Nur sehr wenige Menschen verstehen, was Putin zurzeit tut. Und praktisch niemand versteht, was er in Zukunft tun wird.

Ganz gleich, wie seltsam das das klingt: Derzeit verkauft Putin russisches Öl und Gas nur gegen physisches Gold. Er posaunt das nicht in alle Welt hinaus. Und natürlich akzeptiert er noch immer US-Dollars als vorübergehendes Zahlungsmittel. Aber er tauscht all diese Dollars aus dem Verkauf von Öl und Gas umgehend in physisches Gold um! Um dies zu verstehen, reicht es einen Blick auf die Dynamik der Goldreserven Russlands zu werfen und die Daten mit den Deviseneinahmen der Russischen Föderation aus dem Öl- und Gasverkauf im gleichen Zeitraum zu vergleichen.

 

 

Im dritten Quartal haben die physischen Goldkäufe Russlands zudem einen neuen Rekordwert erreicht. In diesen drei Monaten erwarb das Land die unglaubliche Menge von 55 Tonnen Gold – das ist offiziellen Angaben zufolge mehr als die Käufe aller anderen Zentralbanken weltweit zusammen!

Insgesamt haben die Zentralbanken aller Länder ihre Bestände des gelben Metalls im dritten Quartal 2014 um 93 Tonnen aufgestockt. Das war das fünfzehnte Quartal in Folge, in dem die Notenbanken am Goldmarkt zu den Nettokäufern zählten.

Vor nicht allzu langer Zeit gelangten britische Wissenschaftler zu einer Erkenntnis, die vor einigen Jahren in der Zusammenfassung der U.S. Geological Survey veröffentlicht wurde: Europa könne ohne das Energieangebot Russlands nicht überleben. Übersetzt heißt das: „Die Welt wird nicht überleben können, wenn russisches Öl und Gas aus dem globalen Energieangebot gestrichen werden.“

Die westliche Welt, die basierend auf der Hegemonie des Petrodollars errichtet wurde, befindet sich also in einer katastrophalen Lage. Ohne Öl- und Gaslieferungen aus Russland ist sie verloren. Und Russland ist nur noch bereit, sein Öl und Gas im Tausch gegen physisches Gold an den Westen zu verkaufen! Der Trick in Putins Spiel besteht darin, dass der Verkaufsmechanismus für russische Energierohstoffe unabhängig davon funktioniert, ob der Westen bereit ist, mit Gold zu bezahlen. Da Russland aus dem Öl- und Gasverkauf über einen konstanten Zufluss von Dollars verfügt, kann es diese jederzeit zum aktuellen, vom Westen mit allen Mitteln niedrig gehaltenen Kurs in Gold umwandeln. Der Goldpreis wurde durch die künstlich aufgeblähte Kaufkraft des Dollars und mittels Marktmanipulationen seitens der Fed und des Exchange Stabilization Fund (ESF) der USA wieder und wieder sorgfältig nach unten gedrückt. Interessanter Fakt: Die Manipulation des Goldpreises durch eine spezielle Abteilung der US-Regierung – den Notfallreservefonds ESF – welche die Stabilisierung des Dollars zum Ziel hat, ist in den Vereinigten Staaten gesetzlich festgeschrieben.

In der Finanzwelt ist es im Allgemeinen als Tatsache anerkannt, dass Gold eine Art Anti-Dollar ist, d. h., dass sich der Goldpreis entgegengesetzt zum Wert der US-Währung entwickelt.

  • 1971 schloss der US-Präsident Richard Nixon das sogenannte Goldfenster und beendete damit die Umtauschbarkeit des Dollars in Gold, die unter dem Bretton-Woods-Abkommen von 1944 garantiert war.
  • 2014 hat der russische Präsident Wladimir Putin das Goldfenster wieder geöffnet ohne Washington um Erlaubnis zu bitten.

Der Westen verwendet aktuell viel Kraft und viele Ressourcen darauf, die Preise für Gold und Öl nach unten zu drücken. Auf der einen Seite versucht er damit, die wirtschaftliche Realität zu Gunsten des Dollars zu verzerren, auf der anderen Seite versucht er, die Wirtschaft Russlands zu zerstören, das sich weigert gegenüber dem Westen die Rolle des gehorsamen Knechts zu spielen.

Im Verhältnis zum US-Dollar erscheinen Vermögenswerte wie Öl und Gold heute überproportional schwach und unterbewertet. Dies ist eine Folge der großen wirtschaftlichen Anstrengungen des Westens. Putin verkauft die russischen Energiereserven im Tausch gegen den künstlich unterstützten Dollar, um diesen dann sofort gegen Gold einzutauschen, welches dank westlicher Manipulationen unterbewertet gegenüber dem Dollar ist!

In Putins Spiels gibt es ein weiteres interessantes Element: das russische Uran. In den Vereinigten Staaten hängt jede sechste Glühbirne vom Uranangebot an, welches Russland ebenfalls im Tausch gegen Dollars an die USA liefert. Diese brillante Wirtschaftsstrategie Russlands versetzt den Westen unter Führung der USA in die Situation einer Schlange, die aggressiv und unablässig ihren eigenen Schwanz verschlingt.

Die Idee einer goldenen ökonomischen Falle für den Westen stammt wahrscheinlich nicht von Putin persönlich. Es ist anzunehmen, dass sie von seinem Wirtschaftsberater Dr. Sergei Glasjew entwickelt wurde. Warum sonst wäre der anderweitig nicht involvierte Geschäftsbürokrat Glasjew zusammen mit so vielen anderen russischen Unternehmern von Washington auf die Sanktionsliste gesetzt worden? Die Idee des Ökonomen wurde von Putin brillant umgesetzt – mit voller Unterstützung seines chinesischen Kollegen Xi Jinping.

 

 

In diesem Kontext ist eine Aussage der stellvertretenden Zentralbankvorsitzenden Russlands, Xenia Judajewa, besonders interessant: Im November erklärte sie, dass die Notenbank des Landes das Gold aus den Staatsreserven im Bedarfsfall nutzen kann, um für Importe zu bezahlen. Diese Aussage richtete sich vor dem Hintergrund der vom Westen erlassenen Sanktionen offenkundig an die BRICS-Staaten und in erster Linie an China. Für China ist Russlands Bereitschaft im Tausch gegen Waren mit westlichem Gold zu bezahlen aus einem einfachen Grund sehr praktisch:

China hat angekündigt, dass es seine auf US-Dollar lautenden Gold- und Devisenreserven nicht weiter erhöhen wird. Angesichts des wachsenden Handelsdefizits zwischen den USA und China (aktuell beträgt die Differenz zu Gunsten Chinas das Fünffache) lässt sich diese Aussage wie folgt aus dem Finanzjargon übersetzen: „China hört auf, seine Waren gegen Dollar zu verkaufen.“ Die globalen Medien ignorierten dieses Ereignis, welches das bedeutendste in der jüngsten Geschichte des Währungssystems war. Der Kern der Sache ist nicht, dass China buchstäblich den Verkauf seiner Produkte gegen US-Dollars verweigern wird. Das Land wird den Dollar weiterhin als vorübergehendes Zahlungsmittel akzeptieren. Aber anschließend wird es diese Dollars sofort wieder abstoßen und durch ein anderes Asset in der Struktur seiner Devisenreserven ersetzen. Andernfalls würde die Aussage der Geld- und Währungsbehörden Chinas – “Wir stoppen die Erhöhung unserer auf US-Dollar lautenden Gold- und Devisenreserven” – keinen Sinn ergeben. China wird also mit den Dollars, die es aus dem Handel mit anderen Ländern einnimmt, nicht länger US-Staatsanleihen kaufen.

Die interessante Frage ist also: Womit wird China all die Dollars aus dem internationalen Handel ersetzen? Mit welcher Währung oder mit welchem Asset? Eine Analyse der aktuellen Geld- und Währungspolitik Chinas zeigt, dass das Land diese Dollars zu einem großen Teil stillschweigend in Gold umwandeln wird. De facto hat China damit bereits begonnen.

In dieser Hinsicht verläuft das Spiel der russisch-chinesischen Beziehungen für Moskau und Peking äußerst erfolgreich. Russland kauft die Waren aus China direkt mit Gold zum aktuellen Preis. China kauft im Gegenzug russische Energierohstoffe mit Gold zum aktuellen Preis. In diesem russisch-chinesischen Fest des Lebens gibt es Platz für alles: Chinesische Waren, russische Energie und Gold als Zahlungsmittel. Nur der US-Dollar findet darin keinen Platz mehr. Das ist nicht überraschend, da der Dollar weder ein russischer Energierohstoff noch ein chinesisches Produkt ist. Er ist lediglich ein finanzielles Zwischenglied zur Zahlungsabwicklung – und ein überflüssiges noch dazu. Es ist üblich, überflüssige Zwischenglieder bei Interaktionen zwischen zwei unabhängigen Geschäftspartnern auszusondern.
Es muss darauf hingewiesen werden, dass der globale physische Goldmarkt im Vergleich zum Weltmarkt für physisches Rohöl äußerst klein ist. Und vor allem verglichen mit dem Gesamtmarkt für Öl, Gas, Uran, und Waren aller Art ist der physische Goldmarkt mikroskopisch. Die Betonung liegt auf „physischem“ Gold, denn im Tausch für seine ebenfalls physischen Energieressourcen akzeptiert Russland nur physisches Gold, kein Papiergold. China verfolgt die gleiche Strategie, in dem es physisches Gold zu künstlich abgewerteten Preisen als Zahlung für die Lieferung physischer Waren annimmt. Die Hoffnung des Westens, dass Russland und China sogenanntes „Papiergold“ in verschiedenen Formen als Zahlung akzeptieren würden, hat sich nicht erfüllt. Die beiden Staaten sind nur an echtem Gold und physischem Metall als finales Zahlungsmittel interessiert.

Zum Vergleich: Das Handelsvolumen mit Papiergold wird allein am Terminmarkt auf 360 Milliarden $ pro Monat geschätzt. Physisch geliefertes Gold macht dagegen nur 280 Millionen $ monatlich aus. Das Verhältnis von Papiergold zu physischem Gold beträgt damit rund 1000:1.

Indem er dem Markt im Tausch gegen einen künstlich aufgeblähten Vermögenswert (US-Dollar) aktiv ein Asset entzieht, dessen Preis künstlich niedrig gehalten wird (Gold), hat Putin den Countdown zum Ende der weltweiten Hegemonie des Petrodollars eingeleitet. Ohne Aussicht auf positive wirtschaftliche Entwicklungen hat Putin den Westen damit in eine Sackgasse gebracht. Der Westen kann noch so viele Ressourcen aufbringen, um die Kaufkraft des Dollars zu stützen und die Preise für Öl und Gold nach unten zu manipulieren – das Problem des Westens ist, dass seine Goldbestände nicht unbegrenzt sind. Je mehr er Öl und Gold gegenüber dem Dollar abwertet, desto schneller wird er seine Goldreserven verlieren. Mit seinen geschickten Schachzügen sorgt Putin in diesem Spiel dafür, dass die physischen Goldbestände des Westens nach Russland, China, Brasilien, Kasachstan und Indien fließen. Angesichts der aktuellen Geschwindigkeit der Goldabflüsse bleibt dem Westen schlichtweg nicht genug Zeit etwas dagegen zu unternehmen, bis das auf dem Petrodollar basierte System zusammenbricht. Im Schachspiel bezeichnet man die Situation, in die Putin den Westen gebracht hat, als Zeitnot.

Die westliche Welt sieht sich heute mit wirtschaftlichen Entwicklungen und Phänomenen konfrontiert, die in der Geschichte beispiellos sind. Bei fallenden Ölpreisen hat die Sowjetunion früher Gold abverkauft. Heute kauft Russland schnell Gold, wenn die Ölpreise sinken. Russland stellt eine echte Gefahr für das amerikanische Modell der weltweiten Dominanz des Petrodollars dar.

Das Grundprinzip des Petrodollars besteht darin, den westlichen Staaten unter Führung der USA ein Leben auf Kosten der Arbeit und der Ressourcen anderer Staaten zu ermöglichen, da die US-Währung im globalen Währungssystem die zentrale Rolle innehat. Er ist das ultimative Zahlungsmittel. Dadurch wird der US-Dollar in der Struktur des Währungssystems auch zum ultimativen Vermögensspeicher, dessen Tausch gegen ein anderes Asset nicht sinnvoll ist. Unter der Führung Russlands und Chinas arbeiten die BRICS-Staaten nun an einer Rollenänderung für den Dollar im internationalen Währungssystem. Vom ultimativen Zahlungsmittel und Wertspeicher wird er sich durch die gemeinsame Strategie von Moskau und Peking lediglich in ein Zwischenglied im Zahlungsprozess verwandeln. Sein einziger Zweck besteht dann darin, gegen das ultimative Zahlungsmittel und finanzielle Asset getauscht zu werden – Gold. Der US-Dollar verliert auf diese Weise seine zentrale Rolle an einen anderen anerkannten, entnationalisierten und entpolitisierten Vermögenswert – GOLD!

Der Westen sitzt in Putins goldener Falle. Seit dem Bretton-Woods-Abkommen kennen wir schließlich alle die goldene Regel: „Wer mehr Gold hat, macht die Regeln.“ Doch im Westen schweigt man dazu. Man schweigt, weil niemand weiß, die man sich aus dieser Situation herausmanövrieren kann.

Wenn Sie der westlichen Öffentlichkeit die drohende Wirtschaftskatastrophe in allen Details erklären, wird die Öffentlichkeit den Unterstützern des Petrodollar-System äußerst unangenehme Fragen stellen: Wie lange wird der Westen noch in der Lage sein, Öl und Gas aus Russland im Tausch gegen physisches Gold zu kaufen? Und was wird mit dem Petrodollar geschehen, wenn der Westen kein physisches Gold mehr hat, mit dem er russisches Öl, Gas und Uran und chinesische Waren bezahlen kann?

Niemand kann heute Antwort auf diese scheinbar simplen Fragen geben. Das heißt „Schachmatt“, meine Damen und Herren. Das Spiel ist vorbei.

Originalquelle: Gold-eagle

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