kindern Kapital übertragen wollen, werden so ins Steuerexil getrieben, da andere OECD-Staaten die Erbsteuer für Erben ersten Grades abgeschafft oder stark reduziert haben.

Die Inflation ändert persönliche Lebensentscheidungen

Die Inflation verteuert die Lebenskosten, sodass in vielen Familien ein zweites Einkommen gebraucht wird und auch die Frau außerhalb des Haushalts arbeiten geht. In den letzten 50 Jahren ist es zur Norm geworden, dass Frauen einer bezahlten Arbeit nachgehen, was sich auf das Familienleben auswirkt. Zwei statt einem Einkommen pro Familie zu haben, kommt auch dem Staat zugute, der die Steuereinnahmen wachsen sieht. Aufgrund der höheren Lebenskosten gehen die Menschen mehr und länger arbeiten, wodurch sich die für die Familie verfügbare Zeit verringert. Auch das durchschnittliche Heiratsalter steigt infolgedessen und die Einrichtung eines Familienheims wird verzögert, bis das Paar ein Minimum an wirtschaftlicher Sicherheit erreicht hat, insbesondere hinsichtlich der Wohnverhältnisse. Verschiedene Studien haben gezeigt, dass eine Korrelation besteht zwischen Zeiten steigender Preise und einer Zunahme der Scheidungen. Diese sozialen Entwicklungen führen selbstverständlich auch zum Absinken der Geburtenrate. Die Inflation wirkt sich folglich nicht nur auf das Preisniveau aus, sondern auch auf die Natur der sozialen Beziehungen und die Entwicklung der Familien. Vom Anstieg der Immobilienpreise sind die privaten Haushalte besonders betroffen. Der Preis für 1 Unze Gold ist von 37,30 $ im Januar 1971 auf 1.746,90 $ im März 2021 geklettert – ein Anstieg um 4.689 %. Im gleichen Zeitraum hat sich der mittlere Preis eines Hauses in den USA von 25.787 $ auf 314.769 $ erhöht, was einem Plus von 1.221 % entspricht. Für Goldbesitzer ist ein durchschnittliches Haus also viel erschwinglicher geworden. 1971 kostete es 691 Unzen, verglichen mit 180 Unzen 2021, also fast viermal weniger. Für einen amerikanischen Arbeiter gilt das keineswegs. Ein Angestellter mit Mindestlohn (1,60 $/Stunde) musste 1971 mehr als 16.000 Stunden arbeiten, um sich ein durchschnittliches Haus kaufen zu können, was bei Vollzeit (mit 40 Arbeitsstunden pro Woche) rund 7,5 Jahren entsprach. Je nach Bundesstaat existieren heute verschiedene Mindestlöhne in den USA. Für einen Arbeiter in Minnesota, wo der Mindestlohn bei 8,21 $/Stunde liegt, bedeutet das mehr als 38.000 Stunden bzw. 18,5 Jahre Arbeitszeit (bei 40 Arbeitsstunden pro Woche) für den Kauf eines Hauses. In Arbeitsstunden für einen Arbeiter mit Mindestlohn ausgedrückt ist ein Haus heute also 2,4-mal teurer als noch vor 50 Jahren. Auch geografische Unterschiede haben sich infolge der zunehmenden Metropolisierung verstärkt. Für Familien mit mehreren Kindern ist es unerschwinglich geworden, in Manhattan oder im Silicon Valley zu wohnen, wenn sie nicht sehr wohlhabend sind. Das gleiche gilt auch für Paris oder London.

Inflation erhöht die Risikobereitschaft

Keynes bezeichnete die Inflation als „Euthanasie des Rentiers“. Seine Gefolgsleute haben sie umgesetzt. Heute ist es regelrecht selbstmörderisch, seine Ersparnisse auf einem Girokonto oder in anderen Vehikeln wie Sparbüchern und Lebensversicherungen aufzubewahren, die weniger einbringen als die Inflation. Diese „Investitionen“ haben negative Erträge, welche die Kaufkraft der Ersparnisse zerstören. Um nicht mit Sicherheit Geld zu verlieren, müssen die privaten Haushalte sich riskanten Anlegewerten zuwenden: Immobilien, Aktien, Anleihen und andere. Dies erfordert eine eingehende und regelmäßige Beschäftigung mit dem Thema, die Auswahl der Vehikel und die Durchführung von Operationen entsprechend der Marktentwicklung. Sicherlich werden einige Haushalte hier Mittel finden, um ihr Vermögen zu vermehren, aber andere werden eine schlechte Wahl treffen, Geld verlieren und in jedem Fall Zeit opfern, die sie lieber für andere Aktivitäten genutzt hätten, wenn die Inflation nicht drohen würde, ihre Ersparnisse zu vernichten.

Inflation schafft Konjunkturzyklen

Durch die Manipulation der Leitzinsen und der Reservesätze der Banken erschafft die Geldpolitik der Zentralbanken die Konjunkturzyklen. Auf Spekulationsblasen folgen notwendigerweise Krisen. Eine akkommodierende Geldpolitik, so wie sie beispielsweise Anfang der 2000-er Jahre angewendet wurde, verfälscht die Wirtschaftlichkeitsrechnungen und veranlasst Unternehmen und Haushalte, sich neu zu verschulden. Sie profitieren von den niedrigen Zinsen, um Investitionen zu tätigen, die sie nicht in Betracht gezogen hätten, wenn der Zinssatz von einem freien Markt bestimmt würde und daher relativ stabil bliebe. Zu Beginn des Jahrtausends haben sich daher viele Haushalte in den USA verschuldet, um ein Eigenheim zu kaufen, obwohl ihre finanzielle Situation das eigentlich nicht erlaubte. Als die Phase der Euphorie vorüber war, die Konjunktur sich abschwächte und die Zinsen wieder stiegen, war die Krise unvermeidlich. Die Haushalte gehen pleite, die Unternehmen ebenfalls und die Projekte werden gestoppt, weil sie sich nicht mehr rentieren. Eine solche Boomphase führt immer zur Verschwendung wirtschaftlicher Ressourcen.

Inflation ändert die Art, Geschäfte zu machen

Inflation fördert die Verschuldung und verhindert das Anlegen von Ersparnissen. Sie senkt die Kreditkosten. Wenn der nominale Zins für ein Darlehen bei 4 % liegt und die Inflation bei 2 %, beträgt der reale Zinssatz nur 2 %. Diese Ermutigung zur Neuverschuldung sowohl für Unternehmen als auch für private Haushalte ändert die traditionellen Mechanismen der Gesellschaft, wo eine Investition üblicherweise mit zuvor angesammelten Ersparnissen getätigt wurde. Die Privatverschuldung steigt immer weiter. Ende 2020 belief sich die Verschuldung nicht finanzieller privater Einheiten (Haushalte und Unternehmen) in Frankreich auf 156 % des BIP. Die praktische Folge dessen ist die Umwandlung der von privaten Unternehmern und Eigentümern geprägten Wirtschaft, die ihre Investitionen im Allgemeinen mit Hilfe ihrer Rücklagen bezahlten, in eine Wirtschaft der Schuldner. Wenn eine Familie für den Kauf eines Eigenheims oder einer Wohnung 90 % des Kaufbetrags von der Bank leiht, ist sie dann tatsächlich Eigentümer? Wenn ein Geschäftsführer 90 % seiner Investitionen mit Bankkrediten finanziert, ist er dann wirklich ein Unternehmer, oder ist er ein Verwalter, der das ausführt, was die Banken ihm erlauben? Die heutige Schuldnergesellschaft hat die wahre wirtschaftliche Macht an die Banken abgegeben. Jede starke Erschütterung der Kreditinstitute, von denen einige weniger als 5 % an Eigenkapital vorhalten, kann eine systemische Krise nach sich ziehen.

Zwei mögliche, verhängnisvolle Szenarien

Unsere heutige Inflationsgesellschaft könnte auf zwei Arten enden, die eine ebenso tragisch wie die andere. Es besteht das Risiko einer Hyperinflation, einer allumfassenden Inflation, die sich schließlich selbst erhält durch das Tempo der exponentiellen Geldschöpfung, in der Größenordnung von mehreren tausend Prozent. In Frankreich kam es während der Französischen Revolution, als die Assignaten in Umlauf waren, zur Hyperinflation. Die Weimarer Republik und in jüngerer Vergangenheit Simbabwe sind traurige Beispiele für Länder, die die Verheerungen einer Hyperinflation erlebt haben. Im Fall von Deutschland hat sie zu einer politischen Krise geführt, in deren Folge eines der schlimmsten totalitären Regime der Geschichte an die Macht kam. Sicherlich scheint die Hyperinflation noch weit entfernt, aber die Zentralbanken haben mit der Einführung der Negativzinsen all ihr Pulver verschossen und scheinen heute Gefangene ihrer Politik der grenzenlosen quantitativen Lockerungen (anders gesagt, des Gelddruckens), ohne die die Wirtschaft zum Stillstand kommt.

Die andere Hypothese ist eine zunehmende Verstaatlichung der Wirtschaft durch Mechanismen wie Preiskontrolle, das Einfrieren der Löhne oder Mietendeckel. Jeder Ökonom weiß, dass diese Maßnahmen nicht funktionieren und die Situation langfristig lediglich verschlimmern. Das verhindert jedoch nicht, dass sie aufgrund ihrer Einfachheit und Demagogie für die Anwärter auf politische Ämter einen großen Reiz haben. Sie ermöglichen den Staatsmännern die Ausweitung ihrer Kontrolle über die Wirtschaft, auch wenn sie die Gefahr bergen, dass die Vermögensbildung zum Erliegen kommt.

Das aktuelle System fault von innen und ist zum Untergang verurteilt. Der innere Wert des Euros oder des Dollars ist null. Wie der Simbabwe-Dollar oder der venezolanische Bolivar werden auch unsere Währungen bald nichts mehr wert sein. Private Initiativen wie der Bitcoin sind Alternativen zu den staatlichen Währungen. Auch Edelmetalle sind langfristig eine rentable Anlage, wie wir gesehen haben. Wir müssen nun auf die Abschaffung der erzwungenen, gesetzlichen Zahlungsmittel hinwirken, damit der Markt gute Währungen hervorbringen kann, zu deren grundlegenden Eigenschaften der Erhalt der Kaufkraft zählt. Hoffen wir, dass die Abschaffung des Goldstandards durch Richard Nixon bald nur als dunkles Zwischenspiel in der Geschichte der menschlichen Freiheit in Erinnerung bleibt. Wir werden erst dann wieder zu einer freien Wirtschaft finden, wenn wir unsere monetäre Freiheit wiederfinden.

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