Seit Ende 2019 wird in Deutschland pro Quartal Gold im Wert von mehr als einer Milliarde Euro nachgefragt. Der Peak von 2008/2009 wurde aber noch nicht wieder erreicht.

Deutsche Gold-Nachfrage

Die deutsche Nachfrage nach Gold in Form von Goldbarren und Goldmünzen hat im dritten Quartal ein neues 3-Monats-Hoch erreicht. Das meldete der World Gold Council (WGC) in seinem jüngsten Goldmarktbericht (Gold Demand Trends). Goldreporter hat die Zahlen des Branchendienstes einmal zurückverfolgt bis ins vierte Quartal 2008. Denn wir wollten wissen, wie sich die Goldnachfrage in den vergangenen Jahren in Deutschland entwickelt hat und die Größe des deutschen Goldmarktes aufzeigen – in Tonnen und in Euro gerechnet.

Quartals-Peak 2008

Nach wie vor unübertroffen ist die Nachfrage im vierten Quartal 2008, also unmittelbar nach der Lehman-Pleite und mit dem Beginn der Weltfinanzkrise. Denn damals wurden in Deutschland laut den WGC-Zahlen innerhalb von drei Monaten 71 Tonnen Gold im Wert von 2,28 Milliarden Euro nachgefragt. Zum Vergleich: In den ersten drei Quartalen des Jahres 2008 zusammen waren es seinerzeit 43 Tonnen Gold.

Gold: Nachfrage und Warenverfügbarkeit

Im ersten Quartal 2009 folgte dann gleich der bislang ebenfalls ungeschlagene zweitstärkste 3-Monats-Abschnitt – mit einer Nachfrage von 59 Tonnen Gold im Wert von 1,9 Milliarden Euro. Bei der Berechnung haben wir jeweils den Goldpreis-Durchschnitt im jeweiligen Dreimonatszeitraum zugrunde gelegt (London P.M.).

 

Zuletzt lag die deutsche Nachfrage nach Anlagegold vier Quartale in Folge oberhalb von 40 Tonnen (Quelle: World Gold Council).

 

In den Folgequartalen ging die Goldnachfrage dann deutlich zurück. Allerdings lag dies auch an der mangelnden Warenverfügbarkeit. Viele Edelmetall-Shops waren zu dieser Zeit praktisch leergekauft. Und diese Situation haben wir erneut in den Jahren während der Eurokrise (bis 2012), im Umfeld der Corona-Krise und bis zuletzt auch nach dem russischen Einmarsch in der Ukraine mehrfach erlebt.

 

Das meiste Geld steckten Anleger im Rahmen der Weltfinanzkrise von 2008/2009 ins Gold. Der Rekord vom vierten Quartal 2008 mit einer Goldnachfrage von über 2,2 Milliarden besteht weiterhin (Quelle: World Gold Council, Berechnung: Goldreporter).

 

Konstant hohe Gold-Nachfrage seit 2019

Seit Ende 2019, also mit Beginn der Corona-Krise, sehen wir eine konstant hohe Goldnachfrage in Deutschland. Denn diese liegt nunmehr seit praktisch zwölf Quartalen jeweils oberhalb von einer Milliarde Euro.

Und mit der Zeit haben sich enorme Anlage-Volumina angesammelt. Wir haben die WGC-Zahlen aufaddiert:

  • Seit dem vierten Quartal 2019 wurden in Deutschland insgesamt 511 Tonnen Gold im Wert von 16,43 Milliarden Euro nachgefragt.
  • Im Zeitraum seit der Lehman-Krise bis heute haben Anleger in Deutschland 1.909,70 Tonnen Gold im Wert von 61,4 Milliarden Euro gekauft!

Statistischer „Fun Fact“: Die 61,4 Milliarden Euro wurden zu einem Durchschnittskurs von genau 1.000 Euro pro Unze erworben.

Hinzu kommt: Auch Silber war in den vergangenen Jahren hierzulande stark in Form von Barren und Münzen gefragt. Dieses Geschäft hat aber gemessen an der Goldnachfrage einen Anteil von weniger als 10 Prozent.

Warum Deutschland?

Deutsche Anleger gehören traditionell weltweit zu den größten Goldkäufern. Im dritten Quartal 2022 rangierte Deutschland in der Kategorie Anlagegold gemäß der WGC-Zahlen auf Platz vier, hinter China, Türkei und Indien.

Bei den Deutschen sind die Bilder der Hyperinflation während der Weimarer Republik zwischen 1914 und 1923 tief verankert. Praktisch jeder kennt die Fotografien aus den Schulbüchern, auf denen Menschen mit Schubkarren Geldscheine durch die Straßen schieben oder mit Geldscheinhaufen Öfen beheizen. Die maximale monatliche Inflationsrate betrug seinerzeit 32.400 Prozent. Gold stellt den ultimativen Schutz gegen Geldentwertung dar und ist möglicherweise bei den Deutschen derzeit so begehrt.

Originalquelle: Goldreporter

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